Drachenauge
Ausflug in den Süden berichtet hatten.
»Wir würden natürlich nirgendwo landen«, erklärte
B'nurrin, nachdem er Zulayas Wink zur Kenntnis genommen hatte, seine Gedanken vor den Drachen abzu—schirmen. »Und es braucht auch nicht das komplette
Geschwader zum Einsatz zu kommen. Den ersten Fä-
denfall im Süden sollten wir lediglich beobachten – damit wir einen Eindruck bekommen, was uns künftig erwartet.«
»Und Sie hoffen, dass S'nan Ihnen nicht zuvor—
kommt«, ergänzte Zulaya mit maliziösem Grinsen.
»Recht haben Sie«, räumte B'nurrin unumwunden
ein. »Mittlerweile bin ich stinksauer auf ihn. Ich wüsste nicht, warum wir uns diesen ersten Fädenschauer nicht aus nächster Nähe ansehen sollten. Ich meine …« Er fasste sich ein Herz und blickte K'vin direkt in die Augen. »Ich befürchte, ich könnte mir vor Angst in die Hosen machen, wenn ich den ersten echten Kampfeinsatz leite.«
»Mir wird bei dem Gedanken auch ganz mulmig zu—
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mute«, bekannte K'vin. Aus dem Augenwinkel bekam
er mit, dass Zulaya verblüfft dreinschaute. Hatte B'ner ihr gegenüber nie von seiner Angst gesprochen?
»Deshalb möchte ich beim ersten Fädenschauer dabei
sein, um zu wissen, was auf mich zukommt.«
»Jeder, der die Gefahr der Fäden verkennt, ist ein ausgemachter Narr«, warf Zulaya ein.
»Das stimmt.« B'nurrin nickte zur Betonung. »Was
ist, schließen Sie sich mir an?«
»Denken Sie, wenn wir beide aus der Reihe tanzen,
fällt ein eventueller Tadel nur halb so schlimm aus?«, fragte K'vin mit einem Seitenblick auf Zulaya.
B'nurrin kratzte sich das Kinn. »So ungefähr.«
»Sind wir die Ersten, mit denen Sie über Ihre Pläne sprechen?«
B'nurrin schnaubte durch die Nase. »S'nan würde ich diesen Vorschlag ganz gewiss nicht unterbreiten. Und mit Ihrem Einverständnis hatte ich irgendwie gerechnet. Vielleicht möchte M'shall mitkommen. Je nachdem, welche Wetterbedingungen herrschen, könnte Benden das erste Ziel sein, das wir ernsthaft verteidigen müssen.«
»M'shall dürfte das genauso sehen«, mischte sich
Zulaya ein. »Obwohl er vermutlich der Letzte ist, der zugibt, dass er sich vor den Fäden fürchtet.«
»Das stimmt«, pflichtete B'nurrin ihr bei. »Angenommen, S'nan wird der Erste sein, der den ersten richtigen Fädenfall erlebt, sollte dieser über Fort niedergehen; dann kann er sich nichts darauf einbilden, wenn wir noch vor ihm einen Einsatz im Süden geflogen sind.«
»Wie viel Zeit mag vergehen zwischen dem ersten
Einfall im Süden und dem Schauer, der zuerst bei uns im Norden abregnet?«, erkundigte sich K'vin. Zulaya war bereits dabei, eine Landkarte auf dem Tisch auszu-breiten.
»Ungefähr zwei Wochen«, antwortete sie.
»Wenn wir in den Süden flögen, würde das die Ein—
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satzbereitschaft unserer Weyr keineswegs schwächen«, überlegte B'nurrin.
»Den Berechnungen zufolge regnet erst der siebte
Schauer über Fort ab. Nummer vier geht über Landing nieder.« Mit dem Finger tippte Zulaya auf die betreffenden Orte. »Nummer fünf können wir vernachlässigen, aber sechs beginnt vor der Küste, dort, wo der Paradies-Fluss ins Meer mündet, unweit der Stelle, an der wir unser Lager aufgeschlagen hatten.«
»Und was ist mit den drei ersten Schauern?«, erkundigte sich B'nurrin, während er den Hals reckte, um die Karte besser einsehen zu können. »Tja, offenbar gibt es dafür keine bestimmten Koordinaten.« Er blickte K'vin an. »Was ist, werden Sie mit mir kommen?«
»Ich möchte gern«, gab K'vin zurück und vermied es, Zulaya anzuschauen.
»Ich schließe mich an«, erklärte sie zur Überraschung der beiden Männer. Als sie deren Verblüffung bemerkte, fügte sie hinzu: »Die Königinnengeschwader fliegen bei einem Kampfeinsatz wesentlich niedriger als der Rest des Weyrs. Ein wenig Training vor Ort kann sicher nicht schaden. Welche Einstellung hat Shanna zu dem Plan? Kommt sie ebenfalls mit?«
»Aber nur, wenn Sie auch dabei sind«, erwiderte
B'nurrin schmunzelnd. »Das hatte sie zur Bedingung
gemacht.«
»Ich finde, wir sollten uns sicherheitshalber ein paar Tage Bedenkzeit einräumen«, schlug Zulaya vor. »Und auf gar keinen Fall dürfen wir den anderen etwas von diesem Plan verraten.«
»Wenn wir dichthalten, erfährt es niemand«, meinte
B'nurrin zuversichtlich und warf einen bedeutungsvollen Blick auf die schlafende Meranath.
Paulin brachte Lord Jamson in die Burg Bitra. Jamson war immer noch empört, weil sein Sohn für Chalkins
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