Drachenblut 2 - Linien | textBLOXX
Jahre älter als ich es war.
»Ich bin derjenige, der die Ohren und Augen aufhält. Wer achtet schon auf einen Hoteljungen? Denn nichts anderes spielen wir hier. Ein Hotel für die Superreichen und vor allen Mächtigen.«
»Und... was war das mit der Anmache?«, immerhin war Suman K'Tar männlich und nicht weiblich. Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung pflegte heterosexuelle Beziehungen. Wieso war Su auf die Idee gekommen, ich könnte für seine erotische Avancen empfänglich sein, obwohl es mir selbst noch gar nicht bewußt war?
Der vermeintliche Hausboy neigte abwägend seinen Kopf zur Seite, grinste verschmitzt und krazte sich verlegen am Kinn: »Na ja, ich hatte es gehofft. Hast du eine Ahnung, wie gut du eigentlich aussiehst? Dein Kampf- und Fitnesstraining zeigt deutliche Spuren. Entschuldige, wenn ich so offen bin, aber ich finde dich attraktiv.«
Mir wurde heiß. Derartiges hatte noch niemand über mich gesagt. Ich fühlte mich gleichzeitig geschmeichelt und verwirrt. Suman war ebenfalls sehr anziehend. Aber das war nicht der Punkt. Er hatte etwas in mir erweckt. Sexualität war bisher unbekanntes Territorium für mich gewesen. Ich hatte zwar den einen oder anderen feuchten Traum gehabt, aber zur aktiven Selbststimulation war ich meistens viel zu müde. Wie gesagt, das Training der Gilde war mörderisch. Selten, dass ich Abends in meinem Zimmer noch die Energie aufbrachte, mir etwas Erleichterung zu verschaffen. Meistens war ich bereits eingeschlafen, bevor mein Kopf das Kissen berührt hatte.
Aber das schien sich gerade zu ändern. Suman machte mich rollig. Das hatte nichts mit Liebe zu tun. Es war einfach dieses Gefühl Suman in den Arm nehmen zu müssen, über seine Brust, sein Gesicht oder seine Arme zu streicheln, diesen Körper zu fühlen. Was war das nur für eine peinliche Situation. Der Typ war schließlich ein Gildemeister. Er musste mich für einen notgeilen Spätentwickler halten, und hätte damit vermutlich sogar recht gehabt.
»Segato, darf ich dir eine persönliche Frage stellen?«, Suman kam näher und setzte sich auf die Kante meines Betts.
»Nenn mich bitte Seg. Und, natürlich, kannst du eine Frage stellen - Auch eine persönliche.«
»Du hattest noch nie Sex, oder? Sex war für dich bisher kein Thema. Du bist verunsichert, weil du nicht weißt, was gerade mit dir passiert. Stimmts?«
Das traf meine Situation genau: »Woher weißt du das?«
Suman lächelte: »Ich habe meine Ausbildung vor fünf Jahren abgeschlossen. Ich weiß, wie anstregend die Ausbildung ist. Wie oft bin ich in der Bibliothek über den Büchern eingeschlafen. Übriegens war ich auch in Crossar.«
»Du warst ein Schüler in Crossar?«
»Ja, dass war ich!«, Su grinste und kratzte sich am Kinn, »Ich habe da eine Idee. Die nächsten vier Stunden hab' ich noch Dienst als Hausboy, danach habe ich frei. Ich schlage vor, wir treffen uns später wieder hier. In der Zwischenzeit solltest du etwas Essen und dich anschließend unter unsere Gäste mischen. Ich kenne dein Reiseziel und wenn ich ehrlich bin, beneide ich dich ein wenig darum. Du gehst nach Daelbar! Aber das ist eine gefährlich Reise. Es scheint so, als wen sich die Welt auf einen Abgrund zubewegt. Harrasland und Goldor trennen nur noch wenige Millimeter von einem Krieg. Die Kirche ist ungewöhnlich aktiv. Hör dir mal die Geschichten und Berichte unserer Gäste an. Die sind sehr intressant und beunruhigend. Aber sei vorsichtig, was du selbst sagst. Die Leute wirken freundlich, sind aber in Wirklichkeit Hyänen . Boldin, der Zwerg, ist ein skrupelloser Waffenproduzent und -Händler. Ole Olson, der Neovikinger, ist ein ultrareicher Schmuggler und nebenberufliche Auftragsmörder. Eusebius Markendorfer und Michaelis Szwang sind Großhändler für Hochtechnologieprodukte. Alexander Vaughan war der Eigentümer von Secur-O-Fence Ltd. Du wirst als Makrele in einem Haifischbecken schwimmen. Na ja, irgendwann mußt du ja mal schwimmen lernen.«
Ich schluckte, mir war mulmig und meine Herz war mir in die Hose gerutscht, aber Suman hatte Recht. Wenn ich ein Gildemeister sein wollte, durfte ich vor einer derartigen Gesellschaft keine Angst haben. Es war die Chance, Informationen zu erhalten.
»Und du willst mit mir später über die andere Sache reden?«, ich schaute auf die etwas kleiner gewordene Beule in meinen Shorts.
»Über die und andere Dinge, ja!«, grinste Suman und verließ mich.
Reden, ohne etwas zu sagen, ist eine Kunst, die gelernt werden
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