Drachenblut
Windblüte.
»Hat er auch erwähnt, dass die Tiere krank waren?«, erkundigte sich Emorra und versuchte sich an die Trommelbotschaften zu erinnern, die während der Quarantänezeit hinausgegangen waren.
»Nein, eine Nachricht über die Krankheit dieser beiden Feuerechsen gelangte nicht an die Ãffentlichkeit«, erklärte Windblüte. »Aber wir mussten einen Grund für die Quarantäne angeben. Es grenzt an ein Wunder,
dass nicht mehr Leute misstrauisch geworden sind und zwei und zwei zusammenzählten. In der Tat überrascht es mich â¦Â«
Der laute Knall eines aus dem Dazwischen auftauchenden Drachen schnitt ihr das Wort ab.
»Ich hatte viel früher mit ihm gerechnet«, sagte Windblüte, als sie aus dem Fenster spähte und Mâhall vom Benden Weyr erkannte.
»Vielleicht hatte er Wichtigeres zu tun«, warf Emorra schnippisch ein.
»Wahrscheinlich wollte er nur nicht riskieren, dass sein Drache sich hier mit der Krankheit infiziert«, entgegnete Windblüte ungerührt. Sie machte sich auf den Weg, um den Bronzereiter zu begrüÃen, dann drehte sie sich um und fragte Emorra: »Möchtest du mich begleiten?«
Emorra schüttelte den Kopf. »Nein, ich muss eine Klasse unterrichten.«
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Windblüte traf Mâhall im Bogengang des Colleges.
»Wegen dir bin ich hierher gekommen. Ich muss mit dir sprechen«, erklärte Mâhall, als er sie sah.
»Und ich habe dich erwartet«, erwiderte Windblüte mit einem höflichen Nicken. Sie deutete auf die Küche. »Wollen wir nachsehen, ob Moira etwas Leckeres für einen Weyrführer hat, der soeben dem kalten Dazwischen entronnen ist?«
Mâhall lächelte. »Nichts wäre mir lieber.«
Moira kredenzte eine Kanne frisch gebrühtes Klah und ofenwarmes Gebäck. »Dazu gibt es Butter«, verkündete sie. »Alandro bringt sie euch.«
»Vielen Dank!« Mâhal nahm das Tablett und trug es in eine ruhige Nische. Nachdem er und Windblüte Platz genommen hatten, schenkte er für beide Klah ein und wartete, bis Alandor mit der Butter kam. Danach verspeisten sie das heiÃe, dick mit Butter bestrichene Gebäck. Nachdem sie sich gestärkt hatten, fiel Mâhall gleich mit der Tür ins Haus. »Erzähl mir alles über diese Feuerechsen und euren medizinischen Notfall.«
Windblüte schilderte die Ereignisse, so gut sie konnte. Als sie geendet hatte, lehnte sich Mâhall auf der Sitzbank zurück und stieà einen schweren Seufzer aus. Dann griff er abermals nach einem Stück Gebäck, strich Butter darauf und verzehrte es in nachdenklichem Schweigen.
»Und dieses Perlenhalsband? Steht tatsächlich fest, dass es auf Pern gar nicht hätte angefertigt werden können?«, fragte er nach einer Weile.
»Das behauptet jedenfalls Emorra«, bekräftigte Windblüte. Sie machte eine wegwerfende Geste. »Allerdings sind Perlen sehr klein. Es wäre ohne
weiteres möglich, dass jemand sie aus Landing mitbrachte, ohne eine Angabe für die Inventurliste zu machen.«
»Nach allem, was ich über diesen Joel Lilienkamp weiÃ, kann ich mir das nicht vorstellen«, schnaubte Mâhall. »Der Mann war so pedantisch, dass er die mitgeführten Nägel einzeln mit der Hand abzählte. So etwas wie Perlen wären dem nicht entgangen.«
»Aber gänzlich ausschlieÃen kannst du es nicht«, hielt Windblüte halbherzig entgegen.
Mâhall hob die Schultern. »Daran müssen sich die Leute klammern, denen eine andere Erklärung zu unglaubwürdig vorkommt.«
»Oder zu brisant!«, fügte Windblüte vielsagend hinzu.
»Nicht alle Leute wissen, wozu Feuerechsen fähig sind«, ergänzte Mâhall. Fast im Flüsterton fuhr er fort: »Und Drachen!«
Er legte eine Kunstpause ein. »Angenommen, die beiden Echsen kamen tatsächlich aus der Zukunft. Was dann?«
Windblüte zuckte die Achseln. »Vielleicht wird die Krankheit nur in sehr begrenztem Umfang ausbrechen, und diese Feuerechsen gehören zu den wenigen Exemplaren, die sich anstecken.«
»Das wäre natürlich der Idealfall«, pflichtete Mâhall ihr bei. Seine Stimme nahm einen harten Klang an. »Und was wäre das schlimmstmögliche Szenario?«
Windblüte kniff die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen, ehe sie antwortete: »Die gröÃte Katastrophe würde
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