Drachen-Mädchen
Pflanze!
Das Netz legte sich säuberlich um den Drachen und bohrte seine Randwurzeln tief auf allen Seiten in die Erde. Irene hatte noch nie ein solches Gewächs gesehen; die Sammlung vom Baum der Samen enthielt offensichtlich einige sehr wertvolle und nützliche Exemplare!
Der Drache bäumte sich auf, um voranzustampfen und das lästige Netz abzuschütteln – und wurde von ihm zurückgeworfen! Diesmal zerbarsten keine Fäden und Fasern. Gegen diese Pflanze vermochte das Ungeheuer mit roher Gewalt nichts auszurichten.
Mit gewaltiger Wut fuhr der Drache mit seinen Krallen in das Netz und versuchte es zu zerreißen. Doch es hielt seinem Angriff stand. Der Drache ließ kochendheißen Dampf hervorschießen – das Netz welkte weder, noch schmolz es dahin. Der Drache versuchte das Netz zu zerkauen – ohne Erfolg.
»Ich glaube, wir haben ihn!« sagte Grundy.
»Dann sprich schon mit ihm!« fauchte Irene. Die Sache war viel zu knapp zu ihren Gunsten ausgegangen.
Grundy versuchte es. Er ließ ein leises Röhren ertönen, was der Drache ignorierte. Sie mußten erst warten, bis das Monster zur Ruhe gekommen war.
Also warteten sie, froh über die Verschnaufpause, und endlich ließ der Drache in seinen Anstrengungen nach.
»Merkwürdig«, warf der Golem unschuldig ein, »ich habe gar nicht gehört, wie Ihr mir dafür gedankt habt, daß ich den Stahlnetzsamen ausfindig gemacht habe.«
Irene schluckte ihre immer heftiger werdende Wut über seine Sticheleien hinunter. »Ach, es sei dir allerholdester Dank gewährt!« bellte sie. Aber natürlich hatte Grundy tatsächlich diesmal entscheidend zum Erfolg beigetragen, und sie mußte ehren, wem Ehre gebührte – auch wenn der Betreffende noch so unausstehlich sein mochte.
»Mit Freuden vernehm’ ich Eure Gunstbezeugung…« fing Grundy an, doch dann hielt er lauschend inne.
Zzapp!
Chem versteifte sich. »Was war das?«
»Was war was, stumpfsinnige Stute?« fragte Grundy, obwohl er es offensichtlich ebenfalls vernommen hatte.
»War wahrscheinlich nur meine Einbildung«, entschied die Zentaurin. »Einen Augenblick lang habe ich geglaubt – ein historisches Phänomen, von dem mir mein Vater Chester erzählt hat…«
»Wen interessiert denn schon noch die Geschichte?« fragte Grundy. »Wir müssen schließlich einen Drachen zähmen!«
Zzapp!
Nun erstarrte auch der Drache und spitzte die Ohren.
»He – dieser Drache hat ja zwei Ohren!« rief Grundy.
»In der Tat!« stimmte Chem ihm zu. »Dann kann es auch nicht der Spaltendrache sein! Krach der Oger hat ihm eines seiner Ohren abgerissen. Das haben wir benutzt, um Gefahren zu orten…«
»Gibt es etwa zwei Spaltendrachen?« fragte Irene erstaunt.
»Ich werde ihn mal fragen«, sagte der Golem. Wieder stieß er ein leises, dampfiges Brüllen aus.
Nun erwiderte der Drache das Getöse.
Erstaunt dolmetschte Grundy: »Das ist ein Drachenweibchen. Sie kommt gelegentlich zum Spaltendrachen, um sich mit ihm zu paaren. Durch einen geheimen Zugang zur Spalte, von dem er nichts weiß.«
»Das glaubt sie nur!« entgegnete Chem. »Als der Vergessenszauber auseinanderbrach, hat er sich an diesen Ausgang erinnert, womit der ganze Ärger auch prompt anfing.«
»Diesmal war er nicht da, als sie ihn aufsuchen wollte. Also hat sie sich auf die Suche nach ihm gemacht. Sie kann ihn schon von weitem wittern – aber er ist schwer auszumachen.«
»Kein Wunder!« sagte Chem. »Er ist ja auch verjüngt worden! Sag ihr das.«
»Dann gibt es also doch kein Heilmittel gegen den Jungborn«, sagte die Gorgone niedergeschlagen.
Grundy sprach mit der Drachendame. Sie reagierte mit reptilischem Entsetzen. Dampfwolken quollen ihr aus den Ohren. »Sie fragt, wie sie sich mit einem Baby paaren soll«, übersetzte Grundy feixend.
Zzapp!
Wieder reagierte die Drachin. Grundy befragte sie – und sein Gesicht verzerrte sich vor Grauen. »Sie kennt dieses Geräusch! Das ist ein Zappler, meint sie!«
»Ein Zappler!« wiederholte Chem. »Dann ist meine Befürchtung also doch wahr geworden. Die schlimmste Gefahr, die es je für Xanth gegeben hat!«
Irene war verwundert. »Ich glaube zwar, daß ich das Wort schon mal gehört habe, aber ich weiß nicht das geringste darüber. Was ist denn an Zapplern so schlimm?«
Zzapp!
Chem entdeckte zwei Holzstücke im Laub des Abhangs, nahm sie auf und pirschte sich an das Geräusch heran, während sie weitersprach. »Die Zappler sind winzige Spiralwürmer, die periodisch in Schwärmen auftreten. Manchmal
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