Drachenblut
mir das Fell über die Ohren ziehen, wenn ich es mit einer anderen triebe«, knurrte Baror. Das glaubte Minet ihm aufs Wort. Er kannte Barors zänkische Gemahlin und war fest davon überzeugt, dass Baror diese längere Seereise unter anderem deshalb so gern angetreten hatte, um von seinem ungemütlichen Zuhause wegzukommen.
»Dein Weib würde nur ihr Mütchen an dir kühlen, wenn sie von deinem Fehltritt erführe«, sagte Minet mit listig funkelnden Augen. »Und wie du richtigerweise sagst, bringt eine Frau an Bord nur Unglück. Auf See passieren dauernd irgendwelche Unfälle.«
Mit einem sinnenden Ausdruck sah Baror seinem Kameraden in die Augen. Minet nickte ihm aufmunternd zu. Baror schürzte die Lippen, und ein verschlagenes Grinsen zupfte an seinen Mundwinkeln. »Ehe du zur
Tat schreitest, musst du natürlich warten, bis du der Kapitän bist«, warnte Minet.
»Wenn ich wollte, könnte ich noch heute das Kommando bekommen!«, schnauzte Baror.
»Wie das?«, wunderte sich Minet scheinheilig.
»Sagtest du nicht selbst, dass dauernd Unfälle passieren?«, versetzte Baror und erhob sich schwankend von seinem Platz.
»Und was ist mit diesem Drachenreiter? Du hast doch sicher gehört, dass er einen dieser einheimischen Trottel getötet hat, oder?«
»Um den kümmere ich mich ebenfalls«, blaffte Baror und stakste steifbeinig davon. »Wenn er einen über den Durst getrunken hat, dürfte er keine Probleme machen.«
Â
Schon lange vor Jâtrels Eintreffen hatte sich die Crew der Windreiter in alle Himmelsrichtungen zerstreut. Als er Lorana fand, war sie ganz allein und gab sich Mühe, nicht allzu sehnsüchtig auf die wunderschönen Stoffe zu schielen, die im Zelt der Weber feilgeboten wurden.
»Daraus könnte man herrliche Frauengewänder schneidern, nicht wahr?«, meinte Jâtrel, als er sich neben sie stellte.
»Jâtrel!« Ãberglücklich schloss Lorana ihn in die Arme. »Wie schön, dich wiederzusehen!«
»Ich freue mich auch.« Jâtrel lächelte sie an und bemühte sich, bei der Umarmung nicht vor Schmerzen zusammenzuzucken. »Die Seeluft scheint dir gut bekommen zu sein.« Er fasste nach ihrer Hand. »Lass uns irgendwohin gehen, wo wir gemütlich sitzen können â und wo es was zu trinken gibt.«
»Da weià ich genau das Richtige.« Lorana führte ihn zu einem Zelt, wo man gekühlten Wein und knuspriges Brot servierte. Sie suchten sich einen Tisch aus, der etwas abseits stand, und bestellten Getränke.
»Wo stecken eigentlich deine Feuerechsen?«, erkundigte sich Jâtrel, nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass niemand sie belauschen konnte. »Ich habe etwas für sie.«
Lorana blickte in die Runde, und nachdem sie sicher war, dass keiner sie beobachtete, rief sie in Gedanken nach den Feuerechsen. Garth tauchte unverzüglich auf und zwitscherte dem Drachenreiter einen fröhlichen Gruà zu. Lorana furchte die Stirn, während sie sich darauf konzentrierte, mit Grenn Kontakt aufzunehmen. Als die braune Feuerechse
endlich in Erscheinung trat, fing sie sofort lebhaft an zu schwatzen, ehe Lorana sie zum Stillschweigen ermahnen konnte.
»Meine Güte. Ist der aufgekratzt!«, bemerkte Jâtrel lächelnd. Aus seiner Jacke zog er zwei kleine Päckchen. »Streif ihnen das mal über, und dann sehen wir, wie gut ihnen das Zeug steht.«
Die Päckchen enthielten wunderschöne gearbeitete Halsbänder aus Perlen. Lorana staunte nicht schlecht, als sie die Schriftzeichen darauf entdeckte. »Was ist das?«
Lässig wedelte Jâtrel mit der Hand. »Es war die Idee der Perlenknüpferin. Ich erzählte ihr von dem Vorfall mit Grenns Flügel.«
Lorana blickte ihn zweifelnd an. »Nun ja«, räumte Jâtrel ein. »Ich half mit ein paar Vorschlägen nach.«
»Praktizierende Tierheilerin?«, las Lorana laut vor, nachdem sie die Zeichen auf der Perlenarbeit entziffert hatte. Garth lieà sich ohne Weiteres das Halsband anlegen, doch Grenn wollte nicht stillhalten und flatterte unentwegt um Lorana herum.
»Warum ist er so aufgeregt?«
Lorana streckte eine Hand aus, um die Feuerechse anzulocken. Dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit nach innen und versuchte herauszufinden, was den Braunen so aufmüpfig machte. Es kostete sie viel Mühe, um die wirren Bilder, die auf sie
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