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Drachen-Mädchen

Titel: Drachen-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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gefaßt hatte, zauberte eine Pflaume hervor. Sie schien genauso gut zu sein wie all das andere Obst. Er atmete tief durch und nahm einen kleinen Bissen davon. Die Frucht war saftig und schmeckte vorzüglich. »Das verstehe ich nicht«, sagte er. »Sonst ist mein Obst immer so verfault wie ein Zombie.«
    »Zombies sind lustig«, sagte Ivy. »Die kennen alle möglichen Spiele, zum Beispiel Eins-zwei-drei-wo-ist-mein-Grab? und Such-den-Sarg.«
    So hatte Hugo die Sache zwar noch nie betrachtet, aber er mußte zugeben, daß es stimmte.
    »Du bist ein guter Zauberer«, fuhr Ivy überzeugt fort. Was er in ihrer Gegenwart natürlich auch war.
    Danach genoß Hugo seine neuerworbene Macht und zauberte Obst in üppigen Mengen herbei, so daß sie alle davon schmausen konnten. Er brachte einen ganzen Haufen Fleischtomaten für den Drachen hervor, weil Stanley Fleisch bevorzugte, wenn er welches bekommen konnte. Zum ersten Mal in seinem Leben fühlte Hugo sich allen Problemen gewachsen.
    Nun machten sie sich erneut auf die Reise, wenn auch in einem etwas langsameren Tempo, weil die Landschaft dunkler und furchterregender war und ihre Beine müde. Weil sie nichts anderes zu tun hatte, schweifte Ivys Aufmerksamkeit ab, und sie dachte an zu Hause, an Schloß Roogna mit seinem magischen Wandteppich, der Szenen aus der sagenumwobenen Geschichte Xanths zeigte. Sie dachte auch an die freundlichen Gespenster des Schlosses. An Millie dachte sie nicht wie an ein Gespenst, weil Millie schon lange vor Ivys Geburt wieder zum Leben erweckt worden war, aber der spaßige Jordan war immer noch da. Jordan hatte dabei geholfen, Xanth vor der Nächstwelle zu retten, so hatte man ihr erzählt, und nun hatte er natürlich einen sehr guten Ruf und durfte ab und zu bei ihr babysitten, wenn ihre Eltern nicht da waren. Es war erstaunlich, um wieviel interessanter ein Zuhause werden konnte, wenn man nicht dort war!
    Plötzlich rief Hugo: »He – Imbri ist da!«
    »Wer?«
    »Die Tagmähre. Zu Hause bringt sie mir ständig Tagträume.«
    »Ist sie eine Zentaurin?«
    »Nein, natürlich ein Pferd. Ein mythisches Tier mit dem Vorderteil eines Seepferds und dem Hinterteil eines Zentauren. Früher war sie mal eine Nachtmähre und brachte den Schlafenden böse Träume. Doch inzwischen ist sie eine Tagmähre und bringt gute Tagträume. Ich mag sie sehr, denn sie besucht mich sehr oft, wenn ich einsam bin, und sagt nie etwas Böses zu mir – daß ich zum Beispiel mein Zimmer aufräumen oder mich hinter den Ohren waschen soll. Aber ich hätte nicht gedacht, daß sie mich auch hier draußen im Dschungel findet.«
    »Oh, ich glaube, sie hat mich gefunden. Können wir auf ihr reiten?«
    »Nein, du Dummian. Es ist doch ein Phantompferd.«
    Ivy hatte den Begriff ›Dummian‹ noch nie zuvor gehört, weil er bei ihr zu Hause nicht benutzt wurde, und so hielt sie ihn für ein Kompliment, denn auf diese Weise pflegten Ritter in schimmernder Rüstung ja zu geretteten Damselln zu sprechen.
    Halb errötete sie vor Freude. »Kann sie unseren Eltern sagen, wo wir sind?«
    »Meinem Vater vielleicht. Wenn er einen Zauber benutzt, kann er auch mit Mähren sprechen. Aber der ist ja jetzt ein Baby.«
    »Oh.« Ivy verstand diese Floskel nicht so recht, also ignorierte sie sie.
    »Aber ich kann ein wenig mit ihr sprechen, weil sie mir so viele Träume bringt. Manchmal verbringe ich ganze Tage allein auf meinem Zimmer, und Imbri leistet mir Gesellschaft.«
    »Kann sie uns den besten Weg nach Hause zeigen?«
    »Das weiß ich nicht. Ihre Aufgabe ist es, Träume zu bringen. Ansonsten ist sie sozusagen unsichtbar.« Hugo konzentrierte sich. »Nein, sie sagt, daß sie uns nicht zeigen darf, wohin wir gehen müssen. Aber sie rät uns auch, vorsichtig zu sein, weil vor uns etwas ganz Schreckliches liegt.«
    »Etwas Schreckliches?« fragte Ivy besorgt. »Oh, ich mag keine schrecklichen Dinge!«
    Der Drache war da anderer Meinung: Er liebte schreckliche Dinge! Er spitzte die Ohren und machte Dampf in seinem Bauch.
    »Genau – Stanley wird uns beschützen!« sagte Ivy glücklich. »Der kann gegen alles kämpfen!« Sie tätschelte den heißen, schuppigen Kopf des kleinen Drachen, und weil sie es sagte, schien die Sache fast möglich zu sein.
    Sie gingen weiter. Tatsächlich geschah etwas Schreckliches. Zunächst glaubte Ivy, daß es das Ungeheuer unter dem Bett sei, doch seine Hände waren weder groß noch hornig oder schwielig, also konnte es das nicht sein. Es besaß eine Unzahl Käferbeine und

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