Drachenblut 2 - Linien | textBLOXX
für seine Warnung und versicherte ihm, dass ich in Goldor besonders vorsichtig sein würde.
»Sehr gut! Gute Reise!«, entgegnete der Grenzwächter und stempelte ein elektronisches diplomatisches Transitvisum in meinen Paß. Eine Minute später stand ich das erste mal in meinem Leben mitten auf der Straße eines fremden Landes. Ich bestieg mein Pferd und trabte los.
Harrasland ist ein Land der Gegensätze. Da Crossar eine Küstenstadt war, lag natürlich auch das umgebende Harrasland an der Küste. Diese Region bildete die grüne Seite Harraslands. Die Seewinde trugen viel Feutigkeit mit sich. Die Küstenliene Harraslands war auf einer breite von 30 Meilen recht flach, stieg dann aber steil an und schoß zu einem Gebrigsrücken auf, der sich ebenfalls die Küstenliene entlang zog. Wie man sich denken kann, regnete sich die Feuchtigkeit über diesem Gebirge ab und schuf zwischen dem Meer und dem Gebirge einen grünen, saftige bewucherten und fruchtbaren Streifen. Hinter dem Gebirge lag ein karges, trockenes Plateu, dass von den Harraslandern mit Hilfe des Harraslandaquädukt mühsam fruchtbar gemacht wurde. In gewisser Weise rührte der Streit zwischen Harrasland und Goldor indirekt von diesem Aquädukt her. Das Territorium um das es ging, besaß keinen nennenswerten Nutzen, es gab keine Bodenschätze und es konnte auch nicht zum Ackerbau genutzt werden. Es bestand eigentlich nur aus einem Berg, dem Amon Harronsul. Diesem Berg entsprang allerdings der Harrondulin, ein Fluß, der früher relativ ungenutzt ins Meer mündete. Das Haarasland überwiegend trockenes Wüstenland war, entschied man das Wasser des Harrondulin umzuleiten und zur Bewässerung zu verwenden. Wasser ist Leben. Dumm nur, dass der Harrondulin den letzten Teil seines Weges zum Meer durch Goldor lief. Die Goldorianer riefen prompt »Wasserdiebe« und meinten, der Amon Harronsul gehöre eigentlich sowieso zum Königreich Goldor. Es wurden Dokumente vorgelegt, die diesen Anspruch beweisen sollten. Allerdings gab es Zweifel an der Echtheit der Dokumente. Es wäre fast zu einem Krieg gekommen, wäre es nicht im letzten Moment durch Vermittlung der Gilde zu einer Konferenz in Crossar gekommen.
Leider konnte die Konferenz den Streit nicht schlichten. Die Vertreter Goldors beharrten auf dem Standpunkt, das der Amon Harronsul ein Teil des Königreiches wäre. Die Delegation Harraslands wiederum bestritten die Goldorianischen Ansprüche mit der Begründung, dass die beigebrachten Dokumente Fälschungen seien. In der Sache konnte man zu keiner Einigung kommen, allerdings wurde ein Krieg verhindert. Das Ergebnis entsprach dem kleinst möglichem Kompromis. Der Amon Harronsul sollte bis zu einer völkerrechtlich eindeutigen Klärung offiziell nicht mehr zu Harrasland gehören. In der Zwischenzeit wurde die Bergregion aber unter ein harraslandisches Protektorat gestellt. Harrasland müsse sich zusätzlich verpflichten, nur bis zu einem festgelegten maximalen Anteil das Wassers des Harrondulins für ihr Aquädukt abzuzweigen. Damit konnte Harrasland leben. Goldor murrte, fügte sich aber, als die Mediatoren der Konferenz, dem regierenden Senator Crossars, einem Kardinal der unifizierten Technokratie und dem Präfekten der Gilde zu Crossars, damit drohten, zu Gunsten Harraslands zu entscheiden.
Diese Geschichte ging mir durch den Kopf, als ich die Küstenstraße in Richtung Norden entlang ritt. Die Harraslander brauchten das Wasser. Die Goldorianer brauchten es meines Wissens nicht. Der Süden des Königreiches war kaum besiedelt. Wozu also dieser Streit?
Die Landschaft durch die mein Weg führte, war wunderschön. Der Kälteeinbruch, der auch Crossar Schnee gebracht hatte, war längst wieder vorrüber gegangen. Mit 17 Grad und strahlenden Sonnenschein war es zwar nicht warm, aber sehr mild. Linkerhand ging der Blick über das weite Meer. Die Straße verlief nicht gerade, sondern zog sich entlang einer krackeligen Küstenlinie entlang. Immer wieder öffneten sich neu phantastische Perspektive. Eine elegant geschwungene Bucht, mit zerklüffteter Steilkante oder eine Landzunge, die einen überwältigen Rundblick bot. Zypressen, Oliven, Zedern, Agaven und Wein, unmengen von Wein - Die Vegetation um mich herrum verströmte eine berauschendes Armoma. Die Grafschaft Harrasland war wirklich ein traumhaft schöner Flecken Erde. Ich bedauerte schon, dass ich nur auf der Durchreise war.
Die Sonne hing bereits knapp über dem Horizont, als ich Xengabad, mein ersten Ziel,
Weitere Kostenlose Bücher