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Drachenblut

Drachenblut

Titel: Drachenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todd McCaffrey
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rückte von Salina ab, ohne ihr in die Augen zu sehen. Dann drehte er sich noch einmal zu ihr um. »Es mutet geradezu unheimlich an. Jedes Mal, wenn ein Drache ins Dazwischen geht, sehe ich, wie sie am ganzen Körper zittert, aber sie gibt keinen einzigen Laut von sich.«
    Â»Ich weiß«, erwiderte Salina leise. »Selbst in ihrem Zustand kann sie den Tod eines jeden Drachen fühlen . Du als Heiler musst doch wissen, wie sich so ein Trauma auf Menschen auswirkt. Und nichts ist schrecklicher,
wie wenn ein Reiter seinen Drachen verliert. Darüber hinaus empfindet das arme Mädchen den Schmerz immer wieder, wenn ein weiterer Drache stirbt. Die Belastung muss ungeheuer sein.«
    Â»Hast du dich sehr einsam gefühlt, nachdem deine Breth dich verlassen hat?«, fragte er mit schwankender Stimme.
    Â»Es war das Fürchterlichste, was ich je erfahren habe«, antwortete Salina ohne Umschweife. Impulsiv umarmte sie den Heiler und drückte ihn an sich. »Aber solange es Menschen gibt, für die es sich zu leben lohnt…«
    Ãœberwältigt von ihren mitfühlenden Worten und der tröstenden Umarmung brach K’tan zusammen und fing an zu schluchzen. Doch er hatte sich rasch wieder in der Gewalt und löste sich unbeholfen aus Salinas Armen.
    Â»Ich werd’s überstehen!«, erklärte er mit rauer Stimme. »Dank dir für deine Hilfe, Salina.«
    Â»Ich weiß, dass du es überleben wirst, K’tan«, erwiderte sie rundheraus. »Der Weyr kann es sich nicht leisten, dich zu verlieren. Denk nur, wie viele Menschen – und Drachen – von deinen Heilkünsten abhängig sind.«
    K’tan wandte sich ab, damit sie seine Tränen nicht sah. »Entschuldige, bitte, Salina. Aber ich muss jetzt wirklich nach Lorana sehen.«
    Â»Richte ihr von mir aus, dass ich sie sehr lieb habe«, rief Salina ihm hinterher, als er sich eilends entfernte.
    Als sich Kindan Loranas Quartier näherte, hatte er seine Emotionen wieder unter Kontrolle. Immerhin, ermahnte er sich, hatte er allein durch seinen Beruf jede Menge Erfahrung darin, Menschen zu trösten, bei den Kranken Wache zu halten und leider oft genug zu erleben, wie sie aus dem Leben entglitten; mittlerweile sollte er an Heimsuchungen dieser Art gewöhnt sein. Er schuldete es seinen Patienten und den Weyrgefährten, selbst in verzweifelten Situationen einen kühlen Kopf zu behalten und Ruhe zu bewahren. Diejenigen, die litten, verdienten es, dass er immer sein Bestes gab.
    Aus Loranas Quartier hörte er eine Stimme. Er beschleunigte seine Schritte und legte das letzte Stück rennend zurück. Vielleicht war sie ja aufgewacht …
    Â»Was machst du denn hier?«, platzte er barsch heraus, als er beim Eintreten Tullea erkannte.
    Â»Ich tue nur meine Pflicht als Weyrherrin«, schnauzte Tullea mit hochroten
Wangen. Sie stand an Loranas Bett, die Hände zu Fäusten geballt. Ihre Züge verhärteten sich, als der Groll in ihr hochbrodelte.
    Â»Ich löse dich ab«, erklärte K’tan kurzerhand.
    Tullea funkelte ihn aus schmalen Augenschlitzen an, dann drehte sie sich auf dem Absatz herum und stürmte aus dem Zimmer.
    K’tan konnte es sich nicht vorstellen, dass Tullea Lorana aus Besorgnis oder Mitgefühl aufgesucht hatte. Rasch kniete er neben der Bettstatt, maß Loranas Puls und prüfte ihre Temperatur und die Atmung. Erst dann war er sicher, dass Tulleas Anwesenheit ihr nicht geschadet hatte.
    K’tan zog sich einen Stuhl ans Bett und nahm Platz. Er lehnte sich zurück, streckte die Beine aus und rüstete sich für eine lange, geduldige Krankenwache. Der ganze Raum duftete nach frischen Blumen. Hatte Tullea den Strauß mitgebracht? Nein, vermutlich war es Salina gewesen, mutmaßte K’tan.
    Solange es Menschen gibt, für die es sich zu leben lohnt  – wie ein Echo hallte Salinas Stimme in seinem Kopf nach. Schwer sog er den Atem ein. Gab es Menschen, mit denen Lorana sich verbunden fühlte? Ihre Familie war tot, sie war ein Neuling im Weyr, und Tullea, die Weyrherrin, hatte offensichtlich nichts für sie übrig.
    Kindan? Der Harfner war Lorana eindeutig zugetan, fand K’tan, obwohl er sich ihre Zuneigung ein wenig verscherzt hatte, indem er »Windblütes Lied« sang.
    Die Drachen? K’tan schnaubte bei dieser Vorstellung. Zwar schien Lorana eine engere Verbindung zu den Drachen zu haben als jeder andere Mensch,

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