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Drachenbraut

Drachenbraut

Titel: Drachenbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Günak
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überlagerte für einen Moment alle ihre Sinne.
    «Mein Blut für dich, Josefine.»
    Langsam hob er ihr seine Hand entgegen, bis sie auf Höhe ihrer Lippen innehielt. Sie umfing seine Finger mit den Händen , als wüsste ihr Körper, was zu tun war. Ihre Lippen berührten die Wunde und sie spürte das Beben seines Körpers. Der warme Eisengeschmack war fremd auf ihrer Zunge. Sein heißes Blut füllte ihren Mund aus. Sie schluckte es hinunter und klammerte sich fest an seine Hand.
    Etwas bewegte sich in ihr, veränderte sich, raubte ihr für einen Moment fast die Sinne. Aber sie wartete und atmete weiter, mit dem tiefen Wissen, dass ihr nichts geschehen würde. Ihr Innerstes veränderte sich und in ihrer Seele begann sich ganz bedächtig eine neue Struktur zu formen. Schließlich hob sie den Kopf und streckte fordernd eine Hand aus.
    Er legte den Dolch ohne zu zögern hinein.
    Das Messer war scharf, und im ersten Moment tat der Schnitt nicht weh. Sie starrte auf das dunkle Blut auf der hellen Haut an ihrem Handballen. Ganz entfernt spürte sie den einsetzenden Schmerz, aber der war jetzt nicht wichtig.
    Sie hob den Blick und seine Energie traf sie mit solcher Wucht, dass sie das Gleichgewicht verlor. Für einen Moment fühlte sie sich schwerelos, völlig losgelöst von dieser Welt, während sie auf den Waldboden sank. Valentins Griff war fest, als er sie an sich zog.
    Sie hob ihre Hand. «Mein Blut für dich, Valentin.»
    Seine Augen versanken in ihrem Blick, als er seinen Mund fest auf ihren Handballen drückte. Die Berührung seiner Lippen riss sie wie in einen Strudel. Sie spürte seine Arme, die sie festhielten und vor dem endgültigen Versinken im Chaos bewahrten.
    Er murmelte Worte, die so unendlich sanft über seine Lippen kamen, deren Bedeutung sie nicht verstand, aber sie waren wie ein Leuchtturm in rauer See. Sie beruhigten ihre Seele, gaben ihr die Sicherheit, dass sie aus dem Chaos wieder auftauchen würde, dass sie es zurück in die Welt schaffen würde.
    Für einen schwebenden, endlosen Augenblick gab es nur noch seine Stimme, und mit aller Kraft konzentrierte sie sich darauf. Sie hielt sich fest an ihm und presste ihr Gesicht stärker an seine Brust. Es gab keinen Schmerz. Das, was sie fühlte, ging über den physischen Zustand des Schmerzes hinaus. Es war ein neues Leben, in das sie in diesem Moment eintrat.
    Sie wusste nicht, ob Stunden oder Minuten vergangen waren, aber etwas Warmes rann über ihr Gesicht. Sie versuchte, den Mund zu öffnen, und hatte erneut den kupfrigen Geschmack von Blut auf der Zunge. Sie musste einen leisen Laut von sich gegeben haben. Valentins Hand hob ihre Stirn, legte ihren Kopf gegen seinen Oberkörper. Sie roch Blut. Ihre Muskeln spannten sich an und eine Welle von Panik schwappte über sie hinweg.
    Augenblicklich wechselte Valentin wieder ins Deutsche. «Es ist alles gut, Josefine. Atme einfach weiter. Alles ist gut.»
    Sie wusste nicht, ob das stimmte, aber ihr Körper entspannte sich wieder und dann wurde es dunkel.
    Sie hatte keine Vorstellung, wie lange sie ohnmächtig gewesen war, aber als sie langsam wieder zu sich kam, lehnte sie zwischen Valentins angewinkelten Beinen, gebettet an seine breite Brust.
    Es war finster um sie herum. Die Nacht war endgültig gekommen. Sie zog einmal höchst unweiblich die Nase hoch und versuchte, den Kopf zu drehen. Was sich als schwierig erwies, denn Valentin hatte die Arme vor ihrem Körper gekreuzt und hielt sie fest an sich gedrückt.
    Als er ihre Bewegung spürte, lockerte sich seine feste Umarmung etwas. Sie suchte nach Worten und fand im ersten Moment keine. Sein Gesicht war dicht neben ihr und sie drehte den Kopf etwas, um ihn ansehen zu können. Dennoch verschwammen seine Konturen vor ihren Augen. Beruhigend strich er ihr über das Haar und langsam klärten sich ihre Sinne etwas. Sie atmete tief durch und spürte seinen warmen Körper, der ihr so viel Halt gab.
    «Bin ich jetzt deine Vesna?», flüsterte sie.
    Er lächelte. Seine Silhouette hob sich schwarz vor dem dunklen Himmel ab. «Das bist du.»
    Seine Stimme klang rau. Er musste es selbst gehört haben, denn er räusperte sich.
    Sie fuhr sich mit einer Hand über das Gesicht und sah auf ihre vor Feuchtigkeit glänzenden Finger.
    «Hatte ich Nasenbluten?»
    «Ja. Es war aber nicht schlimm. Schlaf noch ein wenig.»
    Er zog sie wieder enger an seine Brust und sie schloss die Augen, während sie seinem beständigen Herzschlag lauschte. Sie fühlte sich so unglaublich

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