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Drachenboot

Drachenboot

Titel: Drachenboot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
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zu springen – jetzt sahen sie ihren Anführer im Wasser verschwinden, tot wie ein geschlachtetes Schaf. Die Eingeschworenen drängten sich alle an die Bordwand, was die Strug zwar gefährlich aus dem Gleichgewicht brachte, sie aber so tief neigte, dass die Männer das andere Schiff mit Speeren und Klingen leicht erreichen konnten. Das schüchterte Kveldulfs Leute vollends ein, sie ergriffen ihre Ruder und ruderten in panischer Hast zurück.
    Jetzt war auch Sigurd angekommen. Seine Bogenschützen schossen ihre Pfeile ab, dass es zischte wie Regen auf dem Wasser, und ein Mann nach dem anderen fiel. Einige sprangen über Bord und versuchten, ans Ufer zu schwimmen, aber auch sie wurden getroffen, bis schließlich keiner mehr übrig war.
    Als die Schreie endgültig verstummt waren, trat Sigurd in den Bug und grüßte mich mit seinem Schwert, während ein paar seiner Männer auf Kveldulfs Boot sprangen, um es in Besitz zu nehmen, wobei sie alle töteten, die noch ein Lebenszeichen von sich gaben.
    »Das war nicht das Werk des Prinzen«, brummte Sigurd. »Der hält sich an sein Versprechen und hat mich geschickt, damit euer Himmel nicht einstürzt, genau wie ihr es für ihn getan habt.«
    »Wir sehen uns wieder, Sigurd Axtbiss«, sagte ich und nickte zum Abschied. Er nickte ebenfalls – dann zögerte er.
    »Kümmere dich um den Sohn meiner Schwester. Es hat lange gedauert, bis ich ihn gefunden hatte.«
    »Da ich es war, der ihn gefunden hat, ist es nicht sehr wahrscheinlich, dass ich ihn einer Gefahr aussetzen werde«, erinnerte ich ihn. Ich legte Krähenbein die Hand auf die Schulter, er zitterte noch immer, geschockt darüber, was er getan hatte. Doch nicht mehr so stark wie beim ersten Mal, stellte ich fest; das Töten wurde mit jedem Mal etwas leichter, und ich zweifelte nicht daran, dass auch dieser kleine Krähenbein eines Tages nach einer richtigen Schlacht nicht mehr zittern würde.
    »Genieß das Abenteuer im fremden Land, freu dich auf die guten Sachen, die es dort zu essen gibt, und dann geht es wieder nach Hause«, hörte ich eine Stimme, und ich wusste, wer es war. Ich erinnerte mich, wie der kleine Eldgrim diese Worte gesagt hatte, um einen Jungen zu
trösten, der auf Zypern von einem Pfeil verwundet wurde und fast daran zugrunde gegangen wäre. Die weiße Narbe hatte Jon Asanes bis heute auf den Rippen, aber jetzt war er fest in einen blauen Umhang gehüllt und stand hinter Sigurd.
    »Heya, Ziegenjunge«, rief der kleine Eldgrim, als Jon Asanes neben Sigurd trat. »Du bist auf dem falschen Schiff!«
    »Bin ich das?«, fragte Jon, aber die Antwort bekam er von Thorgunna, die, von Thordis gestützt, mühsam aufgestanden war. Sie sagte nichts, sondern spuckte nur ins Wasser; Jon stieß einen gequälten Schrei aus und ließ den Kopf hängen.
    »Kein Erbarmen?«, fragte Finn leise.
    Thorgunna sah ihn mit ihren schwarzen Augen an. »Erbarmen gibt es nur zwischen ihm und seinem weißen Christus«, sagte sie heiser. »Meine einzige Verpflichtung ist es, dafür zu sorgen, dass sie sich endlich treffen.« Sie hielt mir den Griff von Kvasirs Schwert hin und sah mich streng an.
    Sie war so ernst, dass niemand zu sprechen wagte. Finn taten die Rippen zu sehr weh, als dass er etwas hätte sagen wollen, mir brummte immer noch der Kopf, und außerdem war mir übel.
    Trotzdem blieb ich stehen; die eine Hand hatte ich locker um den Griff von Kvasirs Schwert gelegt, die andere lag auf Krähenbeins Schulter, als wir uns rudernd auf den Weg machten und seinen Onkel und Jon Asanes verließen. Thordis ging mit Finn ans andere Ende, wo er sein Kettenhemd auszog, damit sie seine Rippen begutachten konnte.
    Thorgunna, jetzt allein, hielt sich an der Bordwand fest und starrte auf die Strudel im schwarzen Wasser, in dem wir Kvasir an Ran übergeben hatten.
    »Wenigstens hat er ein Opfer erhalten, wie es besser
nicht sein könnte«, sagte ich zu ihr, »denn der Feind, der ihn getötet hat, liegt jetzt zu seinen Füßen.«
    Sie lächelte glücklich, aber ich wusste, dass sie vor lauter Tränen nichts sehen konnte.
    »Du wirst in Hestreng immer ein Zuhause haben«, fuhr ich fort, weil ich dachte, es würde ihr ein Trost sein. Mit einer schnellen Bewegung wischte sie ihre Tränen weg.
    »Inzwischen hat Ingrid ihre Beine dort so fest unter dem Tisch, dass ich meine Schlüssel wohl nie zurückbekommen werde«, erwiderte sie schon wieder mit einem Funken ihres alten Temperaments, sodass ich leise lachen musste.
    »Wir könnten heiraten.

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