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Drachenbraut

Drachenbraut

Titel: Drachenbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Günak
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gar nicht. Im selben Augenblick rollte eine Woge der Macht über sie hinweg, und ohne sich umdrehen zu müssen, wusste sie, wer sich der illustren Runde angeschlossen hatte. Sie spürte seine Präsenz so deutlich, wie sie sie letzte Nacht gespürt hatte.
    Betont entspannt blieb sie auf dem harten Stuhl sitzen. Soweit sie wusste, bestand der Rat ausschließlich aus sehr einflussreichen magischen Wesen des oberen Ranges, also hochgestellten Autoritäten, die naturgemäß selbst mit einem nicht unerheblichen Maß an Macht ausgestattet waren. Dennoch hatten sie offensichtlich wenn schon nicht Angst, so doch größten Respekt vor dem Mann, der hinter ihr stand.
    Während sie mit leichtem Erstaunen die Veränderungen der Ratsmitglieder beobachtete, spürte sie etwas anderes Seltsames. Irritiert legte sie sich eine Hand auf die Brust und schielte an ihrer Nasenspitze vorbei auf ihren Brustkorb. Ihr Herzschlag schien sich von einer Sekunde auf die andere verlangsamt zu haben. Sie konnte es kaum glauben, aber ihr Herz hatte tatsächlich seinen Rhythmus geändert.
    Er spürte sie schon, bevor er die schwere Holztür überhaupt geöffnet hatte. Sein Kopf hatte daraufhin endlich die synaptische Verbindung in seinem Hirn hergestellt, die seit gestern Abend Halt suchend hin und her gezuckt war.
    Natürlich.
    Sie war Dr. Josefine Rosenberg. Die Frau mit den heilenden Händen, die so gerne Leid lindernd durch die Welt der Menschen zog. Ein ewiges Ärgernis für Armand, den an Menschen praktizierte Magie zur Weißglut trieb.
    Valentin schluckte die seltsame Beklemmung herunter, die ihn überkam, und ließ seinen Blick durch den großen Raum gleiten. Nur nebenbei bemerkte er das Fehlen zweier Ratsmitglieder, dann wurde er schlagartig abgelenkt. Dr. Rosenbergs rote Locken, die offenbar nur mühsam mit einem Haargummi gebändigt waren, schillerten als einziger brillanter Farbfleck in dem sonst in gediegenen Brauntönen gehaltenen Raum und lenkte seinen Blick automatisch in ihre Richtung. Aufrecht und mit erhobenem Kopf saß sie auf dem vermutlich unbequemen Holzstuhl.
    Sie war definitiv eine hochattraktive Frau. Und er war heute wieder im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte, um diese Tatsache auch zu erkennen.
    Er nickte einmal kurz zum Gruß in die Runde. Dupont ließ ihn derweil nicht aus den Augen, vermied es aber, direkten Blickkontakt herzustellen. Valentin lehnte sich an das breite Fensterbrett eines der zur Hauptstraße gehenden Fenster und wartete ab.
    «Bedenken Sie die Konsequenzen und handeln Sie danach», knurrte der Ratsvorsitzende die Ärztin barsch an. «Das war unsere letzte Warnung!»
    Die letzten Worte spuckte er förmlich auf den hochflorigen Teppich, und es bestand kein Zweifel an den Absichten des Ratsvorsitzenden, seinen Worten auch Taten folgen zu lassen. Seinem Tonfall nach lieber heute als morgen. Leider ließ sich im Fall Rosenberg kein schlüssiger Indizienprozess führen, womit auch Duponts Drohung relativ haltlos und wohl nur seinem leicht zu erhitzenden Gemüt zuzuschreiben war. Eine Verurteilung kam, solange es keine schlüssigen Beweise gab, nicht in Frage.
    Man hatte ihn aus einem anderen Grund um seine Anwesenheit bei diesem Tribunal gebeten. Seine eigene Macht funktionierte nonverbal. Er benötigte keine Beweise, um zu handeln. Allein seine Anwesenheit sollte Maßregelung genug sein, schließlich war er in der Lage, sie alle zu manipulieren und die Grenzen somit klar und deutlich zu machen. Üblicherweise …
    Was ihm schlagartig ins Gedächtnis rief, dass er bei dieser Frau mit seiner Macht noch nicht allzu viel hatte ausrichten können.
    Dr. Rosenberg erhob sich, blieb aber einen Moment zögernd neben ihrem Stuhl stehen. «Eine Frage noch», sagte sie im nächsten Moment.
    Ihre Stimme klang dünn und sie räusperte sich. Ohne eine Antwort abzuwarten, ob ihr die Gunst einer weiteren Frage auch wirklich gestattet wurde, sprach sie weiter: «Gilt das Verbot auch für magische Wesen? Doch wohl nicht, wenn ich die Statuten richtig gelesen habe.»
    Valentin spürte, wie sein Herz kurz aussetzte. Er hob die Hand und legte sie sich auf die Brust, erstaunt von dieser Empfindung. Er hatte nicht erwartet, dass sie ihr kleines nächtliches Intermezzo thematisieren könnte. Aus reiner Gewohnheit schickte er seine Macht auf Reisen.
    Dr. Rosenberg zuckte einmal kurz und fast unmerklich zusammen, als die Energie sie traf. Mehr passierte nicht. Sogar Armand ließ sich auf diese Weise kontrollieren. Valentin

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