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Drachenauge

Drachenauge

Titel: Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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Augen.
    Vergerin schmunzelte. »Mir scheint, sie haben sich
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    gebessert. Sie sind gesünder, umgänglicher und viel disziplinierter.«
    »Disziplin hatten sie dringend nötig«, ergänzte Paulin.
    »Vielleicht werden Sie noch eine Überraschung erleben, Lord Paulin«, meinte Vergerin vergnügt.
    »Ich bin auf alles gefasst.«
    »Wenn man ein Kind richtig erzieht, wird daraus
    ein anständiger Erwachsener«, gab Jamson salbungs—
    voll von sich.
    »Kommen Sie mit«, forderte Vergerin seine Gäste auf.
    Durch einen Gang führte er sie in einen Raum, der
    früher als Spielzimmer gedient hatte. Man hörte gedämpftes Singen. Paulin erkannte die Melodie eines Liedes, das erst neulich vom Kollegium komponiert
    worden war. Als sie näher kamen, erkannte er den Text der Ballade über die Pflichten. Jamson räusperte sich abermals und schneuzte sich vernehmlich die Nase.
    Leise öffnete Vergerin die Tür. Die Schüler – es waren viel mehr, als Paulin erwartet hatte – kehrten ihnen den Rücken zu. Ihr Lehrer – zu seiner Verblüffung erkannte Paulin Issony – nickte den Männern grüßend zu und fuhr fort, den Takt des Liedes zu schlagen.
    Kinderstimmen rühren immer ans Herz, vielleicht,
    weil in ihnen eine grundlegende Unschuld mit—
    schwingt. Selbst Jamson lächelte, doch der nächste Vers, den die Schüler anstimmten, handelte von den Pflichten und Verantwortungen eines Burgherrn.
    »Wo sitzen Chalkins Sprösslinge?«, wisperte Paulin
    Vergerin zu.
    Der deutete mit dem Finger, und Paulin nahm die Buben und Mädchen, die in der ersten Reihe saßen, näher in Augenschein. Chalkins Nachkommenschaft war wesentlich besser gekleidet als die Kinder der Pächter, doch sie wirkten genauso aufmerksam und sangen nach Leibeskräften mit. Chalkins älteste Tochter hatte ein durchdringendes Organ, das alle anderen Stimmen 418
     
    übertönte. Paulin schmunzelte in sich hinein. Darin schlug sie wohl nach ihrer Mutter.
    Vergerin gab ihnen ein Zeichen, sie sollten sich jetzt zurückziehen.
    »Issony hatte Recht, als er sagte, Kinder brauchen einen gesunden Wettbewerb. Mit den Abkömmlingen der Pächter hat man es leichter; sie wollen lernen, um im Leben voran zu kommen. Chaldon ist fest entschlossen, die Kinder aus einfachen Verhältnissen mit guten Leistungen auszustechen. Sicher, Chalkins Gören sind immer noch schwieriger zu bändigen als der Rest der Klasse, aber ich gab Issony freie Hand, mit ihnen nach Belieben zu verfahren. Bis jetzt hat sich noch niemand beschwert.«
    »Und wie geht es Nadona?«, erkundigte sich Paulin.
    Vergerin hob die Augenbrauen. »Im Wesentlichen
    lernt sie dieselbe Lektion wie ihre Kinder, doch sie ist ein bisschen schwer von Begriff, wie Issony sagen wür-de. Sie bewohnt ihre eigenen Räume in einer der oberen Etagen und verlässt sie nur äußerst selten.«
    »Vielleicht hat sie Angst, Sie könnten sie zu Arbeiten heranziehen«, mutmaßte Paulin scherzhaft.
    »Das mag sein.«
    Paulin schloss seine Fliegerjacke und deutete damit an, dass er die Inspektionstour für beendet betrachtete.
    »Ist es Ihnen recht, wenn wir jetzt aufbrechen, Jamson?«
    Jamson nickte. Paulin fasste sein Schweigen als gutes Omen auf. Offenbar hatte er nichts in Bitra entdecken können, das seinen Unwillen erregte.
    Als sie die Burg verließen, trafen sie auf Männer und Frauen, die sich eilig die Flammenwerfertanks um-schnallten.
    »Ich habe eine Übung angeordnet. Wir müssen uns
    sputen, die Zeit drängt«, erklärte Vergerin. Jamson und S'nan tauschten einen so viel sagenden Blick, dass Paulin unwillkürlich lächelte. Vergerin merkte, was in ihm vorging, und zwinkerte ihm verschmitzt zu. Nachdem 419
     
    er sich höflich von seinen Gästen verabschiedet hatte, gesellte er sich zu der Bodenmannschaft.
    »Nun ja, anscheinend hat er aus seinen Fehlern gelernt«, meinte Jamson in herablassendem Ton, als sie sich zu dem wartenden Bronzedrachen begaben.
    »Es sieht ganz so aus«, stimmte S'nan ihm zu und
    runzelte die Stirn. »Obwohl es mir nicht passt, dass er Chalkins Glücksspieler so milde behandelt hat. Auf Versammlungen werden sie die Leute wieder zum Spielen verführen, denken Sie an meine Worte.«
    »Das war doch schon immer so«, versetzte Paulin
    und half Jamson, auf Magrith zu steigen. »Aber vielleicht sind sie jetzt, da Chalkin keinen Anteil an ihren Gewinnen fordert, nicht mehr so versessen darauf, arg-lose Pächter hereinzulegen.«
    »Das Glücksspiel sollte generell verboten werden«,
    erklärte S'nan

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