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Drachenblut

Drachenblut

Titel: Drachenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todd McCaffrey
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ein Kinderspiel – mit geringem Aufwand konnte sie sich bei ihm unbeliebt machen und sein natürliches Interesse für Genetik dämpfen.
    Beide Male hatte sie gelitten wie jede Mutter, die ihr eigenes Kind zurückstößt, es gewissermaßen ein zweites Mal abnabelt. Aber einer Sache war sich Windblüte gewiss: wenn sie erst Emorra und Tieran in die Geheimnisse der Gentechnologie einweihte, würden beide fasziniert sein – aber belastet mit Kenntnissen, die sie niemals praktisch würden anwenden können. Und wären sie erst der Methode der Eridani verfallen – was mit deren Wissenschaft der Genetik untrennbar verknüpft war –, landeten sie unweigerlich in einer Sackgasse. Bei den Eridani galt es als heilige Pflicht, die Spezies und Planeten, die sie transformiert hatten, über zahllose Generationen hinweg zu beschützen. Doch durch diese einseitige Sichtweise würde den jungen Leuten verwehrt, eigene Lösungen für aktuelle Probleme zu finden, man beschnitt ihnen quasi die Fähigkeiten zu selbstständigem Denken und Handeln.
    Windblüte zitterte ein wenig, als sie sich an ihre eigenen Konflikte erinnerte, wie sie beschlossen hatte, die Zukunft Perns dürfe nicht unter die Verantwortung einiger weniger auserwählter Blutslinien fallen – wie es die Eridani-Methode vorsah –, sondern alle Perneser müssten ihren Teil dazu beitragen, diesen Planeten bewohnbar zu machen.
    Als der Inhalt des Mörsers endlich verbrannt war und keine Rauchfahne mehr aufstieg, fragte sich Windblüte zum wiederholten Male, ob Ted Tubberman genau das Gleiche gedacht hatte wie sie, und ob er seinen Sohn gegen sich aufgebracht hatte, so wie Kitti Ping bewusst ihre Tochter von sich entfremdete – und wie sie selbst, Windblüte, alles daransetzte, um Emorras Widerspruchsgeist zu wecken und sie zu einer Rebellin zu erziehen.
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    Â»Splitter und Scherben!«, ächzte Tieran, als er merkte, dass er für sein letztes Versteck zu groß geworden war. Sich zu verstecken war ihm zur zweiten
Natur geworden. Als er noch in seiner Heimatburg Benden lebte, stromerte er zu gern in den Tunneln und Kavernen der Festung herum, besonders in Begleitung von Bendensk, dem Wachwher, der ihn vor Jahren so entsetzlich verstümmelt hatte. Bei dem Gedanken an das Tier überkamen ihn gemischte Gefühle – eine Mischung aus Bedauern, Angst, Wut und Traurigkeit.
    Zu Anfang, gleich nachdem er ins College eintrat, war alles viel einfacher für ihn gewesen. Für sein Alter war er klein, und beim Versteckspielen mit den anderen Kindern hatte er immer gewonnen. Bis er eines Tages gemerkt hatte, dass keiner mehr kam, um ihn zum Spielen abzuholen. Stattdessen lachte man ihn aus und hänselte ihn mit Spottnamen wie »Tieran Nasenlos«, »Narbengesicht« und »Einsiedler«, weil er sich gern versteckte.
    Danach hatte er immer mehr Zeit mit Windblüte verbracht. Allerdings war er auch darauf versessen, in all die Geheimnisse eingeweiht zu werden, mit denen sie ihn konfrontierte. Tieran gehörte zu den einzigen fünf Personen auf Pern, die unter dem Elektronenmikroskop menschliche DNA gesehen hatten. Und er war einer von drei Leuten – nein, jetzt waren es nur noch zwei – die wussten, wie durch genetische Veränderungen eine Mutation entstand. Windblüte hatte ihm versprochen, dass sie ihn bald in das Studium der Proteomik einführen würde, dem Wissenschaftszweig, der sich mit Bau und Funktion von Proteinen in Organismen befasst.
    Verächtlich schnaubte Tieran durch die Nase. Als ob das jemanden beeindrucken konnte! Vermutlich gab es außer Windblüte keinen zweiten Menschen auf ganz Pern, der überhaupt wusste, was Proteomik war, geschweige denn, was man mit diesem Wissen anfangen konnte. Das alles war höchst überflüssig, eine Verschwendung von Zeit und Energie. Er selbst war nur hier, weil sie darauf bestand; sie wollte abwarten, bis er so weit war, sein Gesicht durch plastische Chirurgie wiederherstellen zu lassen.
    Durch eiserne Selbstdisziplin gelang es ihm, den Schluchzer zu unterdrücken, der ihm in der Kehle saß. Mit den Jungen wurde er fertig; von M’hall und – er schnitt eine Grimasse – seinem Vater hatte er gelernt, sich im Nahkampf zu verteidigen. Die Mädchen hingegen – in letzter Zeit war Tieran auf das weibliche Geschlecht aufmerksam geworden. Und

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