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Drachen-Mädchen

Titel: Drachen-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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-fühler und -flügel, sowie eine riesige, fürchterliche Maske als Gesicht.
    »Ein Käferbär!« rief Hugo entsetzt.
    Wenn dieses Ungeheuer auf irgendeine Weise mit dem anderen Käfer verwandt gewesen sein sollte, dem sie begegnet waren, nämlich der Bettwanze, dann ließ es sich dies jedenfalls nicht anmerken. Für ein Ungeheuer war es nicht sonderlich groß, aber es brauchte es auch nicht zu sein, denn es spezialisierte sich darauf, Kinder zu schnappen, vor allem unartige. Da Unartigkeit aber von Natur aus ein Bestandteil der Kindheit war, drohte jedem lebenden Kind vor ihm Gefahr.
    Der Käferbär schritt auf Ivy zu, die genau wußte, daß sie unartig war, weil sie sich verirrt hatte. Mit seinen Käferaugen starrte er sie bösartig an, und seine Käferzangen öffneten sich sabbernd.
    Ivy stieß einen Schrei aus, und dies nicht nur, weil sie eine Damsell in Not war, von der man dergleichen erwartete. Vor Drachen fürchtete sie sich eigentlich nicht wirklich; das waren ferne, erwachsene Wesen, mit Ausnahme von Stanley, der ihr Freund war. Aber der Käferbär war von ihrer Größe, und er war ihr sehr nahe gekommen; er wußte ganz genau, wie er ihr Angst und Schrecken einzujagen hatte. Je näher er kam, um so größer und schlimmer wurde er.
    Hugo zauberte eine reife Tomate herbei und schleuderte sie dem Ungeheuer entgegen. Sein Zielvermögen war besser als gewöhnlich, weil Ivy daran glaubte, daß Ritter gut zielen konnten, und so zerplatzte die Tomate auf dem Gesicht des Käferbärs. Dadurch wurde seine Häßlichkeit allerdings nur wenig gemildert. Ungerührt kam das Ding näher, um mit haarigen Käferarmen nach ihr zu greifen.
    Nun trat Stanley in Aktion. Er zielte mit seiner Schnauze, pumpte Druck, bis sein Sicherheitsventil nur so pfiff, und ließ einen sengenden Strahl überheißen Dampfes hervorschießen. Der Dampf traf das schreckliche Maskengesicht und wurde von ihm abgelenkt. Doch die Hitze und die Feuchtigkeit waren derart stark, daß das Gesicht des Käferbärs zu schmelzen begann. Bunte Farbstreifen hinter sich herziehend, wich das Ding zurück.
    Stanley nahm die Verfolgung auf, wobei er einen neuen Dampfstoß hervorpumpte. Da suchte der Käferbär vollends das Weite, und schon bald war er verschwunden.
    »Ach, Stanley, du bist ja so wunderbar!« rief Ivy, und umarmte seinen Hals. Sie polierte das Podest aufs neue. Es war jetzt ein Stückchen höher und schöner, wenngleich noch immer unsichtbar. Der Drache entdeckte einmal mehr, daß er es liebte, von süßen kleinen Mädchen umarmt zu werden, und das Podest war eigentlich ein ganz guter Ort, auf dem man seine Lorbeeren ausruhen konnte. Er stieß ein leises, schnurrendes Grollen aus. Es machte Spaß, Damselln von käferäugigen Ungeheuern zu befreien.
    Hugo war jedoch nicht ganz zufrieden. Er war der Auffassung, daß Stanley mehr Aufmerksamkeit erhielt, als der Drache eigentlich verdient hatte. Genaugenommen war er sogar ein bißchen eifersüchtig.
    Nun aßen sie etwas von Hugos herbeigezaubertem Obst und machten sich mit noch größerer Zuversicht wieder auf den Weg. Immerhin hatten sie einen Gegner bezwungen!
    Bald kamen sie in hügeliges Gelände, und der Dschungel wurde dünner. Als sie einen einigermaßen steilen Hügel bestiegen, keuchte der Drache, wie es seine Art war, auf ganz natürliche Weise, doch Hugo und Ivy fingen ebenfalls an zu keuchen.
    »Ach, ist das heiß!« beschwerte sich Ivy. Tatsächlich hatte die Luft eine ganz normale Temperatur; es war vielmehr Ivy, der heiß war. Schließlich gelangten sie in ein nebliges Gebiet.
    »Ach, laßt uns ausruhen«, sagte Ivy. »Meine Beine sind weich wie Nudeln!« Auch die anderen waren froh, sich ausruhen zu dürfen.
    Doch das sollte nicht lange vorhalten. Irgend etwas lauerte hinter dem Nebel, und es war nichts Angenehmes. Sie konnten es zwar nicht sehen oder hören, waren sich seiner Anwesenheit aber dennoch bewußt. Stanley feuerte einen Dampfstrahl in seine Richtung ab, doch ohne Wirkung zu zeigen.
    Da grollte Donner, was sie noch nervöser machte. Diesmal befanden sich Ivy und Stanley nicht in der Sicherheit des Baum-Heims, so daß sie Gefahr liefen, naß zu werden. Das bekümmerte Ivy weitaus mehr als Stanley.
    Ein Blitzstrahl schlug in einen nahegelegenen Fels ein. »Ach, das mag ich aber gar nicht!« sagte Ivy und sprang auf.
    Sie eilten vor dem Donner und den Blitzen davon, immer bergauf.
    Atemlos gelangten sie endlich auf den Gipfel.
    Sie blickten sich um. Der Gipfel des Hügels war wie

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