Draakk: Etwas ist erwacht. (Horrorthriller) (German Edition)
Nerven gegangen – etwas, das er sich gerade überhaupt nicht leisten konnte. Und irgendwie konnte er sich des Eindrucks nicht erwehren, dass den Typen mit den scharfen Krawatten die Bilder des Blutbads in dem riesigen Hangar auf gänzlich andere Art den Atem verschlagen hatten – fast schon so, als bewunderten sie die Effizienz, mit der die Vernichtungsorgie stattgefunden hatte. Nun, auch das war im Moment nicht sein Problem. Deren einzige Sorge war nach wie vor, den Draakk unversehrt in ihre Hände zu bekommen, und sie wurden nicht müde, ihm dies einzubläuen. Sie hatten sich eine absolut lächerliche Story aus dem Allerwertesten gezogen, von einem Laborunfall und Singer als Ökoterroristen. Und das Erstaunlichste daran war, wie unkritisch die Öffentlichkeit all diese Lügen geschluckt hatte. Tatsächlich war es ungemein tröstlich, die Jungs mit den teuren Krawatten auf der eigenen Seite zu wissen.
Murnauer wurde abrupt aus seinen Gedanken gerissen. Am Rande seines Sichtfelds war ein junger Mensch mit randloser Brille und einem tadellos sitzenden Maßanzug (der selbstverständlich nicht ganz so tadellos saß wie sein eigener) aufgetaucht – sein Assistent. An dessen Namen er sich im Moment beim besten Willen nicht erinnern konnte.
Merkwürdig, diese Gedächtnislücken.
Aber der Name des Burschen war schließlich im Moment auch nicht weiter wichtig. Er hielt eine graue Plastikmappe mit dem Logo des Instituts in der Hand und stellte einen leicht bedröppelten Gesichtsausdruck zur Schau – noch mehr fantastische Neuigkeiten, vermutete Murnauer.
Der Institutsleiter betastete seine angebrochene Nase und war ein weiteres Mal versucht, Schmerzmittel zu nehmen. Aber das könnte sich in Kombination mit den Pillen, die er bereits intus hatte, als fataler Fehler erweisen. Er brauchte jetzt jedes Jota an Konzentration, und dabei würde der Schmerz vielleicht sogar helfen. Sollte er nicht bald Ergebnisse vorweisen können, wäre eine angeknackste Nase wohl noch sein geringstes Problem. Murnauer drehte sich mit geröteten, aggressiv funkelnden Augen vollständig zu dem Assistenten um: »Sie haben besser etwas ganz Fantastisches in dieser Mappe da.« Er deutete er auf den grauen Ordner, den der Assistent ihm entgegenhielt. »Am besten haben Sie Dr. Singer in dieser Mappe«, fügte er leise hinzu. In einem anderen Moment hätte diese Bemerkung vielleicht spaßig gewirkt, aber der Assistent schaute Murnauer weiterhin mit diesem dümmlich neutralen Eselsgesicht an. In seinen Augen lag zugleich ein Ausdruck von – Angst, ja, es war Angst. Als wäre Murnauer gerade dabei, sich in den Unglaublichen Hulk zu verwandeln.
»Status-Update aus dem Lab«, sagte der Assistent knapp und mit angenehm ruhiger Stimme. Er brachte es sogar zustande, halbwegs gefasst zu klingen – keine leichte Angelegenheit für jemanden, der – wenn auch nur als eine Art besserer Handlanger – in seinem Alter bereits in einem Spiel mitmischte, bei dem gerade die Leichen von ein paar hundert übel zugerichteten Menschen in einem Berg verscharrt worden waren. Eingeäschert und verscharrt werden mussten, weil man den Anblick dieser Leichen keinem Bestatter oder Familienmitglied zumuten konnte. Schon gar nicht, wenn diese Menschen angeblich bei einem Chemieunfall ums Leben gekommen sein sollten.
»Und?«, knurrte Murnauer ungeduldig.
»Zwei Punkte, und beide nicht besonders positiv, fürchte ich.«
Murnauer hob in alter Gewohnheit die Hand zum Gesicht, um sich die Nasenwurzel zwischen Daumen und Zeigefinger zu massieren. Sofort raste ein scharfer Schmerz seinen Nasenrücken entlang, da, wo Singers Faust ihn
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