Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Drachen-Mädchen

Titel: Drachen-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
betreffend, da er selbst dieser Gattung anzugehören die Ehre hatte.
    »Aber du kommst doch gar nicht an ihn ran!« wandte sich Ivy protestierend an Stanley persönlich. »Er hockt doch auf einer Insel!«
    Stanley glitt ins Wasser und begann zu schwimmen. Feuerdrachen liebten es nicht zu schwimmen, doch ein Dampfdrache mußte sich im nassen Element wie zu Hause fühlen. Sein Körper lag tief im Wasser, und nur die oberste Schuppenreihe ragte aus der Oberfläche hervor, zusammen mit seinen Augen und seiner Schnauze.
    Doch da regte sich etwas im See. »Paß auf!« rief Ivy. »Ich sehe eine Allegorie!«
    Tatsächlich hatte die Allegorie den schwimmenden Drachen mit einem Artgenossen verwechselt und eilte nun herbei, um einen Vergleich zu ziehen. Ivy hatte mal ein Bild von einer Allegorie in ihrem magischen Malbuch gesehen; sie war grün und besaß eine lange Schnauze mit vielen Zähnen, und sie lebte im Wasser, war aber kein Drache. Sie war – na ja, Ivy wußte auch nicht so genau, was sie war, aber auf jeden Fall war sie.
    Stanley hob den Kopf und blickte sich um. Er erspähte die Allegorie und stieß eine besorgte Dampfwolke aus. Er wußte offensichtlich nicht so recht, wie er mit einem derartigen Ding umgehen sollte; tatsächlich wußten nur wenige lebende Wesen, wie man mit einer Allegorie umgehen konnte, wenn diese sich in ihrem Element befand. Es war bekannt, daß eine Allegorie eine Situation völlig auf den Kopf stellen konnte, ohne sie dabei zu berühren; das war die Magie dieses Dings.
    »Schwimm ihr aus dem Weg!« schrie Hugo.
    Stanley gehorchte und nahm Kurs auf das Ufer. Doch dort kam gerade ein Relevant herbei, um zu trinken. Der Relevant war riesig, besaß vier baumstammähnliche Beine und eine Nase, die so lang war, daß sie auf den Boden herabhing.
    Natürlich liebte dieses Wesen es, seine Nase in anderer Leute Angelegenheiten zu stecken. Stanley wollte mit ihm nichts zu tun haben und schwenkte ab.
    Doch nun schwamm er direkt auf eine Hypotenuse zu, die in flachem Wasser nistete. Die Hypotenuse war unglaublich dick, mit einem riesigen Maul, das sich zu einem Dreieck öffnete. Als Stanley umgekehrt und in schrägem Winkel davongeschwommen war, um schließlich noch einen weiteren winkligen Haken zu schlagen, hatte er eine direkte Kurslinie auf die Hypotenuse genommen.
    »Armer Stanley!« rief Ivy. »Hugo, du mußt dringend etwas unternehmen!«
    Gehorsam zermarterte Hugo sich erneut das Gehirn. »Ich weiß aber nicht, welches Obst solche Ungeheuer aufhalten kann!«
    Als wäre das noch nicht schlimm genug, hatte der Feuerdrache sich inzwischen erholt, schwang sich in die Luft und zog einen Kreis, bereit, auf Stanleys Kopf einen Feuerstoß abzugeben. Zwar würde Stanley untertauchen können, doch lange konnte er nicht unter Wasser bleiben – um dann beim Auftauchen sofort von den Flammen getroffen zu werden. Ivy reagierte alles andere als gelassen auf diese Situation. Immerhin war es ja auch ihr Drache auf dem Podest, der da in Gefahr schwebte.
    »Beeil dich!« schrie sie Hugo an. »Du allein kannst ihn retten! Mach irgend etwas ganz Fantastisches!« Sie wußte, daß er es konnte, weil das zum Wesen der Ritter in schimmernder Rüstung gehörte.
    Dergestalt angespornt, konzentrierte sich Hugo und brachte – ein Bündel dunkler Früchte hervor.
    Ivy hatte ein gewaltiges Vertrauen in Hugo, doch jetzt konnte sie selbst einen leisen Zweifel nicht unterdrücken, als sie sie erblickte. »Trauben?«
    »Das sind die Früchte des Zorns«, erklärte Hugo stolz. »Ich habe sie noch nie hervorzaubern können. Aber sie sind sehr gefährlich. Bist du sicher, daß…?«
    Der Feuerdrache schoß auf Stanley zu, und die Allegorie und die Hypotenuse kamen ebenfalls auf ihn zu. »Wirf sie! Wirf sie!« schrie Ivy.
    »Vielleicht wird es uns noch leid tun«, sagte Hugo und schleuderte die Trauben im selben Augenblick, als der Feuerdrache gerade seinen Feuerstrahl gegen Stanleys Nase richtete. Stanley tauchte unter, um dem Flammenstoß zu entgehen. Der Nebel fing Feuer.
    Die Flammen sprangen von einem Nebelfetzen zum anderen über. Schon nach wenigen Augenblicken war der ganze See von ihnen übersät. Der Feuerdrache flatterte heftig und versuchte, den Flammen auszuweichen, die plötzlich vor ihm emporloderten. Er war zwar ein Feueratmer, aber seine Flügel waren nicht feuerfest. Jetzt hatte er genug mit sich selbst zu tun, um sich noch um Stanley kümmern zu können. Er mußte seine eigene Schuppenhaut retten.
    Die anderen Wesen

Weitere Kostenlose Bücher