Drachen-Mädchen
Irene. »Grundy, wir brauchen dich zwar eigentlich als Dolmetscher, aber im Augenblick ist es wohl wichtiger, daß ganz Xanth von der Zapplergefahr erfährt. Wenn wir auf den verjüngten Spaltendrachen treffen sollten, bevor du zurück bist, werden wir uns schon irgendwie mit ihm verständigen. Vielleicht hat Ivy ja eine Möglichkeit dazu entdeckt. Ich werde eine Fliegerpflanze wachsen lassen, auf der du zum Parnaß fliegen kannst, um den Simurgh zu benachrichtigen. Ich bin sicher, daß der große Vogel dann die Sache schon in die Hand nimmt. Danach kommst du zurück…«
»Aber der Simurgh läßt es nicht zu, daß man den Parnaß überfliegt!« protestierte Grundy.
»Das Risiko mußt du eben eingehen. Versuch, ihm sofort Bescheid zu geben, sobald er dich erblickt, das müßte klappen. Es ist ein recht kluger Vogel, und er kann Gedanken lesen. Also brauchst du beim Anflug immer nur ›ZAPPLER! ZAPPLER!‹ zu denken.«
»Ein kluger Vogel«, wiederholte Grundy bleich.
»Wirst du das tun?« fragte Irene, die sein Zögern bemerkte.
Grundy schnitt eine Grimasse. »Ja, ich will’s versuchen.«
Irene ließ die Fliegerpflanze wachsen. Das Gewächs ließ harte, steife Flügel hervorschießen, einen senkrechten Schwanz und ein Ansaugloch, durch welches die Luft in sein Inneres gesaugt und erhitzt wurde, um hinten wieder ausgestoßen zu werden. Die Pflanze war zu klein, als daß sie eine normale Person hätte tragen können, aber Grundy war auch keine normale Person. Er bestieg den Flieger, der mit einem Rauchschwall donnernd abhob. Er konnte ihn lenken, indem er sein Gewicht verlagerte. »ZAPPLER! ZAPPLER!« schrie er.
»Und jetzt machen wir uns auf den Weg zur Zyklopenhöhle«, sagte Irene zu Chem. »Wir wissen ungefähr, wo sie liegt, und wenn wir unterwegs Zappler hören sollten, können wir sie vernichten. Hoffen wir, daß Grundy rechtzeitig zurückkehrt, um für den Zyklopen zu dolmetschen! Wir müssen ihn über die Zapplergefahr aufklären und ihn fragen, wo Ivy ist. In einer solchen Krise müssen normale Feindschaften hintenanstehen.«
Chem galoppierte los. Irene war zwar sehr besorgt, dennoch empfand sie eine gewisse Hochstimmung. So schlimm die Zapplergefahr auch sein mochte – langweilig würde es jedenfalls nicht werden!
16
Zappler, Zappler
»Wir müssen etwas tun«, sagte Ivy.
»Wir können Steine oder Felsen holen und die Zappler zermalmen, wenn wir ihnen begegnen«, meinte Hugo. »Aber ich glaube, es sind zu viele für uns.«
Zzapp!
»Hier«, sagte Hugo und zauberte zwei Steinobstfrüchte herbei.
»Damit kannst du sie zerquetschen.«
Ivy nahm die Früchte, die bequem in ihre Hände paßten, und schlich sich an den Zappler an. Als sie ihn entdeckt hatte, zermalmte sie ihn mit den Steinen. »Bäh, quetsch!« machte sie und rümpfte die Nase, als sie das Ergebnis begutachtete.
»Anders geht es nicht«, sagte Hugo und zauberte noch zwei weitere Früchte für sich selbst. »Mein Vater meint, man kann Zappler nur dann wirklich kaputtmachen, wenn man ihr Nest zerstört. Aber wer sich ihm nähert, wird durchlöchert. Er sagt, so sei auch der unsichtbare Riese gestorben. Das war ein großer, großer Mann, aber die Zappler haben dreizehn Löcher in ihn gebohrt, da ist er zusammengebrochen.«
»Armer Riese«, sagte Ivy mitfühlend, »hab’ ihn nie zu sehen bekommen.«
»Den hat nie jemand zu sehen bekommen, Dummian! Schließlich war er unsichtbar! Wir müssen die Zappler also vernichten, wie sie uns begegnen.«
Zzapp! Zzapp!
»Oh, jetzt kommen sie aber immer schneller«, sagte Ivy.
»Ja, das stimmt. Und zwar in einem großen Kreis, der immer größer wird. Vielleicht sollten wir besser das Weite suchen.«
»Nein«, sagte Ivy, »wir müssen doch das Nest vernichten!«
»Ich hab’ dir doch gesagt, daß wir uns ihm nicht nähern können!«
»Es wird uns schon was einfallen!« fauchte sie herrisch. Es war ihr zwar nicht bewußt, aber im Augenblick glich sie sehr ihrer Mutter, und dies nicht nur wegen ihres grünen Haartons. »Schließlich bist du schlau genug!«
Das war natürlich eine ziemlich unfaire Behauptung, aber da Hugo inzwischen daran gewöhnt war, konzentrierte er sich auf das Problem. »Na ja, wir können jedenfalls nicht einfach darauf zugehen, weil wir dann durchlöchert werden. Es sei denn, Stanley könnte uns mit seinem Dampf einen Gang freimachen – nein, das geht auch nicht, denn er würde schon bald sein Wasser verbraucht haben. Schließlich wissen wir ja gar nicht, wie weit
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