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Drachenblut

Drachenblut

Titel: Drachenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todd McCaffrey
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tröstet.«
    Â»Wenn du irgendetwas brauchst«, fuhr M’tal fort, »oder falls Salina und ich dir helfen können …«
    Â»Danke für das Angebot.« Lorana rang sich ein Lächeln ab. »Aber wir kommen allein zurecht, Arith und ich.«
    Doch nun, als Kindans Blick über die Tische schweifte, an denen sich dicht an dicht die Leute drängten, fragte er sich, ob Lorana wirklich so tapfer war, wie sie sich gab. Seufzend verließ er die Kaverne und stieg nach oben ins Archiv. Vielleicht hatte sich Lorana entschlossen, dort ihr Abendbrot einzunehmen.
    Mitten auf der Treppe empfing er einen Ruf von Arith: Lorana braucht den Harfner!
    Vor Überraschung wäre er um ein Haar gestolpert. Doch sowie er sein Gleichgewicht wiedergefunden hatte, sauste er die Treppen hinunter und stürmte durch den Kraterkessel zu Loranas Quartier.
    Vor ihrer Tür blieb er stehen, um Atem zu schöpfen und zu lauschen. Durch den Vorhang hörte er leises Schluchzen.
    Â»Lorana?«, rief er. »Darf ich hereinkommen?«
    Â»Ja.«
    Kindan schob den Vorhang zur Seite. Als Erstes fiel ihm auf, dass die Wandbehänge voll waren mit Zeichnungen, die Lorana mit Nadeln am Stoff befestigt hatte. Die Skizzen zeigten Drachen und Reiter. Manche der Drachen stammten aus diesem Weyr – und sämtliche dieser Tiere waren entweder ihren Verletzungen durch die Fäden erlegen oder an der geheimnisvollen Krankheit gestorben. Er vermutete, die übrigen Drachen auf den Bildern stellten Opfer aus den anderen Weyrn dar, obwohl er sich nicht vorstellen konnte, woher Lorana wusste, wie sie ausgesehen hatten.
    Als er die Skizzen näher in Augenschein nahm, erkannte er, dass Lorana die Drachen nicht naturgetreu wiedergegeben hatte – die charakteristischen Merkmale eines Drachen – das Gesicht, die Form der
Augenwülste, die Schnauze, die Zähne, hatte sie nur vage angedeutet. Akribisch ausgeführt waren dagegen das lederne Reitgeschirr und die Mimik ihrer Reiter. Kindan erschrak bis ins Mark, als er den unendlichen Schmerz dieser Menschen sah, das entsetzliche Leid, das sie bei dem Verlust ihrer Reittiere empfanden. Und all diese Qualen hatte Lorana mit ihnen geteilt.
    In Ariths wirbelnden Facettenaugen brach sich das Licht, als die junge Königin von ihrer Lagerstatt aus den Besucher beobachtete. Ihr Blick drückte Besorgnis aus.
    Als Kindans Augen sich auf das Halbdunkel eingestellt hatte, sah er Lorana, die in ihrem Bett lag. Er ging zu ihr und setzte sich auf die Bettkante. Sie lag auf dem Bauch, das Gesicht in den Kissen vergraben, bis zur Taille zugedeckt. Eine Weile saß Kindan einfach nur da und schwieg. Er streckte die Hand aus, um Loranas Schulter zu berühren, doch dann besann er sich anders und zog sie wieder zurück.
    Â»Hast du ein Mittel zum Einreiben da?«, fragte er.
    Â»Wie bitte?« Lorana kehrte ihm das Gesicht zu. In dem trüben Licht sah Kindan die fleckige Haut und Spuren von Tränen. Er hatte schon früher Menschen gesehen, die vor lauter Überanstrengung zusammengebrochen waren. Ständige Anspannung und Sorgen, dazu körperliche extreme Belastungen forderten ihren Tribut und entzogen diesen Leuten den letzten Rest von Kraft.
    Â»Ein Einreibemittel – für die Haut«, wiederholte Kindan. »Ein Duftöl vielleicht?«
    Â»Im Bad bewahre ich ein Hautöl auf«, erwiderte sie verdutzt.
    Kindan ging nach nebenan, fand das Öl und stellte die Flasche auf den Tisch neben dem Bett.
    Er goss etwas Öl in seine Handflächen und rieb sie aneinander, bis sie warm waren. Dann begann er Loranas verspannte Nackenmuskeln zu massieren.
    Â»Dreh dich um, jetzt kommen deine Hände dran«, bestimmte er freundlich. Er konnte ihre Verblüffung spüren. »Du kannst die vielen Skizzen nicht angefertigt haben, ohne deine Hände zu verkrampfen«, erklärte er. »Dreh dich bitte auf den Rücken.«
    Er tröpfelte noch mehr von dem duftenden Öl auf seine Handflächen, dann griff er sanft nach Loranas linker Hand und rieb vorsichtig das Öl ein. Geschickt lockerte er die steifen Fingergelenke und knetete den verhärteten
Handballen. Langsam arbeitete er sich von den Fingerspitzen ausgehend den Arm hoch bis zur Schulter.
    Lorana seufzte genüßlich.
    Kindan erlaubte sich ein verhaltenes Lächeln und fuhr mit der Massage fort. Danach nahm er sich den anderen Arm vor.
    Später massierte er ihre

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