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Drachenboot

Drachenboot

Titel: Drachenboot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
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zwischen den Zähnen ans Ufer geschwommen war, um das Schiff festzumachen, wodurch er die Mannschaft gerettet hatte. Viele von uns kannten ihn gut und waren froh, dass er noch lebte, selbst wenn er zur falschen Seite gehörte.
    »Ich hätte an Land bleiben sollen«, stöhnte er, als Bjaelfi
seine Salbentöpfe hervorkramte, die er immer bei sich trug. »Mit dem Schiff kam ich nach Birka, was mir nichts als Unglück brachte.«
    »Du hättest gar nicht erst an Land gehen sollen«, sagte Bjaelfi ernst, »dann hättest du nicht die meisten deiner Zehen und ein Stück deiner Nase durch die Kältefäule verloren.«
    »Nun, wenigstens hast du ein sehr kostbares Bett«, bemerkte Sigurd, »und eine Nase kann man notfalls auch verschmerzen.«
    Hrolf Fiskr lachte, denn er lag in wollene Umhänge und Pelze gehüllt auf einem Haufen Silber, das aus dem Grab herausgeholt worden war. Drei Wagen waren schon damit beladen, und die Männer jubelten und wühlten darin herum und zeigten sich gegenseitig altersschwarze Krüge, verbogene Schalen und ganze Hände voll Münzen, bis Sigurd und Dobrynja sie anbrüllten, die Sachen liegen zu lassen.
    Lambisson, so erzählte Hrolf Fiskr, war womöglich schon tagelang dort unten im Grab – er konnte es nicht genau sagen, denn er hatte viel geschlafen, bis sein Fieber nachließ. Es waren noch andere mit Lambisson dort hinuntergestiegen, sie hatten Eimer mit Silber beladen und sie durch das Loch heraufziehen lassen, aber vor drei Tagen hatte das plötzlich aufgehört, und seitdem war nichts mehr passiert. Bis auf Lambisson waren alle wieder hochgekommen.
    »Was ist mit dem kleinen Eldgrim?«, fragte ich, während Bjaelfi begann, sein kleines Messer zu schärfen. Hrolf warf ihm einen nervösen Blick zu und fuhr sich über die aufgesprungenen Lippen.
    »Der kleine Mann? Ach natürlich, der war ja einer von euch.«
    Er dachte nach, dann schüttelte er den Kopf und wollte
ausspucken, aber sein Mund war zu trocken. »Dieser Christenmönch hat ihn ziemlich gequält – wollte wohl damit seinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen. Er fügte ihm Verbrennungen zu, damit er sich erinnerte.«
    Er verstummte und sah mich ernst an. »Das war grausam, und richtig war es auch nicht.«
    »Und trotzdem hat es nichts geholfen«, sagte ich. »Und wo ist der kleine Mann jetzt?«
    »Weg«, erwiderte er. »Er war hier, als ich einschlief, und als ich aufwachte, war er fort.«
    »Also nicht dort unten?«
    Er machte eine hilflose Geste. »Vielleicht, vielleicht auch nicht. Brondolf Lambisson ist jedenfalls noch unten, das sagten die Männer, die heraufkamen und ihn dort zurückgelassen haben«, sagte er und spuckte endlich aus.
    »Dann sind sie abgehauen, die Neidinge«, fuhr er fort. »Sie behaupteten, Lambisson habe den Verstand verloren, und der kleine Mann sei schuld, der habe ihn verflucht. Sie ließen mich zurück, weil ich nicht laufen konnte. Ein ganzes Dutzend, riesige Slawen, aber keiner von ihnen war bereit, mich zu tragen, diese Arschlöcher. Sie hatten zu viel Angst vor diesen verrückten Frauen, die immer wieder zurückkamen und uns mit ihren Pfeilen beschossen … Glaubt mir, ich sage euch ja alles, was ich weiß, ihr könnt das Messer ruhig wieder wegstecken.«
    »Damit will ich dir doch nur helfen, du Dummkopf«, sagte Bjaelfi. »Natürlich könnte ich die schwarze Fäule weitermachen lassen, bis sie dein Gesicht und deine Füße aufgefressen hat …«
    Ich kniete neben dem Loch, das groß und ungleichmäßig durch eine Schicht Erde gegraben war – aber ich sah keinen Lehm. Das deutete darauf hin, dass der See selbst bei höchstem Wasserstand das Dach von Attilas Grabkammer
nicht bedeckte, was jemand gewusst haben musste. Große Steinplatten, drei Finger dick und sehr schwer, waren aus dem Dach entfernt worden, und ich sah, dass sie auf einem Gerüst aus gespaltenen Stämmen gelegen hatten. In einer baumlosen Gegend wie dieser war Holz genauso wertvoll wie das Silber, das sich darunter befand, und es war offenbar von weither gebracht worden. Selbst in fünf Jahrhunderten war es nicht verrottet – aber von den Stämmen, die entfernt worden waren, gab es keine Spur. Wahrscheinlich hatte man sie verbrannt.
    Jetzt gab es dort ein schwarzes Loch, und einen Fuß weiter unten sah man ein Stück von einem der großen Steinbogen, eine Spanne dick und drei Spannen breit, die sich alle zur Mitte hin wölbten und die Grabkammer stützten, die wie eine Jurte gebaut war.
    An dem Bogen waren zwei dicke Seile

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