Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenbraut

Drachenbraut

Titel: Drachenbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Günak
Vom Netzwerk:
Dabei warf sie im Vorbeigehen einen Blick in den bodentiefen Spiegel, der an der Wand hing.
    Sowohl ihre vormals elegante Stoffhose als auch der feine Kaschmirpullover sahen genauso aus, wie Klamotten nun mal aussahen, wenn man die Nacht in ihnen verbracht hatte. Zerknittert und zerdrückt. Der Zustand ihrer roten Locken war keinesfalls besser.
    Sie zog ihre Haarbürste aus der Tasche und zähmte ihre Haarpracht, dann band sie sie mithilfe eines Haargummis zu einem festen Pferdeschwanz. Der Rest würde so bleiben müssen, für weitere Sorgen um ihr Äußeres hatten sie vermutlich keine Zeit. Sie sammelte die anderen Dinge zusammen, die sie am gestrigen Abend verteilt hatte, und war nur wenige Minuten später startklar.
    Valentin erschien wieder, die dunklen Haarsträhnen glänzten feucht, als habe er sein Gesicht unter den Wasserhahn gehalten. Er schien sich ein wenig erholt zu haben und hielt bei ihrem Anblick inne.
    «Ich mag es, wenn deine Haare offen sind», sagte er leise.
    Als wäre er selbst überrascht von diesen Worten, wandte er abrupt das Gesicht ab und fing an, seine auf dem Tisch liegenden Papiere und den Autoschlüssel einzusammeln.
    Natürlich, andere Probleme hatten sie ja auch nicht. Ihr lag eine bissige Bemerkung über Männer, die eine Meinung zu weiblichen Frisuren hatten, schon auf der Zunge, als er ihr einen sonderbaren Seitenblick zuwarf. Für den Bruchteil einer Sekunde zog die zwischen braun und grün changierende Farbe seiner Augen sie in den Bann. Und als wäre der Blick in Valentins Augen ein Geigenbogen, fing plötzlich eine Saite in ihr an zu schwingen, von deren Existenz sie nichts gewusst hatte.
    Sie machte sich solche Sorgen um ihn, weil sie ihn mehr mochte, als sie es selber je für möglich gehalten hätte.
    ***
    Er war es gewohnt, körperliche Schwäche zu verbergen. Das Leben, das er lebte, war nicht geeignet, um irgendeine Form von Erschöpfung zuzulassen. Allerdings war das vor Josefine nicht möglich. Sie saß vor ihm, die grünen Augen leicht zusammengekniffen, und stellte sehr pragmatisch fest: «Dir geht es beschissen.»
    Im ersten Atemzug wollte er ihr widersprechen. Im zweiten war er ins Badezimmer geflohen. Es dauerte eine ganze Weile, bis er endlich begriff, dass sie seine Erschöpfung nicht nur in seinem Gesicht lesen konnte, sondern spürte. In ihrer Seele. Weil ihre Seelen still und heimlich begonnen hatten, auf einer tieferen Ebene miteinander zu kommunizieren. Im Gegenzug spürte er ihre Sorge.
    Sorge um ihn.
    Er war nicht in der Lage, das zu verstehen. Was zum Teil wohl auch an seinem vernebelten Geist lag. Deshalb drehte er sich weg und gab vor, seine Sachen zu sortieren, während sie ihn beobachtete. Verdammt, er wollte nicht, dass sie ihn so ansah. Er hasste diese Sorge in ihrem Blick.
    «Wir müssen fahren.»
    Seine Stimme klang spröde, wie ausgedörrt. Dass sie seine Erschöpfung spürte, hieß ja nicht, dass er sie auch aussprechen musste. Er hatte schlicht keine Ahnung, was mit ihm los war.
    «Wir müssen herausfinden, was mit dir ist!»
    Empörung blitzte in ihren Augen auf. Energisch stand sie ebenfalls auf, so dass fast der kleine Tisch umfiel, auf dem sie gesessen hatte. Statt einer Antwort griff er ohne nachzudenken nach ihrer Hand. Ein Impuls, keine kontrollierte Handlung. Der Drang ihre Nähe zu spüren war übermächtig und begrub augenblicklich seine eiserne Disziplin.
    Sie zuckte nicht zurück. Sie entzog ihm auch nicht ihre Hand. Stattdessen schien sie, genau wie er, den einsetzenden Wärmestrom zu spüren, der wie von allein durch ihrer beider Handflächen zu kreisen begann.
    Ihre Augen weiteten sich, dann trat sie näher zu ihm heran, verharrte in dieser Position. Er hielt sich an ihrer Hand fest. Dieser Körperkontakt war beruhigend, löste seine Schwäche etwas und gab ihm Halt. Durchaus etwas, was ihn fast mehr verwirrte als eine ganze Horde angriffslustiger Dunkelalben.
    Verstört murmelte er: «Es ist nichts», sich deutlich bewusst, dass sie wusste, dass er log.
    Es war schwierig, sich von ihr zu lösen, und letztendlich war sie es, die murmelte: «Valentin, wir müssen gehen.»
    Sie erreichten den Aston Martin in der Tiefgarage und er verstaute seine Reisetasche im Kofferraum. Josefine stand neben der Tür zur Fahrerseite und hielt ihm die Hand entgegen.
    « So fährst du nicht.»
    Ihre grünen Augen blitzten kampfeslustig auf und wortlos drückte er ihr den Schlüssel in die Hand. «Du kannst doch Auto fahren?»
    Er ließ Oskar in den

Weitere Kostenlose Bücher