Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenauge

Drachenauge

Titel: Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
Vom Netzwerk:
Irene ihm bei,
    »aber nur ein Drachenreiter wäre überhaupt imstande, Bitra zu erreichen. Sämtliche Straßen sind zugeschneit.
    Also müssen die Drachenreiter die Initiative ergreifen.
    Ich mache auf alle Fälle mit.«
    »Das wirst du nicht!«, widersprach M'shall. »ich
    möchte nicht, dass du auch nur in die Nähe dieses
    Schuftes kommst.«
    »Aber ich kann andere befördern und sie in aller Stille in Bitra absetzen. Gegen das Auftauchen einer Köni-ginreiterin hat er vielleicht nichts einzuwenden.« Irene gluckste vergnügt in sich hinein. »Uns hält er nämlich für harmlos, weißt du!« Verstohlen zwinkerte sie Zulaya zu.
    »Wenn der Schnee in Bitra so hoch liegt«, wandte Zulaya ein, »dann kann er uns doch gar nicht entfliehen.«
    »Richtig, aber in seiner Burg gibt es Verstecke zuhauf, und falls er sich dort verschanzt, können wir uns auf Ärger gefasst machen«, gab Bastom zu bedenken.
    319
     
    »Iantine war ein paar Wochen dort«, erklärte Zulaya.
    »Vielleicht kennt er sich ein wenig mit den Räumlichkeiten in Bitra aus.«
    »Issony hat ein paar Jahre lang mit Unterbrechungen als Lehrer in Bitra gearbeitet«, fiel M'shall ein. »Die beiden warten doch draußen, oder? Ich hole sie herein.«
    Als man Iantine und Issony das Problem erläuterte,
    zückten beide ihre Schreibutensilien, doch nur Iantine hatte Papier dabei.
    »Ich stellte auf eigene Faust ein paar Nachforschungen an«, verlautbarte Iantine und fing an zu zeichnen.
    »Und er hat Sie nicht erwischt?«, fragte Issony, der gebannt zuschaute, wie der Künstler mit raschen, sicheren Strichen die Grundrisse der einzelnen Stockwerke von Burg Bitra zu Papier brachte.
    »Ich konnte mit einer plausiblen Entschuldigung aufwarten – ich hatte mich nämlich verirrt. Chalkin war so unverschämt, mich anfangs neben der Spülküche ein-zuquartieren, auf unterstem Niveau.«
    Issony blickte verdutzt drein. »Hatte man Sie denn
    nicht gewarnt, ehe Sie sich auf einen Vertrag mit ihm einließen?«
    »Doch, aber ich wollte nicht hören.«
    »Das hätte ich nie zuwege gebracht«, staunte Issony, als Iantine die Burganlage skizzierte. »Sogar die Ab-messungen stimmen.«
    »Meister Domaize bestand darauf, dass wir Kurse im
    architektonischen Zeichnen belegten«, erklärte Iantine.
    »Dort befindet sich noch ein Stockwerk«, korrigierte Issony die Skizze und tippte mit dem Finger auf eine bestimmte Stelle. »Sie hatten Glück, dass Sie nicht versehentlich dorthin geraten sind.« Er schnaubte durch die Nase. »Chalkin reißt gern Witze, dass hier seine ›Kühlfächer‹ untergebracht sind.« Der Lehrer blickte in die Runde. »Es handelt sich um ein Wirrwarr aus winzigen Löchern, manche horizontal, andere vertikal, die Chalkin als Kerker dienen. Keines dieser Gelasse ist 320
     
    groß genug, um einer der bedauernswerten Kreaturen, die da verrotten, Platz zu bieten.«
    »Das kann doch nicht Ihr Ernst sein!« S'nan starrte Issony entgeistert an.
    »Und ob das mein Ernst ist. Eines der Küchenmädchen verschüttete Süßstoff und wurde für eine Woche in ein solches Loch gezwängt. Als man sie he—rausholen wollte, war sie tot – erfroren.« Als Iantine aufhörte zu zeichnen, fuhr er fort: »An dieser Stelle führen von Chalkins Privatgemächern Treppen in die Tiefe. Sie münden in der Küche. Andauernd beklagt er sich, dass Lebensmittel verschwinden, aber ich weiß mit Bestimmtheit, dass er selbst Leckereien stibitzt und andere des Diebstahls bezichtigt.« Issony grinste. »Eines Nachts wollte ich selbst etwas Essbares mopsen, und dabei hätte er mich um ein Haar ertappt.«
    »Oberhalb dieser Etage gibt es noch ein Stockwerk«, bestätigte Iantine, den Stift über das Papier haltend.
    »Aber die Tür war abgesperrt.«
    »Es könnte sich um einen Zugang zur höchsten Ab—
    bruchkante der Felswand handeln«, überlegte Issony.
    »Zur Sicherheit werden wir einen Drachen auf der
    Spitze der Festung postieren«, erklärte Paulin. Er war nicht der Einzige, der sich hinter den Künstler gestellt hatte, um ihm beim Zeichnen zuzusehen. »Das ist ja ein verwirrendes Labyrinth. Gut, dass Sie sich so aufmerksam umgeschaut hatten, als Sie dort waren, Iantine.«
    Anerkennend klopfte er dem jungen Mann auf die
    Schulter. »Was schätzen Sie, wie viele geheime Pforten nach draußen führen?«
    »Ich weiß von neun Ausgängen, außer dem Frontpor—
    tal und dem Durchlass gleich neben der Küche«, antwortete Iantine und zeigte die entsprechenden Punkte auf der Skizze.
    Paulin

Weitere Kostenlose Bücher