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Drachen, Orks und Magier

Drachen, Orks und Magier

Titel: Drachen, Orks und Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Reise kaufen – geschweige denn ein Pferd. Whuon seufzte. Er würde sich über kurz oder lang eine Arbeit suchen müssen. Aber das hieß gleichzeitig, dass er für länger würde hierbleiben müssen.
    Schwere Schritte ließen Whuon aus seinen Gedanken auffahren.
    Er wandte seinen Kopf.
    Eine merkwürdige, zerlumpte Gestalt hatte den Schankraum betreten. Auf dem Kopf trug sie einen riesenhaften Hut mit breiter Krempe. Der Körper wurde durch einen langen, durchlöcherten Mantel bedeckt. Das Gesicht besaß zwei listige Augen und einen ungepflegten, zerzausten Bart.
    Mit einem hörbaren Seufzer ließ sich die Gestalt auf einem der Holzstühle des Schankraums nieder. Der große Hut warf einen Schatten über sein Gesicht.
    Whuon blickte zu dem Mann hinüber. Er sah, wie die langen, dürren Hände des anderen sich gegenseitig verkrampft festhielten.
    Whuon stand auf und wollte gehen.
    „Heh! Sie!“, rief der Mann mit dem großen Hut.
    Whuon drehte sich widerwillig um.
    „Was willst du?“, fragte der Thyrer etwas ungehalten.

    „Du interessierst mich!“
    Whuon sagte nichts, er wartete ab.
    „Komm, Whuon aus Thyrien! Setz dich zu mir!“
    Zögernd folgte Whuon der Einladung. Als er sich gesetzt hatte, fragte er: „Woher kennst du mich?“
    Doch der andere antwortete nicht direkt. Stattdessen reichte er Whuon seine langfingrige Hand, die dieser zögernd entgegennahm.
    „Ich heiße Dranth. Wie ich gehört habe, willst du in deine Heimat – nach Thyrien!“
    „Woher weißt du davon, Dranth?“, rief Whuon erschrocken aus, denn er hatte keiner Menschenseele etwas von seinen Plänen verraten. Dranth lächelte etwas.
    „Ich kann deine Gedanken lesen, Whuon.“ Er schob sich seinen übergroßen Hut etwas in den Nacken.
    „Ich will dir helfen, Whuon!“
    „Wie willst du mir helfen?“
    Whuon dachte an die vielen unirdischen Geschöpfe, die ihm in der letzten Zeit ihre Hilfe versprochen hatten, die aber im Grunde nur sich selbst helfen wollten. Sie alle hatten ihn nur für ihre Zwecke und Pläne eingespannt. Wenn diese Wesen ihre Ziele erreicht hatten, dann ließen sie einen fallen, dachte der Thyrer in plötzlich aufkommendem Grimm. War nicht das Axtwesen das jüngste Beispiel dafür?

    „Draußen steht ein Pferd für dich“, sagte Dranths Stimme leise und einschmeichelnd.
    „Ein Pferd für mich? Was kostet es?“
    „Nichts.“
    Whuon war tatsächlich überrascht.
    „Aber, was nützt mir ein Pferd, wenn ich keinen Proviant habe?“
    „Proviant steht auch draußen. Wollen wir nach draußen gehen und es uns ansehen?“
    Einen Augenblick lang schöpfte Whuon Misstrauen, aber dann stimmte er doch zu.
    Gemeinsam traten sie vor die Tür. Drei Pferde waren hier angebunden. Ein Packtier und zwei zum Reiten. Für wen mochte das zweite Reittier sein?
    „Wir können sofort aufbrechen, Whuon“, sagte Dranth.
    „Wir?“, wunderte sich der Thyrer.
    „Ja, ich werde mit dir nach Thyrien reisen.“
    Whuon zuckte mit den Schultern.
    „Gut. Brechen wir auf. Aber ich muss zuvor noch mit dem Wirt abrechnen.“
    „Das ist nicht mehr nötig, denn das habe ich bereits für dich besorgt. Wir können sofort aufbrechen.“
    Whuon nickte und schwang sich auf eines der Pferde. Dranth folgte seinem Beispiel.
    Der merkwürdige Mann hielt auch die Zügel des Packpferdes.
    Langsam trotteten ihre Tiere durch die staubigen Straßen von Himora, aber bald verließen sie die Stadt.
    Niemand sagte ein Wort.
    Whuon überlegte, welche Gründe Dranth wohl haben könnte, mit ihm nach Thyrien zu reisen?
    Waren seine Motive wirklich so uneigennützig, wie es den Anschein hatte? Aber der Thyrer verscheuchte derlei Gedanken rasch wieder. Was hatte Dranth gesagt? Er konnte Gedanken lesen.
    Er würde also alles wissen, was Whuon wusste.
    Zunächst erschreckte den Thyrer diese Feststellung, aber dann musste er zugeben, dass er schon mit Personen oder Wesen zu tun gehabt hatte, die zu weit mehr imstande waren als dieser armselige Gedankenleser. Oder verbarg sich hinter der Fassade dieses gedankenlesenden Vagabunden ein Magier?
    Hatten Thagon oder Taquosch-Gran vielleicht doch nicht ihr Ende gefunden?
    Whuon wandte den Blick mit etwas Misstrauen in der Miene an Dranth. Doch er konnte die Züge des Mannes nicht sehen, denn sein Gesicht lag, wie immer, im Schatten der breiten Hutkrempe.
    Eine Spur von Angst überfiel Whuon, ohne dass der Thyrer einen Grund hierfür erkannte.
    Schließlich hatte Dranth bis jetzt nur Gutes für ihn getan.
    „Sag mir, was hat

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