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Drachenblut

Drachenblut

Titel: Drachenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todd McCaffrey
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»Du wirst das Problem lösen. Das tust du doch immer«, sagte sie.

12

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    Â»Auf jede Aktion folgt eine adäquate Reaktion.« Diese Gesetzmäßigkeit gilt für Ökosysteme wie für die Physik. Fügt man in ein Ökosystem eine neue Spezies ein, bleibt dies nicht ohne Konsequenzen.
    â€“ Grundlegende Prinzipien des Ökosystem-Designs,
11. Ausgabe
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    Burg Fort, Ende des Ersten Vorbeizugs
Jahr 50, NL 58
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    M’ hall lehnte sich auf Brianths Rücken nach hinten und spähte nach oben in den nächtlichen Himmel. Nichts Bemerkenswertes war zu sehen. Ein paar Sterne funkelten, und der Rote Stern, der wie ein unheilverkündendes Auge über Pern gedräut hatte, fing langsam an zu verblassen.
    Torene möchte wissen, ob es endlich vorbei ist, gab Brianth weiter und untermalte die Frage mit einem tief aus seinem Bauch kommenden Grummeln.
    Seit einer Stunde haben wir keine Fäden mehr gesehen , antwortete M’hall. Ich denke, das war’s dann. Sag Torene, sie soll einen Patrouillenreiter dalassen und mit dem Rest des Geschwaders zum Weyr zurückfliegen.
    Torene fragt, ob du mitkommst, sagte Brianth.
    Nachdenklich spitzte M’hall die Lippen. Warum nicht? Wenn ich noch lange hier ausharre, werde ich erfrieren.
    Man konnte es sich nur schwer vorstellen, dass die Geißel, die Pern lange genug gnadenlos gepeinigt hatte, auf einmal verschwunden sein sollte. Dass man nicht länger tagein, tagaus gegen die Fäden kämpfen musste. Dass er, M’hall, und seine ihm noch verbliebenen Drachenreiter endlich ausruhen konnten.
    Ausruhen, dachte M’hall und schnaubte spöttisch. Was Ruhe bedeutete, wusste er gar nicht mehr, er hatte es verlernt, abzuschalten. Liebevoll tätschelte er den Nacken seines bronzefarbenen Partners und feuerte ihn an: Auf geht’s, Brianth! Bring uns nach Hause!
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    B’rianth hatte M’hall unweit der Kavernen abgesetzt, ehe er sich in seinen Weyr zurückzog. M’hall wartete auf die Ankunft der Geschwaderführer;
jedem Einzelnen, der eintrudelte, klopfte er anerkennend auf den Rücken und bedachte ihn mit ein paar lobenden Worten. Doch als die Geschwaderführer dann vollzählig waren und sich um ihren Anführer scharten, weilten die Geister der gefallenen Kameraden unter ihnen. Immer wieder glaubte M’hall, schemenhafte Gesichter zu sehen – junge und alte, glatte und narbenzerfurchte, verbitterte oder abenteuerlustige – die den Reitern gehörten, die der Weyr verloren hatte.
    Ich frage mich, wie Vater damit fertig geworden wäre, sinnierte er. Oder Mutter.
    Â»Das war’s dann also, M’hall?«, rief G’len.
    Â»Ich denke, ja«, erwiderte M’hall. »Wie es anhand der alten Aufzeichnungen zu erwarten war. Alles verlief so, wie man es vorhergesagt hatte.«
    Â»Nun, wenigstens dafür sollten wir dankbar sein«, meinte der junge M’san.
    Â»Wein für alle!«, rief eine Stimme aus dem Hintergrund. M’hall stimmte ausgelassen zu. Die Kälte des Dazwischen brach wie ein eisiger Schwall über sie herein, als ein weiterer Drache zurückkehrte. Ohne hinzusehen wusste M’hall, dass es Torene und Alaranth waren.
    Â»Heute Abend wird der Wein in Bechern serviert«, bestimmte Torene. »Gläser würdet ihr nur zerbrechen.«
    Geduldig warteten alle, während der Wein herumgereicht wurde. Bald war die Kaverne berstend voll mit Reitern und Weyrleuten.
    Â»Ich hatte ja keine Ahnung, dass wir so viel Becher vorrätig haben«, wunderte sich Torene.
    Â»Und ich staune, wie viele Menschen in diesem Weyr leben«, fügte M’hall schmunzelnd hinzu. Sein Blick wanderte über die Bewohner des Benden Weyr, die den Ersten Vorbeizug des Roten Sterns überlebt hatten, und rief mit donnernder Stimme, in die die Drachen mit schmetternden Trompetentönen einfielen: »Wir trinken auf all die Freunde, die nicht mehr bei uns sind!«
    Â»Auf die Freunde, die nicht mehr bei uns sind!« Bei der lauthals gebrüllten Antwort schien der Fels des Weyrs zu beben.
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    Â»Kommt herunter und feiert mit uns!«, rief Emorra den Trommlern auf dem Turm zu.
    Â»Wir dürfen nicht. Wir halten Wache.«
    Â»Wie ihr wollt«, meinte Emorra. Sie merkte, dass sie einen über den
Durst getrunken hatte. Ihr letzter Schwips lag so lange zurück, dass sie sich kaum dran erinnern konnte. Aber irgendwann einmal musste sie

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