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Drachenauge

Drachenauge

Titel: Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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stöberte in seinen Unterlagen, ehe er das richtige Klemmbrett fand, und räusperte sich. »Bis auf zwei Festungen sind den Berichten zufolge sämtliche Anwesen verteidigungsfähig.« Zuerst hef-tete er seinen Blick auf Franco, den Burgherrn von Nerat, dann wandte er sich Chalkin zu. »Ich weiß genau, dass Sie die Formulare erhielten, die Sie mir ausgefüllt zurückgeben sollten.«
    Der hochgewachsene, hagere, dunkelhäutige Nera—
    tianer hob die Hand. »Ich sagte bereits, welche Probleme uns die Vegetation bereitet, Paulin, aber wir sind dabei, die Situation unter Kontrolle zu bringen.« Er schnitt eine Grimasse. »Das ist gar nicht so einfach bei dem schwülwarmen Wetter, das wir hatten und dem Verbot von chemischen Pflanzenvernichtungsmitteln. Aber ich kann Ihnen versprechen, dass wir in unseren Bemühungen nicht nachlassen werden. Darüber hinaus haben
    wir Notüberdachungen für die Beete mit den Sämlingen hergestellt und Sämereien eingelagert, die wir in günstigen Zeiten aussäen können. Außerdem forschen
    wir weiter, ob es möglich ist, Miniaturpflanzen zu züchten, die nicht nur auf dem freien Feld, sondern auch in Hallen gedeihen. Wir alle sind uns der Probleme sehr wohl bewusst und tun unser Möglichstes, um uns gegen die drohende Gefahr zu wappnen. Die Bewohner unserer Ansiedlungen werden ausnahmslos an den
    Schulungen für die Bodencrews teilnehmen.«
    Paulin nickte und machte sich eine Notiz. »Die land-wirtschaftliche Fakultät arbeitet daran, einen Hemm-stoff gegen eure tropischen Unkräuter zu finden, Fran.«
    »Hoffentlich sind die Forschungen bald von Erfolg
    gekrönt. Das Zeug schießt sogar aus trockenem Sand—
    boden, es wuchert einfach überall.«
    Danach fasste Paulin Chalkin ins Auge, der mit allen Anzeichen von Langeweile seine Fingerringe polierte.
    »Von Ihnen, Lord Chalkin von Bitra, habe ich überhaupt keine Antwort erhalten.«
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    »Das eilt ja wohl nicht …«
    »Heute war der Stichtag für die Abgabe des Berichts, Chalkin«, fuhr Paulin unbeirrt fort.
    Chalkin zuckte die Achseln. »Ihr anderen könnt euch getrost auf dieses Spiel einlassen, aber ich für meinen Teil glaube nicht, dass im nächsten Frühjahr Fäden auf uns herniederfallen. Wieso sollte ich meinen Leuten dann unnötige Arbeiten aufbürden …?«
    Die aufgebrachten Rufe, die rings um den Tisch laut wurden, verhinderten, dass er den Satz zu Ende sprach.
    »Hören Sie, Chalkin …«
    »Moment mal, wissen Sie denn nicht …«
    »Was bilden Sie sich eigentlich ein …« Empört sprang Bastom auf.
    Mit einem feisten, ringgeschmückten Finger zeigte
    Chalkin auf den Burgherrn von Tillek.
    »Die Festungen sind doch autonom, oder etwa nicht?
    Wird dieses Recht nicht in der Charta garantiert?«, schleuderte Chalkin Paulin entgegen.
    »In normalen Zeiten, ja«, antwortete Paulin und
    winkte den anderen zu, sie sollten schweigen. Doch er musste die Stimme heben, um sich in dem nicht enden wollenden Tumult Gehör zu verschaffen. »Mit Ausnahme, wenn …«
    »Mit Ausnahme, wenn die Fäden fallen. Ja, ja, ich
    weiß. Nur gibt es dafür keine Beweise«, trumpfte Chalkin grinsend auf.
    »Beweise? Welche Beweise verlangen Sie denn noch?«, herrschte Paulin ihn an. »Worauf warten Sie, Chalkin?
    Pern spürt bereits die Auswirkungen des sich nähernden Roten Sterns …«
    Chalkin tat diesen Einwand mit einem Achselzucken
    ab. »In jedem Winter toben heftige Stürme, und Vulkanausbrüche sind keine Seltenheit.«
    »Sie können nicht abstreiten, dass der Planet immer deutlicher zu sehen ist.«
    »Pah! Das hat rein gar nichts zu bedeuten.«
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    »Ist es so«, wandte Paulin ein, nachdem er energisch um Ruhe gebeten hatte, »dass Sie die Erfahrungen und Ratschläge unserer Vorväter als Humbug abtun? Wollen Sie behaupten, dass die mannigfachen Beweise und Belege nicht den geringsten Sinn haben?«
    »Die ersten Kolonisten waren hysterische …«
    »Hysterisch kann man sie wohl kaum nennen!«, fuhr
    Tashvi dazwischen. »Im Gegenteil, sie meisterten eine schwierige Situation und hinterließen uns detaillierte Anweisungen, was zu tun sei, wenn der Planet sich
    Pern abermals näherte. Und sie überlieferten, wie man den exakten Zeitpunkt für eine Annäherungsphase berechnen kann.«
    »Einen Augenblick, bitte!«, brülle Paulin, beide Arme hebend. »Ich darf Sie daran erinnern, dass ich hier den Vorsitz führe!« Böse funkelte er Tashvi an, bis der Burgherr von Telgar seinen Platz wieder einnahm und das zornige Stimmengewirr sich

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