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Drachenauge

Drachenauge

Titel: Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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fluchte leise. »Haben Sie nachgefragt, ob jemand wenigstens den Namen kennt?«
    M'shall schnaubte durch die Nase. »Von den Häftlin—
    gen hatte keiner einen Namen.«
    Paulin zuckte zusammen. »Dann sollten wir nicht
    lange fackeln und ein Team zur Leitung der Burg einsetzen.«
    »Ich habe bereits Reiter losgeschickt, um die maß-
    geblichen Leute abzuholen. Sie müssten bald wieder
    zurück sein …«
    In der Halle machte sich Hektik breit, und verhaltener Jubel wurde laut.
    »So schnell hatte ich nicht mit ihnen gerechnet …«, wunderte sich M'shall. Beide Männer gingen hin, um zu sehen, was der Aufruhr zu bedeuten hatte.
    Ein hoch gewachsener Mann schälte sich aus abgewetzten, verdreckten Pelzen und lächelte den Reitern zu, die ihm kameradschaftlich auf die Schultern klopf-ten.
    »Raten Sie, wer gerade hereinspaziert kam«, rief
    B'nurrin von Igen, als er Paulin und M'shall entdeckte.
    »Vergerin?«, fragte Paulin.
    »Optimist«, murmelte M'shall. Doch nach einem
    prüfenden Blick in das Gesicht, das nun nicht länger von einer großen Pelzmütze verdeckt war, stutzte er.
    »Tatsächlich, er ist es.«
    »Wirklich?« Paulin rannte durch die geräumige Halle.
    »Schauen Sie sich doch nur die buschigen Augenbrauen an«, erwiderte M'shall grinsend. »Die Familien-
    ähnlichkeit ist unverkennbar. Wo hatten Sie sich versteckt, Vergerin?«
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    »M'shall?« Ein Lächeln stahl sich über Vergerins
    wind-und wettergegerbtes Antlitz. Seine Züge glichen denen von Chalkin, nur wirkte alles an ihm verfeinert und nicht so vulgär. »Sie wissen ja gar nicht, wie froh ich war, als die Drachen hier auftauchten. Ich dachte mir gleich, Sie hätten ihm endlich das Handwerk gelegt und ihn abgesetzt. Sie haben ja keine Ahnung …«
    »Wo haben Sie die ganze Zeit über gesteckt? Und
    wann verließen Sie Ihr Anwesen?«, erkundigte sich
    Paulin, nach Vergerins Hand greifend.
    Vergerin lächelte bitter. »Ich rechnete mir aus, dass ich direkt unter Chalkins Nase am sichersten wäre.« Er deutete in die Richtung, in der die Pächterbehausungen lagen. »Hier leben die Tiere in besseren Unterkünften als die Menschen. Wenn ich stinke, dann wenigstens nach frischem Pferdemist. Ich verdiente mir mein Auskommen in den Viehställen.«
    »Aber Ihr Anwesen sieht völlig verlassen aus.«
    »Dafür habe ich selbst gesorgt«, erklärte Vergerin, sich mit schmutzigen Fingern das fettige Haar kämmend. »Ich wollte überleben, und als ich merkte, dass mein Neffe im Traum nicht daran dachte, die Burg auf den Fädenfall vorzubereiten, hoffte ich, die übrigen Burgherren würden ihn eines Tages davonjagen … Und da ich als sein Nachfolger zuerst infrage komme, hätte er auf den Gedanken verfallen können, mich für immer verschwinden zu lassen.«
    In ernster, würdevoller Haltung stand er, mit Lumpen bedeckt, im Kreis der gut gekleideten Burgherren und Drachenreiter. Paulin war beeindruckt. Und er spürte, dass auch den anderen Vergerins sicheres, wenn auch bescheidenes Auftreten gefiel.
    »Zugegeben, durch Leichtsinn habe ich mein Recht
    auf Erbfolge verspielt, und ich hätte wissen müssen, dass Chalkin mich bei einem solchen Einsatz betrügen würde. Es dauerte eine Weile, bis ich dahinter kam, wie er mich überlistete, denn ich kenne selbst ein paar 328
     
    Tricks, doch an Raffinesse ist Chalkin mir weit überlegen.« Verächtlich zog er die Mundwinkel nach unten.
    »Vor allem hätte ich bedenken müssen, wie sehr mein Neffe danach gierte, in Bitra die Macht zu übernehmen.«
    »Aber Sie haben Ihr Versprechen gehalten und nicht
    gegen den Ausgang des Spiels protestiert«, wandte
    Paulin ein.
    »Das war das Mindeste, was ich tun konnte, um meine Selbstachtung zu behalten«, entgegnete Vergerin.
    Mit einer angedeuteten Verbeugung fügte er hinzu:
    »Darf ich zu hoffen wagen, dass man mich hergeholt
    hat, damit ich Chalkin ersetze?« Fragend wölbte er eine Augenbraue, und sein Blick wirkte offen und duldsam.
    Verstohlen musterte Paulin die Mienen der anderen
    Burgherren.
    »Ihre Nachfolge wird selbstverständlich berücksichtigt werden, wenn das Konklave am Ende des Planetenumlaufs zusammentritt«, antwortete Paulin. Seine Bemerkung fand allgemeine Zustimmung.
    Radau und lautes Protestgeschrei ertönten, als Bastom und Bridgely Chalkin die Haupttreppe hinunter—bugsierten. Das Jammern seiner in Tränen aufgelösten Frau und das Gekreisch der verschreckten Kinder trugen zur Aufregung bei.
    Auf dem letzten Treppenabsatz riss Chalkin sich

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