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Drachenblut

Drachenblut

Titel: Drachenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todd McCaffrey
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Mädchens zu erwidern. Jassi war dem Weyr zugeteilt worden, als C’rion jemanden suchte, der sich mit der Kunst des Heilens auskannte.
    Â»Bis jetzt habe ich nur die Blessuren behandelt, die auftraten, wenn es im Gasthof meines Vaters zu Prügeleien kam«, bekannte Jassi gleich nach ihrer Ankunft. An den Fingern zählte sie ab, welche Art von Verletzungen sie meinte. »Prellungen, Hautabschürfungen, Knochenbrüche, Messerstiche, einen kollabierten Lungenflügel und …«
    Spontan hatte Dalia das junge Mädchen umarmt. »Bitte, mach dich einfach an die Arbeit und sieh zu, was du tun kannst«, forderte sie sie auf. »Wenn irgendetwas nicht klappt, ist es nicht deine Schuld.«
    Â»Ich werde mir alle Mühe geben, meine Lady«, hatte Jassi erwidert und ihre besten Manieren gezeigt.
    Um ein Haar wäre sie davongelaufen, als sie sah, dass ihr erster Patient ein Drache war. Aber Dalia hatte das verstörte Mädchen beruhigt und sie mit dem Drachen bekannt gemacht, der sich mit einer arg verbrannten Schwinge quälte und schlimme Schmerzen litt.
    Schon nach einem Tag konnte sich Dalia nicht mehr vorstellen, auf
Jassi verzichten zu können. Das Mädchen hatte ihre anfängliche Schüchternheit abgelegt und strahlte nun eine solche Autorität aus, dass Dalia mutmaßte, sie habe in dem mittlerweile geschlossenen Gasthof ihres Vaters die Führung innegehabt. Jassi hatte ihr gestanden, dass sie sich in der eingeschworenen Gemeinschaft der Burg Ista und in den engen Korridoren dieser Festung stets eingesperrt gefühlt hatte.
    Nun, nach fast einer Siebenspanne im Weyr, fühlte sich Jassi wie zu Hause. Außer ihrer Angewohnheit, sämtliche Drachenreiter mit »mein Lord« oder »meine Lady« anzureden, hatte sie sich wunderbar in das Weyrleben eingefügt. Insgeheim hatte Dalia bereits beschlossen, Jassi bei der nächsten Gegenüberstellung in die Brutstätte zu locken, falls eine Jungkönigin schlüpfen würde.
    Das Mädchen war eine unverwüstliche Frohnatur, selbst wenn alle anderen mit bedrückten Mienen herumschlichen. Dalia stiegen die Tränen in die Augen, als sie daran dachte, wie viele Hände Jassi gehalten hatte, während Reiter ihre Drachen durch die Krankheit verloren.
    Â»Für sie ist es ein traumatisches Erlebnis«, hatte Jassi erklärt, als Dalia sie einmal vorsichtig darauf ansprach. »Ich bemühe mich, trotz allem ein fröhliches Gesicht zu machen, denn wenn ich mit den Reitern trauere, nützt das niemandem. Man kann einem Verzweifelten nur helfen, wenn man ein gewisses Maß an Optimismus ausstrahlt.«
    Dalia fand, mehr konnte man in diesen schweren Zeiten von niemandem erwarten. Wenn jeder sein Bestes gab und dort eingriff, wo er gerade gebraucht wurde, konnte man höchst zufrieden sein.
    Â 
    Hoch über dem westlichen Arm des Telgar-Flusses tauchten zweihunderteinunddreißig Drachen am Himmel auf; sie waren so gruppiert, dass ihre Formation einen Pfeil bildete, wobei jeweils drei Drachen exakt ausgerichtet übereinander flogen.
    Â»Wir sind hier, und wo sind die Fäden?«, rief P’dor von seiner Position hinter K’lior. K’lior lächelte über den Eifer seines Geschwaderzweiten. Er schaute nach oben und ließ dann den Blick in die Runde schweifen.
    Der Anblick seines zu einer Phalanx aufgereihten Weyrs ließ sein Herz vor Stolz schwellen. Er war fest davon überzeugt, dass sich der eiserne Drill, dem sie sich unterzogen hatten, heute auszahlen würde. Dann suchte er den Himmel hinter sich nach Spuren ab. Dort! Fäden! Rineth, sein Bronzedrache, trompetete schrill, als er K’liors Anspannung spürte.

    Â»Wo bleibt Telgar?«, wunderte er sich laut. Rineth teilte er in Gedanken mit: Der untere Teil der Phalanx behält seine Position bei. Die beiden oberen Ebenen sollen wenden und eine Front gegen die Fäden bilden.
    Eine gewisse Hektik brach aus, als die beiden obersten Gefechtsketten kehrt machten und sich zu einer neuen Pfeilformation gruppierten. Rineth drehte den Hals nach hinten, riss das gewaltige Maul auf und bat K’lior um Feuerstein. Plötzlich rauschten die Fädenschauer nieder, und immer noch war kein Drache aus dem Telgar Weyr in Sicht.
    Sie mussten angreifen.
    Sie mussten die Fäden mit Flammengarben verbrennen.
    Sie mussten siegen!
    Â 
    In weniger als einer Stunde würde es über Nerat Fäden regnen, wusste

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