Drachenblut
â¦Â«
»Selbstverständlich«, erwiderte Egremer. »Ich begleite dich nach
drauÃen. Und mach dir wegen dieser Weyrlinge, um die ich gebeten hatte, keine Umstände. Mit unseren Problemen werden wir auch allein fertig. Durch zusätzliche Helfer würden wir lediglich etwas Zeit gewinnen.«
Kâlior blieb so abrupt stehen, dass Egremer rasch zur Seite ausweichen musste, um nicht mit ihm zusammenzuprallen.
»Zeit!«, rief Kâlior vehement. Er drehte sich zu Egremer um und packte ihn an beiden Schultern. »Das ist es! Zeit! Wir müssen uns Zeit verschaffen!«
Egremer lächelte unsicher und fragte sich, ob die Krankheit der Drachen sich womöglich auch auf deren Reiter übertrug. Genauso plötzlich, wie Kâlior den Burgherrn bei den Schultern gefasst hatte, lieà er ihn wieder los und rannte aus der Burg.
»Ich dank dir, Lord Egremer, du hast mich auf eine hervorragende Idee gebracht. Du hast mir mehr geholfen, als du dir vorstellen kannst!«, rief Kâlior dem verdutzten Burgherrn zu, während er behände auf Rineths Rücken kletterte.
»Keine Ursache. Wenn du Rat brauchst, wende dich getrost an mich â jederzeit !«, rief Egremer zurück. Er hatte nicht den blassesten Schimmer, wie er dem Drachenreiter geholfen haben mochte, doch bereitwillig ging er auf den überschwänglichen Tonfall des Weyrführers ein; indem er gute Laune demonstrierte, gab er ein Vorbild für die Leute ab, die den Abschied aufmerksam verfolgten. Und nichts wäre abträglicher für die Moral seiner Pächter gewesen, als hätte er den Weyrführer behandelt wie jemand, der plötzlich den Verstand verloren hat. Obwohl Lord Egremer diese Möglichkeit keinesfalls ausschloss.
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»Cisca, es ist die Zeit !«, rief Kâlior vom Boden des Kraterkessels zu ihrem Weyr hinauf, kaum dass er gelandet war. Die Reise von Süd Boll durch das Dazwischen hatte nur wenige Augenblicke gedauert, und er war noch genauso aufgekratzt wie bei seinem überstürzten Abschied von Lord Egremer. » Das ist es, was wir brauchen â Zeit !«
Cisca trat hinaus auf das Felssims von Meliths Quartier und spähte zu Kâlior hinab. »Natürlich brauchen wir Zeit«, erwiderte sie gelassen.
»Nein, nein, nein!«, schrie Kâlior zurück. »Es ist nicht das, was du meinst. Die Weyrlinge und die verletzten Reiter, sie alle benötigen Zeit . Die jungen Leute, um heranzuwachsen und zu lernen â die bereits ausgebildeten Drachenreiter, um sich zu erholen!«
»Dem kann ich nicht widersprechen, Kâlior«, versetzte Cisca mit zunehmender Gereiztheit.
Kâlior holte tief Luft und setzte ein strahlendes Lächeln auf. »Wir müssen ihnen die Zeit geben . Wir schicken sie einfach an einen Ort in die Zeit zurück , damit sie â¦Â«
»Damit sie sich regenerieren können!«, fiel Cisca begeistert ein. Vor Ãbermut klatschte sie in die Hände. »Kâlior, das ist brillant!«
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Als Kâtan sich beim Abendessen dem Tisch von Salina und Mâtal näherte, warf Mâtal seiner Gefährtin einen besorgten Blick zu.
»Salina, kann ich kurz mit dir sprechen?«, fragte der Heiler mit bleichem Gesicht. »Es geht um Drith.«
Salina deutete ein Lächeln und ein Kopfnicken an. Allmählich gewöhnte sie sich an die Situation, doch sie hatte nicht damit gerechnet, dass Kâtan der nächste Drachenreiter sein würde, der sie um ein Gespräch unter vier Augen bat.
Mâtal lehnte sich zurück und befingerte abwesend das vor ihm stehende Weinglas. Salina stand auf, hauchte ihm einen Kuss auf die Wange und folgte dem Heiler nach drauÃen.
»Wie lange geht das schon so?«, erkundigte sie sich, sobald sie sich auÃer Hörweite befanden.
»Seit über zwei Siebenspannen«, antwortete er grimmig. Sein Gesicht war von tiefen Kummerfalten durchfurcht. Bei ihm jagte eine Katastrophe die andere, ihm wurden einfach zu viele Lasten aufgebürdet. Und nun kamen noch die langsam den Tod entgegendämmernde Lorana und sein erkrankter Drache hinzu. »Ich sage mir ständig, der nächste Kräutertrunk, ein neues Stärkungsmittel, würden ihn über den Berg bringen, aber nichts hilft.«
Salina legte sanft die Hand auf seinen Arm. Kâtan schöpfte tief Atem.
»Ich muss mich jetzt um Lorana kümmern«, sagte er schlieÃlich und
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