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Drachenblut

Drachenblut

Titel: Drachenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todd McCaffrey
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hatte, abebbte, und nun die entsetzlichen Schmerzen einsetzten.
    Â»Aber es tut nicht so weh wie der Biss eines Wachwhers«, japste er.
    Â 
    Als das kalte, graue Morgenlicht schließlich die dünne Wolkenschicht durchbrach, kauerte Windblüte immer noch vor den dampfenden Überresten des Drachen. Das Agenodrei hatte die Muskelmasse zersetzt, und zurück blieb lediglich das Skelett. Während jedes weitere Fass Salpetersäure eine neue Fleischschicht des Kadavers abätzte, fühlte sich Windblüte, als würde sie in ähnlicher Weise Schicht für Schicht bloßgelegt. Ihre Nerven lagen blank, und ihre Emotionen traten so offen zutage wie noch nie zuvor. Auf einmal war sie ungeheuer verletzlich.
    Der Strom aus grünem Schleim, der beim Aufprall des Tieres aus den Nüstern gedrückt worden war, genügte Windblüte als Beweis, dass dieser Dache an derselben Krankheit litt wie die beiden Feuerechsen, die gleichfalls vom Himmel gefallen waren.
    Immer und immer wieder durchlebte sie in Gedanken den Moment, als eine innere Stimme ihr anzukündigen schien, dass irgendein besonderes Ereignis kurz bevorstand. In diesem Augenblick hatte sie gewusst , dass sie nach draußen laufen musste, um Zeugin dieses außergewöhnlichen Vorgangs zu sein.
    In ihrer Erinnerung durchlebte sie immerzu noch einmal die Bruchteile von Sekunden, als sie den herabstürzenden Drachen erblickte – erst als verschwommenen, hellen Fleck durch den peitschenden Vorhang aus Regen, dann sah sie wieder vor sich, wie der wuchtige Körper zu ihren Füßen auf den Boden prallte. Das ekelerregende Geräusch, das dabei entstand, ließ sie selbst jetzt noch erschauern.
    Und noch einmal spulte sie vor ihren inneren Augen das gesamte Geschehen
ab, versuchte, die blitzartigen Szenen zu verlangsamen, damit sie jedes einzelne Detail besser sehen konnte. Sie seufzte ärgerlich, weil sie das bestimmte Gefühl, das sie dazu trieb, in den Regen hinauszulaufen, immer noch nicht analysieren, geschweige denn benennen konnte. Vor allen Dingen, weil sie diesen Instinkt bereits kannte – genauso hatte sie die Szene erlebt, als die beiden Feuerechsen auftauchten. Ihr wissenschaftlich geschulter Verstand sagte ihr, dass eine Verbindung zwischen diesen Vorfällen bestehen musste. Diese beiden Ereignisse waren nicht voneinander isoliert, im Gegenteil, sie hingen eng zusammen.
    Erbittert schüttelte Windblüte den Kopf, um diese Gedanken, die sie partout nicht loslassen wollten, zu verscheuchen. Sie hatte noch andere Probleme, um die sie sich kümmern musste.
    Jeden Augenblick erwartete sie die Ankunft von M’hall, der vielleicht Torene mitbrächte. Sie hätte sich nicht gewundert, wenn jeder Drache von ganz Pern einträfe. Auf ihr Geheiß hin hatten Männer damit begonnen, eine Grube für das Skelett des jungen Drachen auszuheben. Das Grab würde mit Kalk bestreut werden, obwohl Windblüte davon überzeugt war, dass die Salpetersäure jeden Krankheitserreger, der dem Kadaver anhaftete, abgetötet hatte. Doch sie wollte kein Risiko eingehen.
    All die Nachhall-Erinnerungen und Bilder hätten genügen sollen, um Windblüte die Nachtruhe zu rauben.
    Doch es gab noch eine weitere Erinnerung. Und diese allein hielt sie davon ab, in ihr Quartier zu gehen. Stattdessen harrte sie draußen in der Kälte aus und ließ sich lediglich einen Wintermantel und heißes Klah bringen.
    Es war die Erinnerung an die Haut des Drachen, fleckig, schorfig und von Pockennarben durchsetzt, wobei es schien, als wechsele sie dauernd ihre Konsistenz. Sie hatte nur einen flüchtigen Blick darauf erhascht, und das bei dürftigen Sichtverhältnissen. Doch aus einem unerklärlichen Grund bereitete dieses Bild ihr Sorgen. Tief in ihrem Innern wusste sie, dass die Beschaffenheit der Haut eine besondere Bedeutung haben musste, doch sie kam nicht darauf, worum es sich handelte. Diese Ohnmacht und Unwissenheit fuchsten sie und hielten sie die ganze Nacht hindurch wach.
    Â»Mutter?« Beim Klang von Emorras Stimme schreckt sie aus ihren Grübeleien hoch. »Warst du etwa die ganze Nacht an diesem grausigen Ort?«
    Windblüte nickte. »Ich versuche, mich an etwas zu erinnern.«

    Â»Du solltest jetzt frühstücken. Mit vollem Magen und gestärkt von heißem Klah kannst du bestimmt viel besser nachdenken.«
    Â»Bald werden M’hall und die anderen hier

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