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Drachen-Mädchen

Titel: Drachen-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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wirst tun, was ich dir sage.‹ Oder so ähnlich.«
    »Das ist doch kein Fluchen«, meinte Irene. »Bei unbelebten Dingen muß man eine feste Hand beweisen, sonst läßt sich nicht absehen, was sie alles für Unfug anstellen. Da hat Dor einfach nur klargemacht, wer der Herr im Haus ist.«
    »Ja, aber im Text steht ›Höllenqual, du wirst tun‹, und so weiter. Also ›Höllenqual!‹ anstatt ›Hör mal‹.«
    Irene schnitt eine Grimasse. »Ihr meint also, daß jeder, der den Text liest, glauben wird, daß mein Mann in Gegenwart seines Schwerts geflucht hat?«
    »Ich fürchte, ja«, sagte Chem. »Anscheinend hat sich ein Druckfehlerteufel eingeschlichen und beim Satz herumgepfuscht, wie das Druckfehlerteufel ja immer machen. Und weil das Korrekturlesen…«
    »Ach, herrje!« rief Irene irritiert – und fragte sich sofort, ob ihr Ausruf vielleicht als Obszönität wiedergegeben werden würde, wenn der Druckfehlerteufel noch mehr Gelegenheit dazu bekommen sollte, Unfug auszustellen. »Na ja, vielleicht werden es nicht allzu viele Leute lesen, so daß Dors Ruf nicht sonderlich darunter leiden wird. Ich hab’ es schließlich auch nicht zu lesen bekommen, also…«
    »Ach, ja?« unterbrach Grundy sie. »Zufällig habe ich aber gehört, daß irgend jemand Exemplare einer ganzen Reihe solcher Texte nach Mundania eingeschmuggelt hat, also müssen es eine ganze Menge Leute gelesen haben.«
    Eine schwarze Wutwolke verdüsterte Irenes Blick, aber sie nahm sich zusammen, um dem Golem nicht seinen Triumph zu gönnen.
    »Nicht allzu viele Leute, die wirklich zählen«, berichtigte sie sich.
    »Oh«, knurrte Grundy enttäuscht. Es stimmte: Niemand, der bei Verstand war, scherte sich sonderlich viel darum, was in Mundania für dumme Dinge passierten.
    »Vielleicht hätte ich es lieber nicht erwähnen sollen«, meinte Chem entschuldigend. »Es war ja nur ein Beispiel von vielen…«
    »Ein Beispiel von vielen!« rief Irene entrüstet.
    »Sie haben aber nicht alle etwas mit Dor zu tun!« fügte die Zentaurin hastig hinzu.
    Schweigend marschierten sie weiter. Als sie ungefähr eine halbe Stunde von der Zyklopenhöhle entfernt waren, stießen sie auf ein neues Hindernis: Irgendein großes Geschöpf stampfte gerade durch den Wald auf sie zu.
    »Wenn das ein Ungeheuer sein sollte, lasse ich lieber schnell einen Gewirrbaum wachsen«, sagte Irene, der diese Verzögerungen langsam auf die Nerven gingen.
    »Wenn ich es nicht besser wüßte«, bemerkte Chem, »würde ich sagen, daß das der Spaltendrache ist. Er ist das einzige Wesen, das ich kenne, das sich ausschließlich mit einem solchen Stampfen fortbewegt.«
    »Der Drache ist jetzt ganz winzig. Das Stampfen ist dafür viel zu laut«, wandte Irene ein.
    »Es hört sich aber wirklich so an«, meinte Grundy. »Solltest lieber vorsichtshalber deinen Schleier lüften, Steinauge, für alle Fälle!«
    Da erschien das Wesen auch schon.
    »Der Spaltendrache!« rief Irene. »Er ist es tatsächlich!«
    So sah es tatsächlich aus: Ein ausgewachsener Drache mit hell schimmernden metallischen Schuppen, drei Beinpaaren, Stummelflügeln und Dampfwölkchen. Er entdeckte sie und kam donnernd auf sie zugeschossen.
    Jetzt war nicht die Zeit, über Unmöglichkeiten zu staunen! Irene fischte nach einem Samen. »Ich lasse wohl doch besser den Greifer keimen!« sagte sie. »Oder eine Würgefeige.«
    »Nein, wartet!« protestierte die Gorgone. »Jetzt erinnere ich mich wieder! Humfrey hat gesagt, daß wir dem Spaltendrachen nichts tun dürfen! Er wird in der Spalte gebraucht!«
    Irene hielt inne. »Das stimmt, das hat er tatsächlich gesagt. Wir wissen ja jetzt auch, warum. Aber wie soll ich dieses Ungeheuer aufhalten, wenn ich nicht mal meine schlimmsten Pflanzen verwenden kann und die Gorgone ihn nicht anstarren darf?«
    »Laßt Abwehrpflanzen wachsen«, schlug Chem vor, die auch sehr besorgt war. Über den theoretischen Wert des Spaltendrachens für die gesellschaftliche Stabilität und den Landfrieden Xanths zu reflektieren, war eine Sache; eine ganz andere war es freilich, mit anzusehen, wie dieses Ungeheuer dampfend auf die Gruppe zukam. »Bis wir den Drachen so lange aufgehalten haben, daß Grundy zu ihm sprechen kann. Vielleicht erfahren wir dann auch, wie er die Verjüngung durch den Jungborn rückgängig gemacht hat.«
    »Genau!« rief die Gorgone. »Dann kann ich nämlich auch meinen Mann heilen!« Nachdenklich machte sie eine Pause. »Jedenfalls teilweise. Ich würde ihn ganz gerne im Alter von

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