Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenauge

Drachenauge

Titel: Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
Vom Netzwerk:
Amtsenthebung gestimmt hatte. Darüber hinaus fand
    412
     
    er allerdings an dessen Verwaltungstätigkeit nichts auszusetzen. Die beiden Monate, die der alte Lord in wärmeren Gefilden verbracht hatte, waren seiner Gesundheit förderlich gewesen, leider nicht seiner Toleranz.
    Der Wandel, der sich in Bitra seit Chalkins Abwesenheit vollzogen hatte, war unverkennbar. Das sah Paulin gleich, nachdem Magrith gelandet war. Vergerin eilte die Treppe hinunter, um seine Gäste zu begrüßen.
    S'nan hatte darauf bestanden, die beiden Burgherren zu transportieren, denn im Grunde seines Herzens teilte er Jamsons konservative Einstellung.
    »Auf mein Wort!«, rief der Weyrführer von Fort und
    blickte erstaunt in die Runde. Auch Magrith ließ seine Augen kreisen.
    Der Burghof war sauber aufgeräumt, man hatte den
    Schnee von den Platten gefegt, und die Zugangswege
    führten nicht länger durch ein verfilztes Gestrüpp aus wild wuchernden Sträuchern und Ranken. Die Dächer der Pächterhäuser waren neu gedeckt, die Kamine repariert und die Fenster mit bunt gestrichenen Läden aus Metall versehen.
    Die Burg selbst wirkte längst nicht mehr so verwahrlost wie früher, da man das Dickicht aus welken Kletter-pflanzen von der Fassade entfernt hatte. Die gesäuber-ten und reparierten Sonnenpaneele spiegelten das einfallende Licht Rubkats wider.
    Unter einem neu errichteten Schutzdach stapelten
    sich HNO3-Tanks, und die Tragegeschirre sowie die
    Schläuche hingen griffbereit an Haken. Kalvi hatte Paulin erzählt, dass Vergerin schon eine Woche nach seiner Übernahme um eine komplette Ausrüstung gebeten hatte. Eine Woche später folgten Experten, die Bodenteams im Gebrauch und in der Wartung der Flammenwerfer unterwiesen.
    Über seiner Hose trug Vergerin einen sauberen Ka—
    sack, und man sah es ihm an, dass er bis kurz vor Ankunft der Besucher gearbeitet hatte. Freundlich begrüß-
    413
     
    te er Paulin und begegnete Jamson mit der gebotenen Höflichkeit, obschon der Burgherr aus dem Hochland von Anfang an auf Distanz ging.
    »Sie haben viel bewirkt, seit Sie Bitra übernahmen, Vergerin«, lobte Paulin. »Offen gestanden hätte ich so viele Neuerungen in so kurzer Zeit nicht für möglich gehalten.«
    »Nun ja«, erwiderte Vergerin erfreut. »Ich fand das Versteck, in dem Chalkin sein Vermögen hortete, und konnte Fachkräfte herholen. Viele der Pächter begegnen mir noch mit Zurückhaltung …«
    »Ist es vielleicht Angst?«, mutmaßte Paulin.
    »Wie dem auch sei, aber ich habe sie mit Material versorgt, damit sie sich selbst helfen können. Die Burg war total abgewirtschaftet.«
    Jamson stieß ein Grunzen aus, doch so kritisch er
    auch nach Mängeln suchte, er entdeckte nur Sauberkeit und Ordnung.
    Die Eingangshalle wirkte einladend. Bewundernd betrachtete S'nan das schöne, blank polierte Mobiliar und die Gestecke aus Immergrün und Winterbeeren. Ein liv-rierter Diener eilte mit einem voll beladenen Tablett durch den Raum.
    »In meinem Büro sitzt es sich sehr bequem«, meinte
    Vergerin und bedeutete ihnen, einzutreten.
    Paulin bemerkte, dass die schwere Holztür glänzte,
    als sei sie mit Öl bearbeitet worden, und die Messingbe-schläge wiesen keinen einzigen Fleck auf. Das Innere des Büros hatte Vergerin völlig neu gestaltet. Man sah Arbeitstische, Schränke und Regale, alles tipptopp aufgeräumt. An einer Wand hing eine Übersichtskarte der Provinz Bitra. Darunter hatte Vergerin eine Karte des gesamten Nordkontinents befestigt und eine, die das Steng-Tal zeigte. Plante er etwa, die Erzminen dort wieder in Betrieb zu nehmen?
    Im Kamin prasselte ein Feuer, davor standen drei
    gemütliche Sessel und ein niedriger Tisch mit dem Tab-414
     
    lett darauf. Auf dem breiten Fenstersims befanden sich Vasen mit Wintersträußen.
    »Es gibt Klah, außerdem eine köstliche Suppe, die ich empfehlen kann und Wein.« Vergerin lud seine Gäste ein, vor dem Kamin Platz zu nehmen.
    »Haben Sie auch einen neuen Koch, Vergerin?«, erkundigte sich Paulin. »Wenn ja, dann koste ich von der Suppe.«
    Auch Jamson entschied sich für eine Mahlzeit, während S'nan lediglich einen Becher Klah verlangte.
    »Erinnern Sie sich noch an die hintere Treppe, Paulin?«, fragte Vergerin, der sich auch von der Suppe bediente und sich auf einen Stuhl mit gerader Lehne setzte.
    »Allerdings. Hatte Chalkin dort sein Vermögen versteckt?«
    »Ja, in einer der Stufen.« Vergerin lachte verschmitzt.
    »Chalkin hatte nicht bedacht, dass ich das Versteck noch von

Weitere Kostenlose Bücher