Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Drachen-Mädchen

Titel: Drachen-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
es bis zum Zapplernest ist. Möglicherweise ist es ein Fußmarsch von mehreren Stunden. Da es nichts Bekanntes gibt, was dem Bohren der Zappler widerstehen kann, können wir uns ihnen allenfalls schutzlos nähern, und das wäre der reinste Selbstmord.«
    Hugo klang im Augenblick so intelligent wie noch nie in seinem Leben, abgesehen von dem Prozeß gegen Hardy Harpyie. Tatsächlich glich er im Augenblick seinem Vater. Selbst Stanley, der mit Intelligenz eigentlich nicht sehr viel zu schaffen hatte, setzte sich auf und bemerkte es. Doch Ivy blieb unbeeindruckt. Was für sie zählte, das waren Ergebnisse und keine Theorien. »Denk dir was aus!« drängte sie ihn. »Du kannst es, wenn du es wirklich versuchst – ich weiß, daß du es kannst!«
    »Wenn wir uns dem Nest tatsächlich nähern könnten«, fuhr Hugo fort, »könnte Stanley die Zappler wahrscheinlich mit seinem Dampfstrahl zu Tode brühen. Das einzige Problem ist also der Transport. So viel ich weiß, breiten sich die Zappler immer nur flächig aus, also in der Horizontale, nicht kugelförmig, wenngleich auch im Kreis. Also müßte man sich dem Nest entweder von unten oder von oben nähern können. Von unten geht es nicht, weil wir schlecht einen Tunnel durch den Fels graben können, aber von oben – ob Stanley wohl dorthin fliegen könnte?«
    Ivy gefiel dieser Vorschlag, der ja auch wirklich ausgezeichnet war. »Stanley, du hast doch Flügel!« rief sie. »Also kannst du auch fliegen, nicht wahr?«
    Der kleine Drache breitete seine Flügel aus und ließ sie flattern. Damit wirbelte er zwar etwas Staub auf und erzeugte eine leise Brise, doch es gelang ihm nicht, in die Luft emporzusteigen.
    »Komm schon, Stanley!« ermunterte Ivy ihn. »Ich weiß doch, daß du dich nur ein bißchen mehr anstrengen mußt! Versuch’s einfach!« Der Drache gab sich Mühe und pumpte immer heftiger. Seine Flügel schienen plötzlich größer und voller und straffer zu werden. Einen kurzen Augenblick hob er vom Boden ab – dann verlor er die Kontrolle und plumpste wieder hinunter. Anscheinend hatte Ivys Macht endgültig ihre Grenzen erreicht.
    »Er ist eben kein Flugdrache«, bemerkte Hugo. »Das sind nur Flügelstummel. Wenn es ihm tatsächlich gelingen sollte zu fliegen, würde er wahrscheinlich abstürzen und sich verletzen.«
    Darüber dachte Ivy nach. Sie wollte nicht, daß Stanley sich verletzte. In dieser Hinsicht war sie sehr fürsorglich! »Dann denk dir was anderes aus. Du bist doch so schlau«, sagte sie zu Hugo. Hugo seufzte. Die Gabe der Intelligenz hatte auch ihre problematischen Seiten, aber er genoß es, als klug angesehen zu werden, und inzwischen war er schlau genug geworden, um zu erkennen, wie Ivys Talent arbeitete. Er konnte gutes Obst herbeizaubern, weil sie daran glaubte, daß er es konnte. Er sah immer besser aus, weil sie ihn so sah. Er war intelligent, weil sie darauf bestand, daß er so zu sein hatte. Sie war eine kleine Magierin; ohne sie würde er wieder ein bloßes Nichts sein. Auf subtile, aber doch sehr gründliche Weise war er von ihr abhängig, und er hatte das dringende Bedürfnis, ihr zu gefallen. Aber er wußte, daß sie nicht gefahrlos zum Nest der Zappler fliegen konnten. Gab es denn keine andere Möglichkeit?
    Er zermartete mal wieder sein armes Gehirn, doch alles, was es ihm mitteilte, war, daß es keine Lösung gab. Wie konnte er also das Unmögliche bewerkstelligen? Die drei Kinder verfügten einfach nicht über die Möglichkeiten, die Zappler auszurotten.
    Zzapp!
    »Ich erledige ihn«, sagte Ivy und griff nach ihren Felsfrüchten. »Denk du weiter nach.« Dann pirschte sie sich an den Zappler heran.
    Zzapp!
    Da war schon wieder einer! Stanley setzte sich in Bewegung.
    Hugo bemerkte beiläufig, daß die beiden Zappler anscheinend leicht unterschiedlichen Flugbahnen folgten. Sofort gelangte er mit Hilfe seiner verstärkten Intelligenz zur entsprechenden Erklärung. Natürlich mußten die beiden Bahnen voneinander abweichen, weil die Zappler aus ein und derselben Quelle entsprangen. Je weiter sie sich vom Nest entfernten, um so weiter entfernten sie sich auch voneinander. Da war es ein Leichtes, die Bahn zu triangulieren und den Standort des Nests zu schätzen, der sich nicht sonderlich weit von hier befinden konnte. Er, Ivy und Stanley konnten es leicht erreichen – sofern sie auch dafür Sorge tragen konnten, unterwegs nicht durchlöchert zu werden.
    Er zauberte eine Traube Fruchtfliegen herbei und beobachtete ihren Flug. Die meisten

Weitere Kostenlose Bücher