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Drachenblut

Drachenblut

Titel: Drachenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lee Parks
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war doch sehr stark zu vermuten, hielt man sich nicht unbedingt in allen Einzelheiten an das Original. Hauptsache aber, die Angelegenheit machte allen Spaß, und daran war beim Anblick der Szene nicht zu zweifeln.
        »Alpenglühn' im Dirndlrock, der Jäger schießt 'nen dicken Bock!«
        »Der Wein uns durch die Kehle rinnt, kein Wunder, dass wir lustig sind!«
        Allen voran - konnte es wahr sein? - führte Schönfeldt die Polonaise durch den Saal. Schönfeldt hatte seine Arme um zwei äußerst knapp bekleidete Damen geschlungen. Diese machten sich offensichtlich einen Spaß daraus, den insgesamt doch schon etwas älteren Herren im Saal den Herzschlag in die Höhe zu treiben. Dahinter zogen die anderen nicht minder aufreizend bekleideten Teilnehmerinnen der Miss-Tanga-Wahl durch den Saal und bildeten zusammen mit der sich ihnen anschließenden Fan-Gruppe eine beachtliche Schlange.
        Schönfeldt blies mit dicken Backen in eine Kindertrompete und machte damit einen infernalischen Lärm, der mit Musik wenig gemeinsam hatte. Papierschlangen flogen durch die Luft, Konfetti regnete herab und bunte Federboas wurden geschwenkt. Alles in allem war es ein prächtiger Anblick, der sich den verdutzten Erfindern bot, die schließlich zu der Überzeugung gelangten, diese unverhoffte Showeinlage müsse wohl zum Programm gehören.
        »Ein dreifach' Hoch der Heiterkeit, wir singen, was das Herz erfreut!«
        »Die Musi spielt zum Tanze auf, der Fredl haut zur Pauke drauf!«
        Fink erkannte den Reporter von der POST, dessen Namen ihm nie einfiel. Jim, John oder Jones trottete gut gelaunt hinter dem Umzug her und bearbeitete mit Hingabe eine Trommel, die er vor seinem Bauch hängen hatte.
        Es verging kaum Zeit, da hatten sich genügend Erfinder gefunden, die begeistert im Takte der Musik mitschunkelten. Den turbulenten Ereignissen zwischen den Sitzreihen zollte man gerne mehr Aufmerksamkeit, als dem Redner auf der Bühne, der mit seiner Stimme kaum noch den Lärm im Saal übertönen konnte. »Wenn Sie mir vielleicht noch für zwei Minuten ihre geschätzte Aufmerksamkeit zuteil werden ließen, meine Damen und Herren, dann könnte ich …«
        »Ob Regen oder Sonnenschein, wir feiern in die Nacht hinein!«
        John schlug immer wilder auf die Trommel. Seine mangelnde musikalische Begabung machte er mit der Begeisterung wett, mit der er seiner Aufgabe nachkam.
        »… nur noch für zwei Minuten, lassen Sie mich doch noch einige Worte zur …«
        »Wir geben unsren letzten Heller drein und kaufen noch ein Glaserl Wein!«
        Der Vorsitzende der Erfinderinnung klopfte mit der flachen Hand auf das Rednerpult, um Ruhe im Saal herzustellen. Das wiederum interpretierte Jim dahingehend, dass er zum Weitertrommeln aufgefordert wurde, was er dann auch mit frischem Elan tat.
        »Der Ursel sei ein Trullala, das Bier ist für uns alle da!«
        »Ich bitte Sie, meine Damen und Herren, nur noch einen Augenblick …«
        »Ein Prosit der Gemütlichkeit, für Trübsinn ist jetzt keine Zeit!«
        Schließlich sah der Redner die Aussichtslosigkeit seines Unterfangens ein, und er zog es vor, den Vortrag abzubrechen, bevor ihm überhaupt niemand mehr zuhören wollte. »Damit möchte ich meine Ausführungen schließen und mich für ihre Aufmerksamkeit recht herzlich bedanken.«
        Die Teilnehmerinnen der Miss-Tanga-Wahl klatschten im Rhythmus der Trommelschläge in die Hände und setzten unter dem Beifall des Publikums ihren Weg durch die Sitzreihen fort.
        »… möchte ich mich also nochmals für ihre Anteilnahme …«
        »Die Wirtin macht ein Fass noch auf, wir trinken auf ihr Wohl zuhauf!«
        Schönfeldt geriet langsam ins Schwitzen. Die Truppe hinter ihm machte gehörig Dampf und trieb die ganze Schlange unaufhörlich weiter. Es war an der Zeit, dass er seine Trompete beiseite legte und sich mit den beiden Damen, die er links und rechts mit sich führte, an einen stilleren Ort zurückzog.
        »… wie ich bereits mehrfach sagte, möchte ich mich …«
        Fink stellte fest, dass er bei der Miss-Tanga-Wahl offensichtlich einiges verpasst hatte. Aber vielleicht war es noch nicht zu spät auf den fahrenden Zug aufzuspringen. Er wollte Schönfeldt das Feld nicht kampflos überlassen, und so schloss er sich einfach der Polonaise an, als diese an ihm vorüber zog. Leider musste sich Fink ganz hinten einreihen. Da war nur noch der

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