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Drachenblut

Drachenblut

Titel: Drachenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lee Parks
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mit aller Macht gegen den Reaktorblock und zerbrach dessen Betonhülle wie die Schale eines rohen Eis. Die darauf folgende Explosion war nicht von schlechten Eltern. Freund und Feind verdampften in einer enormen Hitzewelle, und hätte sich Dr. Freak nicht sofort tief in den Bombenkrater geduckt, wäre ihm gewiss das gleiche Schicksal widerfahren wie den Technikern, die nicht einmal mehr die Zeit gehabt hatten, ihren Apparat auszupacken, mit dem sie den Prototypen eigentlich stoppen wollten. Die ganze Aktion erwies sich insgesamt als ein Schlag in das Wasser.
        Als die Druckwelle verebbt war, erhob sich Dr. Freak und schüttelte sich die Asche von den Schultern. Ganz offensichtlich war es kein Fehler gewesen, die Operation aus einem sicheren Versteck heraus geleitet zu haben. Da konnte man wieder einmal sehen, dass eben doch der Klügere überlebte, ganz wie im richtigen Leben. Allmählich verzog sich der Rauch, und Dr. Freak wollte noch schnell nachsehen, ob wenigstens einige wieder verwertbare Reste seines Apparates auf dem Schlachtfeld zurückgeblieben waren, damit er mit seiner Arbeit nicht wieder bei Null anfangen musste.
        In aller Ruhe trottete Dr. Freak hinüber zur qualmenden Ruine des Kernreaktors. Der heutige Tag war gelaufen, und er hatte keine Eile, zurück zu seinem Unterschlupf zu gelangen. Den Rest des Nachmittages würde er damit verbringen, einfach nichts zu tun oder vielleicht ein gutes Buch zu lesen. Es kam ja selten genug vor, dass er sich ein paar Stunden von seiner Arbeit freimachen konnte.
        Plötzlich erzitterte die Erde. Zuerst glaubte Dr. Freak, irgendwo sei noch ein Treibstofflager oder ein Munitionsdepot in die Luft geflogen. Aber dann verfinsterte sich der Himmel, und unversehens stand ihm der Prototyp gegenüber. Dr. Freak hielt ein und starrte fassungslos auf die mächtige Maschine, die durch die Explosion keinen Kratzer abbekommen hatte und aus der Katastrophe offenbar gestärkt hervorgegangen war.
        Der Prototyp war ein gigantisches Bündel von Energie und roher Kraft. Mit etwas Einbildung konnte man beinahe meinen, aus seinen Augen würde die bloße Mordlust blitzen.
        Dr. Freak war klar, dass sein letztes Stündchen geschlagen hätte, wenn er sich nicht sofort etwas einfallen ließe. Durch diese ungeheure nervliche Belastung fingen seine Knie zu schlottern an. Da half es auch nicht, wenn er zu seiner Beruhigung an der Brustwarze rieb, die sich dort unten an seinem linken Bein befand. Nein, er wollte noch nicht sterben, und diese Todesangst machte ihm deutlich, wie sehr er eigentlich am Leben hing.
        Ein plötzlicher Geistesblitz zeigte Dr. Freak mit einem Mal die Lösung auf. Eine Maschine, die sich mit solcher Hingabe an die sinnlose Zerstörung von allem machte, was sich eben zerstören und kaputtmachen ließ, diese Maschine handelte nur zu menschlich. Folglich durfte man ihr durchaus vernunftgesteuerte Absichten unterstellen. Dr. Freak gelangte zu der Überzeugung, dass er mit dem Prototypen in Kontakt treten musste. Nur so konnte er in ihm den Geist zu erwecken, der irgendwo tief in seinem Elektronengehirn schlummerte und ihn von all den anderen Maschinen unterschied. Wenn es ihm nur gelang, im Prototypen das Bewusstsein für das eigene Ich zu erwecken, dann mochte es möglich sein das Ungetüm zur Räson zu bringen und letztendlich zu kontrollieren.
        »Halt, stehen bleiben!« Dr. Freak erhob seine Arme und ging dem Prototypen mutig entgegen. »Als dein Herr und Gebieter befehle ich dir, stehen zu bleiben!«
        Was war denn das? Virgil trat auf die Bremse und kniff seine Augen zusammen. Auf dem Bildschirm sah er einen Krüppel, der vor dem Prototypen auf die Knie sank und nur wirres Zeug von sich gab.
        »Gehe in dich, Geschöpf!« beschwor Dr. Freak den Prototypen. »Du bist nicht wirklich böse. Tief in deinem Herzen glüht der Funke der Liebe, keimt die Saat der Güte. Gehe in dich, Geschöpf, gehe in dich!« Und tatsächlich, die Maschine verlangsamte ihren Vormarsch und schaute mit ihren Bordkameras auf ihn herab.
        Was wollte denn dieser Wahnsinnige, fragte sich Virgil. War er sich nicht der Gefährlichkeit seines Unterfangens im Klaren? Ein Tastendruck, und der Monitor zeigte eine Ausschnittvergrößerung. Jetzt konnte Virgil seinem Gegner direkt in die Augen sehen, jeden Schweißtropfen und jede geschwollene Ader auf der Stirn des Mannes erkennen, der sich anmaßte, ihm Befehle zu geben.
        Dr. Freak war

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