Drachen-Mädchen
schnüffelte den Zappler auf.
»Dampf ihn!« rief Hugo. »Zerstör ihn!«
Achselzuckend ließ der kleine Drache einen Dampfstrahl los. Der Dampf umhüllte den Zappler und kochte ihn an Ort und Stelle gar. Kurz darauf stürzte der Wurm tot zu Boden.
»Wie beruhigend!« sagte Hugo. »Mein Vater sagt, daß seit dem letzten Zapplerschwarm dreißig Jahre vergangen sind. Er hofft, daß es nie wieder einen geben wird. Er meint, wenn die Zappler jemals außer Kontrolle geraten sollten, ist sich niemand in Xanth mehr seines Lebens sicher.«
»Aber was machen denn die Zappler?« fragte Ivy, die ihn nicht ganz verstand.
»Nichts. Ich meine, sie schwärmen einfach nur umher. Sie reisen in der Gegend herum, bis sie am Ziel sind, dann schwärmen sie wieder davon – und alles, was sie zurücklassen, ist durchlöchert.«
»Oh.« Ivy wollte nicht, daß ihre Freunde durchlöchert wurden. »Aber wir haben ihn ja getötet, dann ist doch alles in Ordnung.«
»Das glaube ich nicht«, meinte Hugo. »Zappler treten immer nur in Schwärmen auf, und…« Er unterbrach sich wieder, um zu lauschen.
Zzapp! Das Geräusch eines weiteren Zapplers.
Es gab hier tatsächlich einen Schwarm. Xanth war in Schwierigkeiten.
15
Spaltendame
»Pflegt Euer Mann zu fluchen?« fragte Chem Irene, während sie ihren Marsch zur Höhle des Zyklopen fortsetzten.
Irene war froh, einmal über etwas anderes als Kobolde und Harpyien denken und reden zu können. »Ob Dor flucht? Natürlich nicht! Warum fragt Ihr?«
»Ach, wegen etwas, was die Muse erwähnte. Klio ist ja für die Geschichtsschreibung zuständig, und sie hat mir erzählt, wie sie alle offiziellen Bücher schreibt, die alles behandeln, was in Xanth geschieht. Aber weil sie so viel zu tun hat und weil das Rad der Geschichte nie stillsteht, hinkt sie damit immer ein bißchen hinterher. Deshalb hat sie den Band über Dors Besuch in der Zeit des Königs Roogna* von einer anderen Muse Korrektur lesen lassen. Später, als Klio das Werk dann noch einmal persönlich durchsah, entdeckte sie einige Fehler – sinnvolle Druckfehler, die der anderen Muse nicht als solche aufgefallen waren. Nur Klio, die mit der Materie vertraut war, hat sie bemerkt, aber da war der Band schon abgeschlossen, und es war zu spät. Wenn auf dem Parnaß ein Werk abgeschlossen ist, läßt sich daran nie mehr etwas ändern, selbst wenn es falsch sein sollte.«
Irene wußte gar nicht, daß ein solches Werk existierte. Dor hatte nie davon gesprochen, obwohl sie von seiner Reise in die Vergangenheit Xanths gewußt hatte. »Und in dem Buch steht, daß Dor geflucht hat?«
»Nicht direkt. Es war, ich glaube auf Seite neunundsiebzig, elfte Zeile von unten – Klio nimmt es äußerst genau mit solchen Einzelheiten –, wo Dor gerade mit seinem Schwert spricht. Das war im Wandteppich, in den er…«
»Das mit dem Wandteppich weiß ich«, rief Irene. »Dieses Buch würde ich mir gerne einmal anschauen!«
»Aber wir haben doch ein Exemplar davon zu Hause«, meinte die Gorgone, die inzwischen ihre Haube abgenommen hatte und nur noch ihren üblichen Gesichtsschleier trug.
»Humfrey führt ein sorgfältiges Archiv. Ich habe es gelesen, als es neu herauskam. Eine faszinierende Geschichte voller barbarischer Gewalttätigkeit und Sex und Riesendummheiten. Ich liebe solche Bücher!«
»Hm«, brummte Irene. »Ich beginne zu verstehen, weshalb mein Mann mir nichts davon erzählt hat. Ich glaube, ich werde Euch mal besuchen, sobald wir unsere Reise abgeschlossen haben, um diese Geschichte selbst zu lesen.«
»Ha, jetzt kriegt Dor aber Ärger!« tönte Grundy in hämischem Singsang.
»Ich lese alle Bände immer sofort nach Erscheinen«, fuhr die Gorgone fort. »Einer handelte von Eurer Reise nach Mundania, ein anderer über die Oger, und dann gab es natürlich auch einen über die Mähre Imbri. Ich kann es kaum erwarten, bis unser jetziges Abenteuer endlich aufgeschrieben wird! Und Humfrey erwähnte auch, daß er eine Vorabbenachrichtigung über einen zukünftigen Band erhalten hat, in dem es um Jordan das Gespenst und seine eigene Reise in den Wandteppich gehen soll, oder so ähnlich…«
»Was war denn das nun mit Dors Gefluche?« fragte Irene einigermaßen verärgert. Sie hatte geglaubt, sie wisse fast alles Wichtige über ihren Mann.
»Wie ich schon sagte«, begann Chem aufs neue, »wird auf dieser Seite beschrieben, wie das Schwert ihm sagt, er sei ja wohl verrückt, worauf Dor erwidert: ›Hör mal, jetzt bist du in meiner Hand. Du
Weitere Kostenlose Bücher