Drachenblut
geschickt«, erwiderte Mâtal. Er bat Gaminth, einen der Weyrlinge abzukommandieren, nach dem völlig erschöpften Harfner zu schauen.
Kâtan nickte müde. »Gut.«
Salina stand auf und machte dem Heiler Platz, damit er Lorana untersuchen konnte. Kâtan lauschte ihren Atemzügen, maà den Puls, dann richtete er sich wieder auf.
»Hat sie etwas gegessen? Oder wenigstens getrunken?« Als Salina beide Male den Kopf schüttelte, verzog Kâtan das Gesicht. Nachdenklich schürzte er die Lippen. »In diesem Fall möchte ich gern auf deine persönliche
Erfahrung zurückgreifen, Salina. Was hat dir geholfen, den Schmerz über den Verlust zu überwinden? Was hielt dich am Leben?«
Mâtal nahm Salinas Hand in die seine. In den Augen der alten Weyrherrin schimmerten Tränen, die sie hastig fortwischte. »Ich durfte nicht sterben. Ich wurde gebraucht .«
Mâtal nahm sie in die Arme und drückte sie fest an sich. Kâtan nickte, ein wenig verlegen angesichts dieses Liebesbeweises.
»Dann können wir nur hoffen, dass Lorana ebenfalls den Eindruck hat, dass sie gebraucht wird«, erklärte er leise. Er schaute Salina an und lächelte. »Ich bin froh, dass du dich fürs Weiterleben entschieden hast â ich wüsste nicht, was wir ohne dich machen würden. Der Weyr wäre nie mehr derselbe gewesen.«
Mâtal spürte, wie Salinas Körper sich in seiner Umarmung straffte. Und durch jahrelange Intimität wusste er, wie dankbar sie dem Heiler für diese Worte war. Mâtal hingegen suchte Zuflucht in dem Gebaren eines altgedienten, ehemaligen Weyrführers und fasste den Heiler gebieterisch ins Auge. »Du solltest selbst deine Ratschläge beherzigen, Kâtan, und dir Ruhe gönnen.«
»Lorana war ohnehin meine letzte Patientin für heute«, verteidigte sich der Heiler.
»Mâtal oder ich bleiben bei ihr«, versprach Salina.
Sie weigert sich, unsere Stimmen zu hören, aber sie weià trotzdem, dass wir für sie da sind, teilte Gaminth seinem Reiter mit.
»Drith sagt, die Drachen bemühten sich nach Kräften, Lorana Trost zu spenden«, berichtete Kâtan.
»Das Gleiche hat Gaminth mir soeben verraten«, räumte Mâtal ein. Mit energischer Geste zeigte er in Richtung Tür. »Und nun halt dich an deine von dir aufgestellten Regeln und verschreibe dir ein paar Stunden Schlaf, Heiler!«
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Kâtan, der Kindan ein wenig aufmuntern wollte, blieb vor dessen Tür stehen, als er den Harfner singen hörte:
»Tausend Stimmen in der Nacht,
Tausendfaches Klagen.
Tausend Ãngste sind erwacht,
Tausend Hoffnungen begraben.
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Du folgtest ihnen, junge Heilerin,
Bis sie nicht mehr warân zu sehen.
Tausend Drachen schieden dahin,
Als Brücke, auf der du magst gehen.
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Und in der tiefsten Schwärze der Nacht
Eine Stimme verweilt am Ort.
Eine einzige Stimme, habt gut Acht!
Sie ruft nur ein einziges Wort.
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Sprich dieses Wort
Und  ⦠«
Kindan hielt inne und überlegte krampfhaft, wie der Text des Liedes weiterging. Frustriert stieà er ein Knurren aus, malträtierte die Saiten seiner Gitarre mit ein paar dissonanten, in den Ohren schmerzenden Akkorden und warf das Instrument aufs Bett.
»Harfner, was singst du für traurige Weisen«, beschwerte sich Kâtan, als er Kindans Quartier betrat.
Kindan sah den Heiler an, furchte die Stirn und schüttelte den Kopf. »Ich kann mich beim besten Willen nicht entsinnen!«
»Ist es denn so wichtig?«, fragte Kâtan milde.
Kindan verbiss sich eine freche Erwiderung und dachte kurz nach, ehe er antwortete. »Ich weià es selbst nicht. Aber irgendwie scheint mir der Text zu unserer jetzigen Situation zu passen.«
»Wie konnte derjenige, der das Lied schrieb, über unsere Lage Bescheid wissen?«, sinnierte Kâtan. »Ich denke, es ist nur irgendeine Weise, ohne besondere Bedeutung. Gewiss, die Melodie klingt melancholisch, aber vielleicht entstand sie nach einer Fieberepidemie oder einer anderen Seuche â¦Â«
»Das ist es ja, was mich stutzig macht!«, rief Kindan. »Bis jetzt hat es noch keine Seuche gegeben, die die Drachen betroffen hätte, das weiÃt du ganz genau. Wie konnte dieses Lied getextet werden, ohne den geringsten Anlass. In keiner der vielen Aufzeichnungen, die wir studierten, war von kranken Drachen die Rede.
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