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Drachenblut

Drachenblut

Titel: Drachenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lee Parks
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Ziegel, fing ihn auf und wiederholte das Spiel, bis sie zu übermütig wurde und ihren Körper beim Wurf zu sehr streckte. Tief in ihrem Bauch hielt die lange vergessene Operationsnarbe der plötzlichen Belastung nicht stand. Das kleine Mädchen verspürt einen heftigen Stich in der Magengegend. Der Schmerz kam so überraschend, dass ihr die Beine versagten. Ihr war, als würde eine glühende Nadel durch ihren Leib getrieben. Tränen schossen ihr in die Augen, und sie presste die Hände auf den Bauch, um sich irgendwie zu schützen. Wie gelähmt sank das Mädchen auf die Knie und betete zum Himmel, dass alles bald vorüber sein möge.
        So saß das kleine Mädchen nach vorne gebeugt auf dem Boden und wartete darauf, was weiter geschehen würde. Sie konnte nicht verstehen, warum es ausgerechnet sie treffen musste, wurde sogar zornig darüber, dass sie ihr Gebrechen nicht abwenden konnte. Lange wagte sie nicht, sich zu rühren, aber mit der Zeit wurden die Schmerzen erträglicher. Die Erinnerung an das Stechen in ihrem Bauch war schlimmer als die Schmerzen, die sie jetzt tatsächlich noch spürte. Das kleine Mädchen konnte sich schließlich wieder erheben und frei durchatmen, so dass sie glauben musste, sie habe sich nur eine Zerrung zugezogen, die zwar für einen Moment sehr weh getan hatte, aber nicht weiter schlimm war. In ihrem Bauch war jedoch eine kleine Ader gerissen, aus der jetzt beständig Blut austrat und in ihre Bauchhöhle floss.
        Ratlos stand das Mädchen da, viel wichtiger als die Verletzung war ihr der Ball, der durch den letzten Wurf so viel Schwung erhalten hatte, dass er in einem hohen Bogen über die Mauer geflogen und dahinter irgendwo im Grundstück verschwunden war. Ratlos wartete sie noch einige Zeit, aber der Ball kam nicht zurück.
        Neugierig umkreiste das Mädchen das Grundstück, irgendwo musste doch eine Scharte im Gemäuer sein, durch die sie einen Blick in das Innere werfen konnte. Schließlich entdeckte sie eine Stelle, an der die Mauersteine von Wind und Wetter brüchig geworden und zerfallen waren, so dass eine schmale Öffnung entstanden war. Das kleine Mädchen stellte sich auf die Zehenspitzen und spähte durch das Loch. Ein ungepflegter Garten lag hinter der Mauer, dürre Bäume reckten ihre wenigen Äste wie Nadeln in die Luft und dornige Sträucher wuchsen wild durcheinander. Das Gras überwucherte die wenigen Wege, die einst durch das Grundstück geführt hatten. In der Mitte des Grundstückes stand ein altes Haus, das einen recht verfallenen Eindruck machte. Ob hier noch jemand wohnte? Wahrscheinlich hauste hier ein alter Kauz, der kleine Mädchen fing, am Spieß röstete, bis sie knusprig waren, und dann zum Abendessen verzehrte. Ihre Eltern hatten ihr solche Geschichten zur Warnung erzählt. Vielleicht hatte sie aber Glück und das Haus war von seinen Bewohnern schon lange verlassen worden. Auf jeden Fall war weit und breit keine Menschenseele zu sehen, und aus dem Kamin stieg kein Rauch auf, das war immerhin ein gutes Zeichen.
        Das kleine Mädchen zog die Schuhe aus, stellte sie ordentlich ab und kletterte an den hervorstehenden Mauersteinen vorsichtig in die Höhe. Obwohl die Mauer aus ihrer Sicht bis in die Wolken zu reichen schien, hatte das Mädchen schon bald den oberen Rand erreicht. Noch immer war keine Menschenseele zu sehen, dafür entdeckte sie in einiger Entfernung ihren Ball, der von hier oben klein wie eine Erbse wirkte. Das Mädchen schwang die Beine auf die Mauer und richtete sich auf. Unsicher balancierte sie mit ihren zierlichen Füßen auf der schmalen Kante. Der Mut drohte sie zu verlassen, doch dann fasste sie sich ein Herz, holte tief Atem und sprang entschlossen ins Nichts. Der Fall kam ihr endlos vor, immer schneller raste das Mädchen in die Tiefe, alles drehte sich vor ihren Augen, und das Blut pochte in ihren Schläfen. Worauf hatte sie sich da nur eingelassen? Ein großer Schatten hüllte sie ein und verdunkelte ihr Denken und Fühlen. Die Angst schlug ihr die Zähne in den Leib, zerrte, riss und drohte sie mit Haut und Haar zu verschlingen. Das Mädchen schrie, sie hatte entsetzliche Furcht, der Schmerz in ihrem Bauch könnte zurückkehren und sie besiegen. Doch dann berührten ihre Füße auch schon den Boden. Aber anstatt hart aufzuschlagen wurde das kleine Mädchen von der Erde behutsam aufgefangen. Ein Polster aus Gras und Moos milderte den Fall, und mit einem Mal wich die Angst aus ihrer Seele, die unsichtbaren

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