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Drachen-Mädchen

Titel: Drachen-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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vergehen hundert Jahre ohne eine solche Plage, manchmal auch nur wenige Jahrzehnte. Der letzte Schwarm wurde vor ungefähr dreißig Jahren gesichtet. Mein Großonkel Herman der Einsiedler hat damals die Schlacht gegen die Zappler befehligt und dabei sein Leben verloren. Damals hatte man gehofft, die Plage ein für allemal ausgerottet zu haben, aber dem war anscheinend nicht so. Jetzt stehen wir erneut vor der gleichen Aufgabe – und es eilt!«
    »Aber ich habe doch nur ein kleines Zappen gehört!« wandte Irene ein.
    »Das war das Geräusch eines sich bewegenden Zapplers«, erklärte die Zentaurin. »Sie…«
    Zzapp!
    »Oh, das war am Schleppnetz!« sagte Chem. »Grundy, schnell – erklär der Spaltendrachin…«
    Doch die Drachin hatte selbst genau dem Geräusch der Zappler gelauscht. Offenbar hatte sie den letzten Zapplerschwarm noch miterlebt, vielleicht sogar den vorletzten. Jedenfalls wußte sie, wie mit Zapplern zu verfahren war. Sie stürzte sich auf den winzigen Wurm, der vor ihr in der Luft erschienen war und zermalmte ihn mit einem Biß. Dann spuckte sie ihn mit einem kläglichen Gesichtsausdruck wieder aus.
    »So viel ich gehört habe, schmecken sie widerlich«, bemerkte Chem. »Aber man kann sie immerhin zu Tode quetschen – sofern man sie im richtigen Augenblick erwischt.« Sie schnitt eine Grimasse. »Grundy, versuch mal, ob wir zusammen mit der Drachin zu einer Lösung finden. Ich fürchte, dieses Problem ist für uns allein ein bis zwei Nummern zu groß.«
    Der Golem begann mit dem gefangenen Wesen zu sprechen, das ihm aufmerksam zuhörte.
    »Aber was ist denn nun an diesen kleinen Flugwürmern so schlimm?« fragte Irene, die wegen ihres eigenen Unwissens irritiert war.
    »Sie durchstoßen Dinge und durchbohren sie im Flug. Wenn sie durch die Luft jagen, hinterlassen sie ein Vakuum«, sagte Chem. »Das ›Zzapp‹ ist das Geräusch des zusammenbrechenden Vakuumtunnels. Wenn sie Bäume durchstoßen, wird das Holz durchlöchert. Steht ihnen ein Mensch im Weg…«
    »Langsam beginne ich zu verstehen.« Irene erschauerte. »Und man kann sie nicht aufhalten?«
    »Nur, indem man sie tötet. Sie sind zwar sehr zäh, lassen sich aber zerquetschen. Diesen dort wollte ich zwischen meinen Holzstücken zermalmen, aber die Spaltendame ist mir zuvorgekommen und hat ihn zerbissen. Aber das war nur einer. Zappler treten nie allein auf, sondern nur in Schwärmen, zu Abertausenden, die aus einem Nest in der Mitte hervorkommen. Wir müssen das Nest ausfindig machen und jeden einzelnen Zappler vernichten, der es bereits verlassen hat. Denn sonst fliegt er irgendein Ziel an und brütet im Laufe von Jahrzehnten ein neues Nest aus, aus dem wiederum ein Schwarm entsteht. Niemand weiß genau, was die Zappler eigentlich zwischen der Schwarmhervorbringung anstellen. Anscheinend entsprechen ihre kollektiven und individuellen Lebensrhythmen einander – auf eine lange Zeit der Reglosigkeit folgt eine plötzliche, vernichtende Aktivität. Sollten zu viele Zappler entkommen, könnte die nächste Schwarmbildung gleich an mehreren Orten zugleich erfolgen…«
    »… und würde das ganze Leben in Xanth bedrohen«, schloß Irene. »Jetzt weiß ich endlich, worum es geht. Wir müssen sofort eine Vernichtungskampagne organisieren.«
    »Allerdings«, erwiderte Chem. »Ich fürchte, das hat sogar Vorrang vor unserer Suche nach Ivy und Hugo, denn nun steht die Existenz des ganzen Landes Xanth auf dem Spiel.«
    »Ivy und Hugo!« rief Irene entsetzt. »Meine Vision – die schreckliche, unerkannte Gefahr – das ist sie !«
    Die Gorgone war ebenso entsetzt. »Wenn sie sich unwissentlich dem Schwarm nähern…«
    »Trotzdem müssen wir uns jetzt vorrangig um den Schwarm kümmern«, beharrte Chem. »Wenn wir jetzt statt dessen die Kinder suchen, könnten die Zappler ganz Xanth übersäen und völlig außer Kontrolle geraten. Das übergeordnete…«
    »Versuch lieber gar nicht erst, einer besorgten Mutter mit Vernunft zu kommen«, meinte Grundy.
    »Ich werde beides tun«, verkündete Irene entschlossen. »Ich will weder Xanth noch mein Kind dem Verderben ausliefern! Aber wie können wir der Zapplergefahr am besten begegnen?«
    »Wir müssen sämtliche Wesen der Region zu Hilfe rufen«, sagte Chem. »Jeder muß auf seine Weise immer einen Zappler auf einmal zerstampfen, zermalmen, zerkauen oder sonstwie zerquetschen. Das ist eine sehr mühsame und gefährliche Aufgabe, denn jedem, der sich einem Zappler nähert, droht Gefahr, durchlöchert zu

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