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Drachenblut

Drachenblut

Titel: Drachenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todd McCaffrey
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ihm entging nicht, dass sie den Blickkontakt mit ihm vermieden, sich verdrückten,
wenn er in ihre Nähe kam, die Köpfe zusammensteckten und miteinander tuschelten.
    Gib’s zu, dachte Tieran bei sich, ich kann ein noch so tüchtiger Chirurg werden, ich kann anstellen was ich will, selbst wenn Windblüte ein Wunder vollbrächte – kein Mädchen wird mich jemals ansehen.
    Höchstens, um über mich zu lachen.
    Und nun war sein letztes Versteck für ihn zu klein geworden. Tieran verbiss sich einen Fluch – nicht, weil er Fluchen verabscheute, sondern weil er fürchtete, zum Schluss doch noch in Schluchzen auszubrechen, wenn er nur den Mund öffnete.
    Schritte näherten sich. Tieran kauerte sich in eine schattige Ecke.
    Â»Wie hat der Junge es aufgefasst?« Tieran erkannte den angenehmen Tenor von Sandell, einem Musikstudenten. Noch vor wenigen Planetenumläufen hatten sie zusammen gespielt – Verstecken.
    Â»Es hat ihn schwer getroffen«, antwortete Emorra. »Es muss schlimm sein, den Vater zu verlieren.«
    Â»Erinnerst du dich an deinen Vater?«
    Â»Nein.« Emorra legte eine Pause ein. »Offen gestanden habe ich seit langem aufgegeben, meine Mutter nach ihm zu fragen. Sie hat mir nie etwas über ihn erzählt.«
    Sandell lachte. »Ich wette, er war ein Musiker, und deshalb will deine Mutter unsere Freundschaft unterbinden.«
    Emorra schnaubte missbilligend. »Das würde wenigstens erklären, woher ich mein Talent habe.«
    Â»Und dein gutes Aussehen«, ergänzte Sandell mit sanfter Stimme. Dann schwieg er, und der Junge hörte nur noch das Rascheln von Kleidern und andere, weiche Geräusche. Er nahm an, Sandell hatte Emorra in die Arme genommen. Vorsichtig spähte er um die Ecke. Die beiden standen eng umschlungen da und küssten sich innig.
    Hastig zog Tieran den Kopf zurück, als Emorra sich aus den Armen des Gesellen löste.
    Â»Nicht hier!«, flüsterte sie. »Jemand könnte uns sehen.«
    Sandell lachte. »Na und? Was ist schon dabei?«
    Â»Nein!«, beharrte ihm Emorra energisch.
    Â»Wie du willst, Dekanin Emorra«, gab Sandell gutmütig nach. »Gehen wir in mein Quartier oder in deines?«
    Tieran atmete auf, als die beiden sich entfernten.

    Dröhnendes Gewummer – vermutlich bearbeitete Jendel droben auf dem Turm die große Trommel – kündigte mit einem bestimmten Signal die Übermittlung einer Nachricht an. Tieran vernahm die Antwort der vier Außenstationen, und nachdem diese verstummt waren, hörte man die gebieterischen, alles übertönenden Trommeln des College. Es handelte sich um den Ausklang des Abends; außer in einem Notfall würden bis zum nächsten Morgen keine weiteren Botschaften mehr gesendet.
    Tieran entschüsselte die Einzelheiten, und seine Kehle zog sich schmerzhaft zusammen, als er hörte, wie die Nachricht vom Tod seines Vaters von einer Festung zur nächsten weitergegeben wurde, sofern es dort einen Nachrichtentrommler oder eine Repetierstation gab. War das Ende der Mitteilung gekommen, und die Trommeln schwiegen, wurde der Inhalt der Nachricht von der ein Stück entfernt liegenden Repetierstation wiederholt; so ging es immerfort weiter, bis die Trommelsignale immer schwächer wurden, schließlich ganz verhallten und von den üblichen Geräuschen der Nacht abgelöst wurden.
    Tieran holte tief Luft und eilte entschlossenen Schrittes zum Trommelturm  – seinem neuen Versteck.

5

    Â 
    Es peitscht der Sturm,
Wild wogt das Meer!
Wind, schlaf ein!
Gebt Ruhe, Wellen!
Bringt mir mein Liebstes wieder her!
    Â 
    Â 
    An Bord der Windreiter auf hoher See,
Zweites Intervall, NL 507
    Â 
    Â 
    E s blies ein böiger Wind, als sie den Anker lichteten. Bei der Ausfahrt aus dem Hafen legte sich die Windreiter so stark auf die Seite, dass Baror den Befehl gab, die Segel zu reffen.
    Trotz der verkleinerten Segelfläche krängte die Windreiter in einem gefährlichen Winkel, und der Bug pflügte sich durch die Wellen, während sie mit hoher Geschwindigkeit durch die mondhelle Nacht preschte.
    Eine Stunde später frischte der ablandige Wind zu Sturmstärke auf, wobei die Böen aus wechselnden Richtungen bliesen. Die beiden Monde, die Pern umkreisten, lagen hinter dichten Wolkenschleiern verborgen. Kurz danach klatschten die ersten Regentropfen hernieder.
    Nicht mehr lange, und das Schiff

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