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Drachenblut 01 - Die Väter

Drachenblut 01 - Die Väter

Titel: Drachenblut 01 - Die Väter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Herzberg
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Wie ein
Häufchen Elend stand dieser Berg von Mann vor Edward. Sein Schicksal oder
Urteil geduldig erwartend.
    Edward
drehte sich um und ging langsamen Schrittes zu Veit herüber. »Was meinst du,
sollen wir sie alle töten?«, flüsterte er ihm die Frage ins Ohr, von deren
Antwort so viele Leben abhingen. Als der Graf dann in das Gesicht des Ritters
schaute, schüttelte dieser nur ganz leicht den Kopf. Wie knapp sie dem sicheren
Tod entgangen war, konnte die Meute nicht einmal erahnen, als sie nun den
Rückweg auf den Burgplatz antrat.
     
    »Lasst
Veit und mich allein!«, schrie Edward ungehalten, nachdem auch der letzte
Aufständische den Saal verlassen hatte. Flink eilten die Ritter hinaus, um nicht
noch ein Opfer der unberechenbaren Launen ihres Herren zu werden.
    »Veit«,
begann Edward in freundlichem Ton, »du bist nicht nur ein tapferer Ritter,
sondern wirst mir auch ein guter Berater sein - da bin ich sicher.«
    »Herr.
Es ist mir eine Ehre Euch zu dienen - und seid gewiss: bis in den Tod und
darüber hinaus.«
    »Das
weiß ich Veit - das weiß ich ...«, murmelte der junge Graf gedankenversunken.
    »Gibt
es noch etwas, was ich für Euch tun soll, Herr?«, erkundigte sich der Ritter
pflichtbewusst.
    Immer
noch nachdenklich nickte Edward. »Diesen Narren, dessen Leben ich soeben
verschonte ...«
    »Was
ist mit ihm, Herr?«
    »Du
wirst ihn töten - heute noch. Wenn erst einmal bekannt wird, dass man mich
derart dreist an der Nase herumführen kann, dann wackelt mein Stuhl schon
morgen.«
    »So
soll es sein Herr. Ich werde Euch nicht enttäuschen.«
    Schon
wand sich Veit, um eiligen Schrittes den Saal zu verlassen, als der Graf erneut
einsetzte:
    »Veit!«
    »Ja
Herr?«
    »Seine
Familie auch ...«

Kapitel 26: Auf Messers Schneide
     
    Wo war
nur der Große geblieben? Nirgendwo auch nur ein Zeichen von ihm. Hatte er
aufgegeben? Verübeln konnte Siegfried es ihm kaum. Schließlich hatte er mit
ansehen müssen, wie seine Kameraden dahingeschlachtet wurden. Wer hätte da
nicht eine kopflose Flucht dem gewissen Tode vorgezogen?
    »Egal«,
murmelte er. Jetzt galt es Gunther zu befreien. Mit einem mächtigen Stein brach
er den Riegel zum Gatter auf und zog Gunther hervor, dessen Stöhnen nichts
Gutes bedeuten konnte.
    »Wie
geht es dir?«, erkundigte sich Siegfried. Wobei diese Frage ihm kurz darauf
bereits überflüssig erschien. Eine Antwort konnte er sich ebenso selbst geben.
Gunthers Bein glühte und seine Farben wirkten fast unnatürlich schillernd. Es
stank zudem, dass Siegfried sogar würgen musste. Jetzt nahm er sein Messer und
teilte damit die langen Unterkleider, in denen sein Knappe vor ihm lag.
Vorsichtig zog er den verklebten Stoff auseinander. Dann ging gar nichts mehr.
Reflexartig warf er sich zur Seite und entleerte seinen kompletten Mageninhalt auf
den Waldboden. Bis weit über das Knie hinaus war das gesamte Bein verfault. Die
Adern quollen dunkelblau hervor. Leben steckte keines mehr in diesem
zerschmetterten Glied. Wieder stöhnte Gunther laut auf. Sein Zustand war
bestenfalls als eine Mischung aus gnädiger Ohnmacht und schmerzhaftem Erwachen
zu beschreiben.
    »Schlagt
es ab, Herr. Schlagt es einfach ab ...«, Gunthers Stimme erstarb.
    »Aber
ich kann doch nicht ...«
    »Ihr
müsst, Herr. Wenn es überhaupt noch ein Entkommen für mich gibt, dann müsst Ihr
es tun ...«
    Gunther
war im Fieberwahn. Eine andere Erklärung für seine wirre Bitte gab es nicht. Er
konnte seinem Knappen doch nicht einfach das Bein abschlagen! Er war
schließlich für sein körperliches Wohl und ebenso seine Unversehrtheit
verantwortlich. Ihm das Bein abzuschlagen liefe auf seinen sicheren Tod hinaus.
Dafür war er nicht aufgebrochen und hatte zahllose Männer getötet.
    Wieder
schaute Siegfried sich die Verwundung an. Vorsichtig legte er eine Hand darauf
und spürte das Glühen rund um die Stelle, aus der die blanken Knochen
hervorragten. Vielleicht hatte Gunther Recht. Am Ende, wenn sein Knappe
überhaupt noch eine Zukunft hatte, wäre es das Beste, diesen Quell von Gift und
Tod von seinem Leibe abzutrennen.
     
    Unruhig
lief Siegfried über die Lichtung. Gunther war schon vor einiger Zeit wieder in
tiefe Ohnmacht gefallen, aus der er nicht zu erwecken war. Immer wütender und
verzweifelter rannte der ansonsten so furchtlose Drachentöter umher. Was half
ihm jetzt aller Mut und alle Unverwundbarkeit? Auf eine solche Situation hatte
ihn niemand vorbereitet. Ein Dutzend Männer hätte er, ohne mit der Wimper zu
zucken,

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