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Drachenblut 2 - Linien | textBLOXX

Drachenblut 2 - Linien | textBLOXX

Titel: Drachenblut 2 - Linien | textBLOXX Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: www.text-bloxx.de
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erreichte, sah ich sehnsüchtig zurück. In meinem ganzen Leben hatte ich noch nie die Stadt verlassen. Das Gefühl war merkwürdig. Meine Reise hatte noch gar nicht richtig begonnen, da hatte ich bereits Heimweh.
    »Sie stehen in der falschen Schlange.«, wurde ich von einem Grenzwächter belehrt. Ich starrte ihn verdaddert an, worauf er erläuterte: »Ihr Reisepass! Sie sind ein Mitglied der Gilde. Sie müssen die Schlange für Diplomaten benutzen. Sie sind doch ein Mitglied der Gilde?«
    Langsam begriff ich, was er meinte. Etwas linkisch und rot angelaufenen Kopf packte ich meine Ausweisdokumente wieder zusammen, schnappte meine Satteltasche und lief zum Kontrollschalter mit der Beschriftung »CD«. Dort angekommen wurde ich sehr freundlich und zuvorkommend behandelt.
    »Willkommen in der Grafschaft Harrasland. Ist Harrasland Ihr Endziel oder sind Sie Transitreisender?«
    »Transitreisender. Ich beabsichtige richtung Norden zu fahren.«
    Der Grenzwächter wirkte angestrengt und etwas nervös: »Sie wissen, dass das diplomatische Verhältnis zwischen Harrasland und dem Königreich Goldor zur Zeit schwierig ist? Für nicht diplomatisches Personal ist die Grenze bereits geschlossen. Bei der augenblicklichen Entwicklung besteht die reale Möglichkeit, dass bei Ihrer Ankunft die Grenze auch für Diplomaten geschlossen sein könnte. Darf ich fragen, was ihr in Goldor sucht?«
    Ich konnte ganz deutlich spühren, dass es dem Grenzwächter missfiel, jemanden nach Goldor gehen zu sehen. Mistraute er mir? Hielt er mich etwas für einen Spion? Damit hätte er gar nicht so falsch gelegen. Ich war zwar kein Spion, eine Haupttätigkeit der Gilde im Kampf gegen das Böse bestand allerdings tatsächlich in der Beschaffung von Informationen. Ich hatte schon von meinem PDA-Implantat erzählt, dass mir als Datenbank nützliche Dienste erwies. Viele Mitglieder der Gilde, besaßen ein derartiges Implantat, denn die Datenbank war keine Einbahnstraße. Man konnte von ihr nicht nur Daten abrufen, der Träger des PDAs konnte auch Daten darin ablegen: Gedankenmemos, aber auch Sinneseindrücke. Wenn ich es wollte, konnte ich das PDA wie ein audiovisuelles Aufzeichnungsgerät verwenden. Alles was ich hörte und sah, wurde auf Wunsch vom PDA aufgenommen. Ich musste es nur »wollen«. Später konnte ich diese Aufzeichnungen immer und immer wieder vor meinem inneren Augen oder Ohren abspielen. Ich konnte die Daten sogar per Datenupload in ein Datenpad überspielen.
    Ich wusste zwar nicht, was der Grenzwächter über die Gilde wusste, aber die Gerüchte über uns, waren allesamt genau so falsch, wie untertrieben. Es war das erste mal seid meinen Eintritt in die Bruderschaft, dass ich begriff, dass ich in einem gewissen Sinn die Seiten gewechselt hatte. Als Taschendieb waren Gildemitglieder genauso faszinierend wie unheimlich. Jetzt, auf der anderen Seite des Tisches, musste ich lernen, dass diese Aura uns zu sehr einsamen Wesen machte. Dabei kultivierten wir diesen Nimbus. Ich war das beste Beispiel dafür. Mein Gildetrainig hatte mir Selbstbewustsein und Kultur gegeben. Ich sprach nicht mehr wie ein Kind aus der Gosse. Ich popelte nicht mehr an der Nase, wischte mir meine Hände nicht mehr an meiner Hose ab. Dafür konnte ich jetzt hunderte Weinsorten am Geschmack erkennen. Aus dem Kind einer Hure war ein Mann geworden, der auf einem königlichem Staatsbanket nicht den kleinsten protokollarischen Fehler beging, hinterher aber über die wichtigsten Intrigen und dunklen Geheimnisse der Banketgesellschaft informiert wäre. Kein Wunder also, dass uns die meisten Meschen gleichzeitig fürchteten, aber eben auch von uns fasziniert waren. Beim näheren hinschauen, galt gleiches auch für die Kleriker. Waren Gilde und Klerus sich vielleicht ähnlicher, als wir zugeben wollten?
    »Nein, nein!«, beruhigte ich meinen Paßbeamten, »Goldor wird für meine Reise ebenfalls ein Transitland sein.«
    Mein Gesprächspartner entspannte sich ein wenig. Offensichtlich hielt er mich nicht mehr für einen Spion. Dafür gab er mir aber den guten Ratschlag niemanden in Goldor zu vertrauen und sehr vorsichtig zu sein. Es wäre ein agressives Volk, die Goldorianer, nur, weil sie vor Jahrtausenden angeblich die Welt vor dem Untergang gerettet haben sollen, würde sich der König anmaßen, aller Welt seinen Willen aufzwingen zu müssen. Aber die Harraslander wären ein freies, unabhängiges Volk. Das würde der Graf dem König schon noch zeigen. Ich bedankte mich höflich

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