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Drachenblut

Drachenblut

Titel: Drachenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lee Parks
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Spiel konnte jederzeit erneut beginnen. Zufrieden beobachtete Arthur, wie seine Apparatur die Kinder in ihren Bann zog. Einmal mehr sah er sich darin bestätigt, dass der Umgang mit der Kunst am besten spielerisch erlernt werden wollte.
        Es konnte natürlich nicht ausbleiben, dass auch die Jury auf den ungewöhnlichen Lärm aufmerksam wurde. Neugierig nahmen die Preisrichter Kurs auf die Menschenmenge und gesellten sich zu den Schülern, die ihren Kameraden begeistert anfeuerten.
        Auf der Flucht vor den Guerillas mussten die Schergen des Diktators eine viel befahrene Autobahn überqueren. Das war nicht einfach, weil es da einen schweren Lastwagen gab, der unvermittelt hinter einer Kurve auftauchen konnte. Am Steuer des Wagens saß der Spieler, der nun die Aufgabe hatte, das Entkommen der herrschenden Klasse zu verhindern. Eine Bremse war bei diesem Fahrzeug natürlich nicht vorhanden, sie würde dem Spielsinn zuwiderlaufen, und für jeden Treffer erhielt der Schüler Punkte. Die farbigen Computergrafiken und die entsprechenden Soundeffekte sorgten dafür, dass das Ergebnis der Fahrübungen recht realitätsnah gestaltet war. Das fiel auch der Jury auf.
        »Sakrileg!«, schrie die Religionslehrerin und griff nach dem Kunstwerk, um es empört vom Tisch zu fegen.
        Arthur war Künstler und nicht Handwerker. Von den verschiedenen Kabeln, die sein Arrangement umgaben, waren die wenigsten fachgerecht isoliert. Das musste auch die Lehrerin feststellen. Ein plötzlicher Stromstoß durchfuhr ihren Körper, und die Pädagogin riss erschrocken in weitem Bogen die Hand zurück, wobei sie dem Kollegen neben ihr eine deftige Ohrfeige verpasste. Der Getroffene, der sich gerade noch in völliger Verkennung der Sachlage über die Haare der Lehrerin amüsiert hatte, welche sich beim Kontakt mit der Apparatur wie auf Befehl ausgerichtet hatten und wirr von ihrem Kopf abgestanden waren, wusste nicht, wie ihm geschah und schlug im Reflex zurück. Ein Raunen ging durch die umstehende Menge, und schon trat die Lehrerin ihrem Kontrahenten mit der Schuhspitze gegen die Kniescheibe. Während der Reporter vom STAR die sensationellsten Bilder seiner Karriere schoss, gelang es dem Kollegium nur mit Mühe, die beiden Parteien zu trennen. Den Kindern gefiel die Vorstellung, und es gab Szenenbeifall, als die völlig in Rage geratene Religionslehrerin im Zuge der Rangelei gegen den Tisch stieß, von dem aus Arthurs Maschine noch immer die Gehirne der minderjährigen Zuschauer verdarb. Dieser kleine Stoß genügte, um den Tisch ins Wanken zu bringen. Der ungünstige Schwerpunkt der Apparatur sorgte dafür, dass die Konstruktion verrutschte, nach einigen Sekunden des Zögerns vom Tisch kippte und auf dem Boden zerbrach. Das sah die Lehrerin gerne, die sich jetzt wieder ihrer ursprünglichen Mission besann. In völliger Verkennung der Gefahr trampelte sie auf den Resten der Teufelsmaschine herum. Die Funken stoben knisternd in alle Richtungen, und sie gab nicht eher Ruhe, bis sich nichts mehr rührte. Für Arthur, der sich schon auf die Zehenspitzen stellen musste, um über die Schultern der vielen Zuschauer hinweg noch einen Blick auf das Geschehen zu erhalten, sah es so aus, als veranstalte die Lehrerin, die mit ihren abstehenden Haaren wirklich sehr ungepflegt wirkte, einen Hexentanz, und es hätte ihn nicht mehr gewundert, wenn sie sich am Ende auf einen Besen geschwungen hätte und mit einem irren Kichern auf und davon geflogen wäre.
        Es dauerte eine gewisse Zeit, bis sich alle Beteiligten wieder beruhigt hatten, und Arthur war schon längst auf den Heimweg, als sich die Schulleitung noch immer erfolglos darum bemühte, den Besitzer des betreffenden Objektes zu ermitteln. Nicht einmal der Angestellte an der Registratur konnte in dieser Frage weiterhelfen. Achselzuckend sah er seine Teilnehmerliste durch und vermochte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wer dieser Mann gewesen war. Wäre die Religionslehrerin nicht so sorglos mit dem Kunstwerk umgegangen, dann hätte man vielleicht noch das Schildchen entziffern können, das einst den Namen des Künstlers stolz verkündet hatte. Aber diesen Vorwurf wagte ihr nun wirklich niemand zu machen.
     
    Es wäre noch nachzutragen, dass der erste Preis der Veranstaltung überraschenderweise an den unbekannten Nachwuchskünstler ging, der es sich erlaubt hatte, die Wände der Stadthalle in der Nacht zuvor mit verschiedenen Farbschmierereien zu versehen. Dem

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