Drachenblut 2 - Linien | textBLOXX
will.
In 14 einfachen Lektionen werden wir Sie in die Kunst der inhaltsfreien Rede einführen. Wir werden Ihnen zeigen, wie Sie zu einem begnadeten, gern gehörten Redner werden, der viel sagt, aber nicht aussagt.
Klappentext auf dem Begleitbuch zum königlichem Volkshochschulkurs M ODERNE G ESELLSCHAFTSKOMMUNIKATION
Ich zog mich an. Der Hausboy alias Suman K'Tar hatte mir meine Satteltaschen gebracht. Der offizielle Anzug im Stil der Gilde (dunkel, zweireihig) war etwas zerknittert, was aber mit einem geeigneten Zauberspruch kein wirkliches Problem war. Wie aus dem Ei gepellt begab ich mich in den Speisesaal im Erdgeschoß. Auf dem Weg dorthin erntete ich nicht nur von Suman, der kurz meinen Weg kreuztete, bewundernde Blicke.
Das Essen war sehr gut. Natürlich gab es Fisch. Schließlich war Xengabad eine Küstenstadt. Der Hochseefisch war sehr zart und leicht mit den Gewürzen der Region zubereitet. Es schmeckte so gut, dass ich ein klein wenig mehr aß, als ich eigentlich wollte. Nach einer dreiviertel Stunde war ich gesättigt und breit, mich in das mutmaßliche Haifischbecken zu begeben.
Ich verließ den Speisesaal und begab mich in die Lobby. Von dort riskierte ich einen ersten prüfenden Blick in Richtung Bar. Dort saßen sie. Sämtliche von Su beschriebenen Personen waren anwesend. Schon aus der Ferne sah ich eine unglaubliche Menagerie an Eitelkeiten. Der Zerg Boldin und der Neovikinger Ole Olson waren leicht zu erkennen und trotzdem überraschend. Ich erkannte den Olson sofort, denn er war der Prototyp eines Neovikingers. Als erstes war ein Hüne. Er war gerade aufgestanden, um sich von der Bar Nachschub an Alkoholika zu besorgen, weswegen man ihn in seiner ganzen größe sehen konnte. Und diese Größe war beeindruckend. Olsen war weit jenseits der zwei Meter. Selbst als er sich wieder setzte, überragte er alle anderen anwesenden Personen. Außer seiner Größe, kennzeichneten ihn sein leuchtend blondes Haar und seine eisgrauen Augen (die ich allerdings erst später sah), als typischen Neovikinger. Überraschend waren die anderen körperlichen Attribute. Mein durch das Gildtraining geschärfter Blick, bemerkte sofort, dass sich in dem perfekt sitzenden Maßanzug, ein ebenso perfekter und trainierter Köper verbarg. Olsons Bewegungen besaßen eine katzenhafte Geschmeidigkeit und Präzision, die fast angsteinflößend war. Erschwerend kam hinzu, dass der Mann unverschämt gut aus sah. Was mich allerdings wirklich überraschte, war sein Alter. Gerade einmal 25 Jahre war er alt und galt bereits als König der Schmuggler, was aber auch daran lag, dass er den Familienbetrieb von seinem Vater übernommen hatte, wenn auch nicht ganz freiwillig. Olson senjor hatte bei seinem letzten Deal etwas Pech gehabt und war am Galgen gelandet - Berufsrisiko.
Der Zerg, Boldin, hingegen, bildete zu Olson den größte Krontrast, den man sich vorstellen konnte. Für einen Zerg völlig untypisch, war er dünn, fast hager und kurzbärtig. Neben Olson, wirkte er noch kleiner, als dies Zwerge überlicherweise eh schon taten. Auf der anderen Seite von Boldin saß noch ein Kontrastprogramm. Eusebius Markendorfer war ein fetter, ungepflegter Mensch. Seine Haare wirkte ölig, seine Haut teigig und glänzte fettig. Seine Finger waren gelb vom Nikotin. Der Typ war reich, sehr reich, sah aber schlimmer aus, als der ärmste Bettler Crossars. Und die sahen schon schlimm aus.
»Ah, Bruder G'Narn«, begrüßte mich der Empfangschef, »Ich freue mich, dass Sie sich dazu entschieden haben, sich der Gesellschaft anzuschließen. Darf ich Sie den Herren vorstellen?«
Ich aktivierte all mein Wissen über gesellschaftliche Umgangsformen. Körperkontrolle, gezielte Körpersprache, Aussprache, Vokabular, Lautstärke, Mimik, jeden Punkt ging ich wie auf einer Checkliste durch. Ein letztes Sammeln und ich gab den Startschuß, in dem ich dem Empfanfschef antwortete: »Sehr gern.«
Ich wurde zur Bar geleitet. Erst jetzt sah ich, dass sie von der Lobby mit einer spiegelungsfreien Glaswand abgetrennt war.
***
»Darf ich Ihnen Gildebruder Segato G'Narn vorstellen?«, führte mich der Empfangschef in die Gesellschaft ein, »Bruder Segato ist stellvertretender Sekretär des Präfekten in Crossar.«
»Ah, ein neues Gesicht!«, der Zwerg, Boldin, ergriff als erstes das Wort, »Setzten Sie sich, nehmen Sie einen Drink und erzählen Sie, was gibt es neues in Crossar?«
»Danke!«, entgegnete ich höflich und nahm in einem Clubsessel, nicht unähnlich
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