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Drachenblut

Drachenblut

Titel: Drachenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todd McCaffrey
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Talith krampfhaft.
    Ich habe dich überanstrengt, mein alter Freund, sagte J’trel liebevoll zu seinem Drachen, der ihm fast sein ganzes Leben lang ein treuer Partner gewesen war. Du bist abgekämpft, und mir geht es ebenso. Talith pflichtete ihm mit einem dumpfen Grollen bei. Für uns wird es Zeit zu gehen.
    Noch eine Weile dachte J’trel über sein Leben nach. Richte Lorana aus, dass ich sie sehr lieb habe, alter Freund. Sie wird auch ohne uns zurechtkommen, da bin ich mir sicher.
    Ich hab’s ihr schon gesagt, erwiderte der Drache.
    J’trel nickte. »Das hast du gut gemacht. Ich bin zum Umfallen müde, und ich sehne mich nach Ruhe.«
    Talith schlug energisch mit den Schwingen, in denen sich das silberne Mondlicht spiegelte; ein letztes Aufblitzen im fahlen Glast, dann waren Drache und Reiter verschwunden.

4

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    Es ist die Pflicht eines jeden Eridani-Adepten, das ihnen zugeteilte »-om«, das heißt, den biologischen Anteil eines Ökosystems, für das sie verantwortlich zeichnen, zu hegen und zu bewahren.
    Exzerpt aus den Edikten der Eridani
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    Burg Fort, Erster Vorbeizug,
Jahr 48, NL 56
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    A ls das Geräusch von splitterndem Glas das dumpfe Wummern der Nachrichtentrommeln übertönte, hielt Windblüte in ihrer Arbeit inne. Sie seufzte und verabschiedete sich in Gedanken von noch einem Teil ihrer kostbaren gläsernen Objekte. Der Junge war ja noch schlimmer als Emorra, dachte sie bei sich.
    Sie atmete tief durch und wandte sich in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. Resolut ignorierte sie ihre steifen Gelenke und die schmerzenden Muskeln. Auf Pern hatten sich die Zeiten geändert – und die medizinische Versorgung war bestenfalls rudimentär zu nennen. Mit ihren erst neunundsiebzig Jahren fühlte Windblüte sich wie eine tatterige Neunzigjährige.
    Das Getrommel verstummte, als die Nachricht übermittelt war – und man hörte auch kein Zerschellen von Glas mehr, aber Windblüte hatte den Ursprung des Geräusches geortet. Es kam aus ihrem persönlichen Quartier. Sie öffnete die Tür, trat jedoch nicht in das Zimmer.
    Am hinteren Ende des Raumes beugte sich Tieran schluchzend über die Scherben einer Vitrine. Tränen strömten über sein Gesicht. Traurig bemerkte Windblüte, dass seine Hände an mehreren Stellen bluteten – wieder einmal!
    Â»Tieran?« Es gelang ihr, in einem sanften Tonfall zu sprechen. Und dafür war sie dankbar.
    Der Junge, schlaksig und linkisch wie viele Heranwachsende, erhob sich aus seiner gebückten Haltung. Ohne Windblüte anzusehen, steuerte er langsam, die Splitter auf dem Boden vorsichtig umgehend, auf die Tür zu.
    Windblüte war froh, dass der Junge wenigstens seine Stiefel anhatte
und nicht etwa barfuß ging. Und die Schnittwunden an seinen Händen schienen nicht sehr tief zu sein, konstatierte sie mit dem geübten Blick einer Medizinerin.
    Wie immer, fast schon instinktiv, kehrte er Windblüte seine rechte Gesichtshälfte zu – die »gute« Seite – und hielt den Kopf in einem Winkel, bei dem seine verstümmelte Nase am wenigsten auffiel.
    Von all den Blessuren, die der Wachwher ihm vor Jahren zugefügt hatte, war die Verletzung der Nase am schlimmsten – zumindest für einen sechzehn Jahre alten Jungen, der die mitleidigen Blicke der Erwachsenen auf sich zog und von seinen Altersgenossen entweder gehänselt oder geschnitten wurde.
    Windblüte wusste, dass es möglich wäre, die entstellte Nase operativ wiederherzustellen, sowie der Knabe sein Wachstum abgeschlossen hatte. Doch zuerst musste sie sich die Grundzüge der plastischen Chirurgie beibringen. Und das zum Operieren erforderliche Material beschaffen. Obendrein brauchte sie bestimmte Medikamente. Und – sie musste so lange am Leben bleiben, um den chirurgischen Eingriff durchführen zu können.
    Sie befanden sich in einem Wettlauf mit der Zeit, wobei drei Faktoren ausschlaggebend waren:
    Tieran musste voll ausgewachsen sein; sie brauchte das erforderliche medizinische Material; und sie durfte körperlich und geistig nicht derart abbauen, dass sie für die Operation zu schwach wurde.
    Aber sie beide wussten, dass sie auf verlorenem Posten standen.
    Latrel hätte operieren können, doch durch einen Laborunfall konnte er den linken Daumen nicht mehr bewegen und war somit nicht mehr imstande, einen

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