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Drachenblut

Drachenblut

Titel: Drachenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todd McCaffrey
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an sich und sagte: »Ich habe Talith gebeten, gut auf dich Acht zu geben.«
    Trotz der Schmerzen, die ihm die Umarmung bereitete, rang J’trel sich ein Lächeln ab. »Aber das tut er doch immer!«
    In der Ferne hustete der blaue Drache. Besorgt fügte Lorana hinzu: »Und du solltest etwas gegen Taliths Husten unternehmen!« Sie schürzte die Lippen. »Ich bin mir sicher, dass sein Husten schlimmer geworden ist.«
    Sie winkte J’trel zum Abschied noch einmal zu, dann rannte sie Baror hinterher.
    Der führte sie mit Bedacht durch den Hintereingang des Zeltes nach draußen, um den Menschenauflauf zu meiden, der sich allmählich um einen am Boden liegenden jungen Seemann zusammenrottete. Jemand hatte ihn mit einem Stein, den man unweit des Mannes fand, bewusstlos geschlagen. Während Baror sich eilig vom Schauplatz seiner Untat entfernte, schoss ihm kurz die Frage durch den Kopf, ob er Tanner durch den Schlag gegen den Kopf vielleicht getötet hatte. Obwohl es ihm im Grunde einerlei war.
    Â 
    Â»Mein Lord?«, wisperte eine nervöse Stimme in J’trels Ohr. »Mein Lord, es ist schon sehr spät.«
    J’trel rührte sich und hob den Kopf, der auf der Tischplatte geruht hatte. Er wusste nicht mehr, wann er eingenickt war. Bis auf das Licht der Laterne, die der Mann bei sich trug, war es stockfinstere Nacht.

    Erleichtert, weil der Drachenreiter endlich reagierte, legte der Mann hektisch los: »Mein Lord, ich muss den Ausschank jetzt schließen!«
    Talith? Einen angstvollen Augenblick lang befürchtete J’trel, seinem Drachen sei etwas zugestoßen und nun stünde er ganz allein da – ohne menschlichen Partner und ohne seinen Drachen. Die Trauer um K’nad, die ihn übermannt hatte, nachdem Lorana zum Schiff gerannt war, hüllte ihn ein wie eine erstickende Decke – oder ein Leichentuch. Seine Besorgnis wuchs, als die Sekunden verstrichen und Talith immer noch keine Antwort gab.
    J’trel? Endlich regte sich der Drache, doch seine Stimme hatte ihre übliche Wärme und Kraft verloren. Ich fühle mich nicht gut.
    Sofort spürte J’trel die Not seines Drachen und litt mit ihm. Den Mund aufgerissen zu einem stummen Schrei, sprang J’trel auf die Füße, obschon seine geprellten Rippen schmerzten, ihm übel wurde, weil er zu viel getrunken hatte, und der sich anbahnende Kater seine Gedanken verwirrte.
    Â»Mein Lord, was ist los? Bist du vielleicht krank?«, lamentierte der Besitzer der Taverne und fuchtelte hilflos mit den Armen durch die Luft, halb bestrebt, dem taumelnden Drachenreiter seine Unterstützung anzubieten, halb froh, dass der Mann sich offenkundig zum Fortgehen rüstete.
    Â»Es ging mir schon besser«, erwiderte J’trel mit einem Anflug seines trockenen Humors. »Aber es ist nichts Ernstes.«
    Mit Schlagseite wankte J’trel zum nahe gelegenen Ausgang.
    Auf einer Lichtung wartete Talith. J’trel unterdrückte ein qualvolles Stöhnen, als er schwerfällig auf den Rücken des Drachen kletterte. Droben angelangt, hörte J’trel Taliths rasselnden Atem.
    Du bist verletzt, äußerte Talith mitfühlend.
    Und du bist  – J’trel wollte müde sagen, doch plötzlich vergegenwärtigte er sich, dass er eigentlich alt meinte – und vor Schreck über diese Erkenntnisse verschlug es ihm die Sprache. Talith, der seit vielen Planetenumläufen mit seinem Reiter verbunden war und diesen in- und auswendig kannte, erriet exakt J’trels Gedanken, die offenkundigen und die heimlichen, die verdrängten. Talith gab ein sanftes, tröstendes Grummeln von sich, das in einen bellenden Husten überging.
    Als sich der blaue Drache in die kalte Nachtluft schwang, ließ J’trel die vergangenen Monate noch einmal an sich vorbeiziehen. Ursprünglich hatte er seinen Weyr verlassen, um K’nads engste Angehörige von dessen
Tod zu benachrichtigen. Der Verlust seines besten Freundes und Lebensgefährten hatte dem alten Drachenreiter schwer zugesetzt.
    Der Kummer drohte ihn zu überwältigen, dauernd litt er an irgendwelchen schmerzhaften Beschwerden – und man hatte ihn von seinen Pflichten entbunden. Ein neuer, abweichender Gedanke kam ihm in den Sinn, doch er war zu abgekämpft und erschöpft, um sich darauf zu konzentrieren. Und dann verschwand der Einfall genauso plötzlich, wie er aufgetaucht war.
    Wieder hustete

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