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Drachenboot

Drachenboot

Titel: Drachenboot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
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mir schien –, dass sie näher kommen wollten, um zu sehen, ob wir wirklich die seien, für die wir uns ausgegeben hatten.
    »Kommt so nahe heran, wie ihr euch traut«, schrie Finn wütend, »aber Finn Rosskopf warnt euch, außer Reichweite seiner Klinge zu bleiben!«
    Darauf drehten alle drei Schiffe um und ruderten so schnell sie konnten aus der Bucht, unser Gelächter schallte hinter ihnen her. Später traf ich einen der Männer, der auf dem Hauptboot gewesen war – ein braver Mann, der auf einer Handelsknarr nach Hestreng kam, um Leder und Knochenwerkzeug zu verkaufen. Er erzählte mir, dass damals ihr schlimmster Albtraum wahr geworden sei, als sie Orm Bärentöter so ungerührt im Bug sitzen sahen, das Kinn auf der Hand, als warte er darauf, dass die Eingeschworenen ihm das Abendessen servieren.
    Ich sagte ihm nicht, dass ich wie versteinert dagesessen hatte, weil ich gerade erkannt hatte, welcher Art Odins Geschenk war.
    Es war Ruhm.
    Der Ruhm, den er für sich selbst erwarb, denn unser Ruhm war der Ruhm des Allvaters. Die Menschen gaben den Glauben an ihren weißen Christus auf, wenn sie von uns hörten und von den Schätzen, die Odin uns gegeben hatte. Solange die Erinnerung an die Eingeschworenen lebendig blieb, konnte Odin in einem kleinen Teil des Nordens den weißen Christus noch in seine Schranken verweisen, auch wenn die Nornen die Fäden der Yngling-Könige nicht mehr weiterspannen und den neuen Christengott hereinließen.
    Wir waren eine Waffe in der Hand des Einäugigen und waren es immer gewesen, genau wie Hild und Einar und alle anderen; der Silberschatz war nur der Lockvogel gewesen, der uns zum Ruhm verholfen hatte und Odins Namen zu neuen Ehren.
    Und dennoch waren wir noch immer vom Glanz des Silbers geblendet. Später, als wir zu einem schnellen Morgenmahl aufstanden, hatte das tückische Glitzern die Männer schon wieder in seinen Bann geschlagen, als sie darüber lachten, wie die Männer von Thrond aufgestoben waren wie verschreckte Stare auf dem Stoppelfeld.
    Wie Gisur sagte, als er die Männer wieder auf ihre Ruderbänke trieb, es war das sichere Zeichen, dass Odin seine Hand noch immer über uns hielt und dass unser Schatz nichts mit Fafner zu tun hatte und bestimmt nicht verflucht war.
    »Andererseits«, sagte Ospak, »könnte es auch bedeuten, dass Odin immer noch will, dass wir auch den restlichen Schatz bekommen, der noch in Attilas Grab ist.«
    Bei dem Gedanken, alle Strapazen, die wir überstanden hatten, noch einmal durchmachen zu müssen, entrang sich so manch einem ein lautes Stöhnen – doch es gab auch zustimmendes Nicken von denen, deren Gier nach Silber immer noch groß genug war, dass sie noch einmal zum Grabhügel gezogen wären. Ich aber hielt die Zeit für gekommen, dass es alle erfuhren. Ich trat vor sie hin, sodass mich alle ansehen mussten.
    Dann erzählte ich ihnen, worüber ich in der Steppe nicht hatte sprechen wollen, an dem Tag, an dem wir alle keuchend vor den Kriegerinnen weggerannt waren.
    Ich war noch eine Weile an Attilas Grab zurückgeblieben. Ich wollte sehen, was die Männerhasser-Weiber mit den abgeschrägten Köpfen jetzt anfangen würden, und
auch die Frau, die sich Amacyn nannte und das Grab bewachte. In jeder Hand ein Runenschwert, war sie zu dem Loch im Dach der Grabkammer gegangen und hatte sich darübergestellt, während alle ihre Kameradinnen am Ufer des zugefrorenen Sees mit gesenktem Kopf auf ihren Pferden saßen.
    Ich hatte das hackende Geräusch gehört. Wenn ihr Runenschwert so gut wie meins war, dann konnte es einen Amboss durchdringen, und beide Schwerter zusammen würden erst recht den steinernen Stützbogen durchschlagen, lange ehe sie stumpf wurden. Ich hatte mich abgewandt, taub vor Kälte und … sehr erleichtert.
    Die anderen waren schon weit voraus, als ich glaubte, das Dach einstürzen zu hören, aber vielleicht war es auch nur das Blut, das in meinen Ohren rauschte, denn ich musste mich sehr anstrengen, um sie einzuholen, und wie alle anderen war auch ich geschwächt von Hunger und Kälte.
    Aber wir alle hatten das Katzengejaule dieser Frauen gehört, ihr letzter Gruß an ihre letzte Anführerin.
    Ich konnte es mir gut vorstellen, wie diese große Jurte aus Stein und Holz und Erde zusammenbrach. Wie das Eis brach und das schwarze Schmelzwasser hereinströmte und das Silber, den Dreck und die Knochen bedeckte – und die Frau, die ihre letzte Aufgabe erfüllt hatte und jetzt sterbend zu Attilas Füßen zusammenbrach.
    Die

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