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Drachenauge

Drachenauge

Titel: Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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Telgar
    bewirtschaftete ebenfalls Erzminen.
    »Sie müssen dieselben Gesetze befolgen wie alle anderen auch«, bemerkte Azury trocken. »Es stellt sich die Frage, ob wir so kurz vor einem Fädenfall Experimente mit Ungewissem Ausgang erlauben dürfen.«
    »Gestehen wir ihnen ganz einfach eine Probezeit zu, und erst danach wird über die endgültige Gründung einer neuen Burg beschlossen«, versetzte Bridgely. Sein Rat fand allgemeine Zustimmung.
    Die restlichen Punkte der Tagesordnung wurden
    besprochen, ohne dass sich nennenswerte Meinungs—
    unterschiede ergaben. In diesem Jahr stand kein Referendum zur Debatte.
    »Aber jeder von Ihnen erhält ein vollständiges Pro—
    tokoll über die Gerichtsverhandlungen und Chalkins
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    Amtsenthebung«, verkündigte Paulin. »Die Wahrheit
    soll sich herumsprechen, damit nicht noch mehr wilde Gerüchte kursieren.«
    »Angeblich soll Chalkin dem Kannibalismus gefrönt
    haben!« Diese Unterstellung hatte Bridgely über alle Maßen empört. »Er war in der Tat ein Sadist, aber ihm Menschenfresserei vorzuwerfen, geht wirklich zu weit.«
    »Wie um alles in der Welt konnte eine so abenteuerliche Spekulation nur aufkommen?«, wunderte sich Paulin. S'nan blickte bestürzt drein und starrte den Burgherrn von Benden fassungslos an.
    »Vermutlich, weil von ›Kühlfächern‹ die Rede war, in denen Chalkin missliebige Personen aufbewahrte«, sagte Bridgely angewidert.
    »Dieser Ausdruck stammt nicht von uns!«, beschied
    ihm Azury achselzuckend.
    »Nun ja, wir werden versuchen, diesen Tratsch aus
    der Welt zu schaffen«, entgegnete M'shall ärgerlich.
    »Die Fakten sind schon haarsträubend genug, wir brauchen uns nicht noch mit Ausgeburten der Phantasie herumzuschlagen.«
    »Die Leute müssen wissen, wie mit den Vergewalti—
    gern und Mördern verfahren wurde«, warf Richud ein.
    »Selbstverständlich. Tatsachen müssen publik werden, aber Gerüchte sollten wir im Keim ersticken«, be-kräftigte Paulin. Er stand auf und klopfte mit seinem Hammer auf den Block. »Hiermit erkläre ich diese Sitzung des Konklaves für beendet. Feiern Sie das Ende des Planetenumlaufs, und im neuen Jahr sehen wir uns wieder.«
    Er selbst hatte sich vorgenommen, die Festlichkeiten nach Herzenslust zu genießen, denn schwere Zeiten standen ihnen bevor. An den Mienen der anderen Sit—zungsteilnehmer erkannte er, dass auch sie sich auf die Feiern freuten. Besonders der junge Gallian wirkte gelöst und erwartungsfroh. Abgesehen von der Tatsa—351
     
    che, dass Gallian in der Angelegenheit mit Chalkin den ausdrücklichen Wunsch seines Vaters missachtet hatte, gab er dem alten Jamson keinen Anlass, an seinen Füh-rungsqualitäten zu zweifeln. Er verwaltete die Hochland-Provinz in vorbildlicher Weise.
    Trotzdem fand Paulin, es könne nicht schaden, Jamson das Gerücht über Chalkins vorgeblichen Kannibalismus zuzutragen; vielleicht änderte er dann seine Meinung über dessen Verbannung ins Exil. Derweil machte Theas Genesung nur schleppende Fortschritte, und sie hatte ihren Gemahl dazu überredet, ihren Aufenthalt im milden Klima von Ista bis in den neuen Planetenumlauf hinein zu verlängern. Auf diese Weise konnte allmählich Gras über die Chalkin-Affäre wachsen.
    Das Ende des Planetenumlaufs war für jedermann ein
    Feiertag, bis auf diejenigen, die bei der Aufführung der
    ›Landungssuite‹ mitwirkten. Clisser hatte alle Hände voll zu tun mit Proben, Änderungen in letzter Minute und den Unterweisungen der zweiten Besetzungen, die für erkrankte Orchester-und Chormitglieder einspran-gen.
    Zusätzlich befasste er sich mit den präzisen Kalkulationen, die erforderlich waren, wenn man einen Mechanismus zur Vorhersage eines Fädenfalls installieren wollte. Allerdings fungierte er in erster Linie als Koor-dinator und Beobachter, denn ein Team aus Astronomen, Ingenieuren und Weyrführern erhielt den Auftrag, am östlichen Rand eines jeden der sechs Weyr Geräte zur optischen Überwachung des Himmels aufzustellen.
    Clisser, Jemmy und Kalvi wollten die Methode zuerst in Benden ausprobieren, dem ersten Weyr, der das Phä-
    nomen mit bloßem Auge beobachten konnte; dann kä-
    men die fünf restlichen Weyr an die Reihe.
    Es war wichtig, in Benden mit akribischer Genauigkeit vorzugehen, weil alle anderen Installationen auf 352
     
    diesen Ort Bezug nehmen würden. Clisser hegte nicht den geringsten Zweifel an der Exaktheit der Berechnungen, da Kalvi die Ergebnisse immer und immer wieder überprüfte. Clisser

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