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Drachenblut

Drachenblut

Titel: Drachenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lee Parks
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lehnte, grinste überheblich zu ihm herüber.
        Der Richter nickte zufrieden. »Setzen!« bellte er und eröffnete die Verhandlung, indem er den Stoß Akten auf den Tisch fallen ließ, dass es nur so knallte. »Zum Aufruf kommt die Klage Arthur, T.S. gegen die …« Der Richter rückte sich seine Brille zurecht. »… gegen die Weiße Weste .«
        Mit dem Sachverhalt hatte sich der Richter vor Beginn der Verhandlung nur oberflächlich vertraut gemacht. Freilich hatte er die Berichterstattung des STAR verfolgt. Aber die Zeitungsberichte waren doch zu sehr dramatisiert, um für die objektiven Bewertung der Problematik als Grundlage zu dienen. Der Richter hielt es daher für angebracht, sich zunächst einen Überblick über die verschiedenen Standpunkte zu verschaffen, bevor er sich selber mit der Angelegenheit auseinandersetzen musste. »Bitte sehr, ich erteile dem Kläger das Wort.«
        Arthur erhob sich von seinem Platz, schaute sich erst einmal im Gerichtssaal um und versicherte sich damit der Aufmerksamkeit aller Anwesenden. »Verehrter Richter, verehrte Geschworene, nicht wenige von Ihnen mögen sich fragen, worin denn der Sinn meiner Klage besteht.«
        An den Reaktionen des Publikums konnte Arthur erkennen, dass er den Nagel auf den Kopf getroffen hatte.
        »Aber sehen Sie, die Sache verhält sich wie folgt: Mit welchem Recht wurde mein Kunstwerk vernichtet? Mit welchem Recht wurde das Blatt Papier, möge es auch wie Abfall ausgesehen haben, aus der Manteltasche genommen und zerstört?«
        Darauf hatte niemand eine Antwort.
        »Wer würde es wagen, einen Dujardin oder gar einen Smithee von der Wand eines Museums zu nehmen, in den Staub zu werfen und mit den Füßen darauf herumzutrampeln?«
        Eines solchen Sakrilegs wollte sich freilich niemand schuldig machen, und Arthur erntete allseits zustimmendes Kopfnicken.
        »Wer würde es da wagen, die Frucht meines Geistes und meines Körpers von mir zu nehmen? Wer würde sich erdreisten, meine Schöpfung aus meinem Schoße zu zerren und zu vernichten, ihr damit gleichsam die künstlerische Bedeutung zu nehmen, die das Papierknäuel so einzigartig macht?«
        Die Zustimmung des Publikums hielt sich nach diesem Passus in Grenzen.
        »Wertes Gericht, die Produkte meiner Kunst sind einzigartig. Jede Skulptur und jedes Gemälde kündet von den Umständen, aus denen es geboren und in die Welt gesetzt wurde.«
        Wütend zerriss Arthur die Akte und zerknüllte die einzelnen Seiten zu handlichen Papierknäueln, die er nacheinander vor die Füße des Richters warf. »Hier … und hier! Sehen die denn etwa alle gleich aus?« Arthur feuerte eine weitere Salve in Richtung des hohen Gerichtes. »Und wenn ich noch tausend Seiten in den Stand eines Kunstwerkes erheben würde, es wären alles Unikate, jedes ohnegleichen in Form und Gestalt!«
        Der Richter fand es eine Frechheit, wie sich Arthur aufführte. Um sich jedoch nicht dem Vorwurf der Parteilichkeit auszusetzen, ließ er den Spinner gewähren. Das machte bei den anwesenden Presseleuten immer einen guten Eindruck. Als sich Arthur auch noch der letzten Seite seiner Akte durch einen gekonnten Wurf aus dem Ellenbogengelenk entledigt hatte, gab der Richter dem Gerichtsdiener ein Zeichen und wies ihn an, die Papierknäuel einzusammeln.
        Der Gerichtsdiener, der bisher dem Verlauf der Verhandlung mit eher mäßigem Interesse gefolgt war, schreckte aus seiner Lethargie und beeilte sich, die Unordnung zu beseitigen. Der Reporter vom STAR grinste hämisch, und der Gerichtsdiener kam sich ziemlich gedemütigt vor. Wer war er denn, dass er hier die Drecksarbeit machen musste?
        »Bitte sehr, Herr Richter, wie Sie wünschen.« Er war gerade mit einem Arm voll Papierknäuel auf dem Weg zum nächsten Papierkorb, als ihm der Richter mit scharfer Stimme Einhalt gebot.
        »Sind Sie denn wahnsinnig, was tun Sie denn da?«
        Der Gerichtsdiener versteinerte.
        »Sie wollen es doch nicht wagen, in ein laufendes Verfahren einzugreifen und diese Kunstwerke einfach in den Abfall zu werfen? Das steht Ihnen überhaupt nicht zu, mein Lieber, nicht Ihnen! Los, bringen Sie die Beweisstücke her zu mir.«
        Der Gerichtsdiener rückte noch schnell den Papierkorb zurecht und machte dann kehrt. »Aber natürlich, Herr Richter, selbstverständlich.« Aus den Augenwinkeln konnte er sehen, wie der Mann von der Presse feixte.
        Am Richtertisch

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