Drachenblut
dann nickte er bedächtig. »Ich danke dir, Mâtal«, erklärte er mit belegter Stimme. »Du bist mir ein guter Freund und Weyrgefährte.«
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Mit einem lauten Knall klappte Kindan sein Buch zu und sah die anderen an.
»Fertig!«, verkündete er. Das triumphierende Lächeln verging ihm, als er sah, dass Mâtal, Salina und Ketan ihre Bücher bereits geschlossen hatten. Zu seiner nicht geringen Ãberraschung war Lorana jedoch immer noch in ihre Lektüre vertieft. Es sah sogar so aus, als sei sie erst am Anfang des Textes. Kindan warf Ketan einen fragenden Blick zu.
»Sie liest es ein zweites Mal«, erklärte Ketan. » Einmal hat ihr nicht gereicht â¦Â«
Die Stirn nachdenklich gerunzelt, schlug Lorana ihr Buch zu und blickte ihre Mitstudenten wütend an.
»Also â was haben wir gelernt?«, ergriff Mâtal das Wort. »Wir wissen, wie das Immunsystem funktioniert, das heiÃt, wie es spezifische und nichtspezifische Krankheitserreger abwehrt.«
»AuÃerdem wissen wir, dass das Immunsystem manchmal Symbionten
angreift«, ergänzte Salina, die es immer noch nicht fassen konnte, dass es winzige Kreaturen gab, die in harmonischer Eintracht mit den Drachen lebten.
»Nicht nur das, ein Immunsystem kann sogar den Körper selbst attackieren«, fügte Ketan hinzu.
»Und wir haben eine vage Vorstellung, wie man auf diese Attacken reagiert«, erklärte Kindan.
»Aber das geht nur, indem man die PNA verändert«, warf Lorana mit finsterer Miene ein. »Wir sind nicht imstande, diese so genannten âºAntibiotikaâ¹ oder âºAntiviralen Mittelâ¹ herzustellen, mit denen man die Krankheitskeime selbst vernichten könnte.«
»Doch sowie wir in der Lage sind, gentechnische Veränderungen vorzunehmen, können wir ein âºRetrovirusâ¹ konstruieren, das dann die Gene in den Zellen der Drachen so manipuliert, dass die Tiere aus eigener Kraft imstande sind, die Infektion zu bekämpfen«, hielt Mâtal ihr aufmunternd entgegen.
»Es genügt, wenn wir zu Anfang einen einzigen Drachen gentechnisch verändern«, setzte Salina hinzu. »Wenn wir es richtig anstellen, entnehmen wir diesem Tier Blut, injizieren es in seine Artgenossen, und der Heilungsmechanismus wird automatisch in Gang gesetzt, indem sich das fremde Blut über den Kreislauf im Körper verbreitet.«
»Das Beste ist«, fuhr Ketan mit gewichtiger Stimme fort, »wenn man dieses Heilverfahren bei einer Königin anwendet, in deren Leib gerade befruchtete Eier heranreifen. Die Kur überträgt sich dann auf die Jungdrachen.«
Mâtal und Salina tauschten vielsagende Blicke. Im Weyr gab es nur eine trächtige Königin, und das war Minith.
»Aber wir sind immer noch weit davon entfernt, die Infektion zu identifizieren«, gab Lorana zu bedenken. Sie wandte sich der versiegelten Tür zu. »Und wir haben keine Ahnung, wie wir diese Tür öffnen können.«
»Unser einziger Anhaltspunkt sind die Worte, die auf der Tür stehen«, bemerkte Kindan.
»Weià hier jemand, wie man mit Leuten spricht, die seit über vierhundert Planetenumläufen tot sind?«, versetzte Lorana giftig.
»Es muss einen Weg hinein geben«, stellte Salina fest. »Und der führt über diese Worte. Sonst hätte man sie doch nicht auf die Tür geschrieben.
Sie müssen ganz einfach den Schlüssel zum Ãffnen dieser Tür enthalten. Anderenfalls hätten sie nicht den geringsten Sinn.«
»Das finde ich auch«, pflichtete Mâtal seiner Gefährtin bei. »SchlieÃlich hat man vor so langer Zeit diese Räume zu dem ganz speziellen Zweck angelegt, um die Drachen von dieser verheerenden Seuche zu kurieren.«
»Was macht uns da eigentlich so sicher?«, widersprach Lorana. »Vielleicht waren diese Studierzimmer für ganz andere Leute gedacht. Möglicherweise sind sie bereits benutzt worden und unser Aufenthalt hier ist völlig umsonst. Womöglich haben wir uns selbst getäuscht in der Annahme, wir seien gemeint, wenn die Rede davon war, dass eine Hilfe für kranke Drachen möglich ist.«
»Nein, das glaube ich nicht!«, hielt Kindan ihr energisch entgegen. »âºWindblütes Liedâ¹ kann sich nur auf dich beziehen, Lorana. So viele Zufälle gibt es einfach nicht. Diese Zimmer wurden eigens für uns gebaut.« Nachdenklich schürzte er die
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