Drachenbraut
geborgen. Die stete Unruhe, die sie ihr Leben lang getrieben hatte, schien einfach verschwunden. Für immer ausgelöscht in der Verbindung mit ihrem Drachen.
Sie war zu Hause.
Kapitel 23
Josefine erwachte aus tiefem Schlaf. Für einen Moment musste sie sich orientieren, dann brach die Erinnerung mit voller Wucht über ihren verschlafenen Verstand herein. Sie setzte sich abrupt auf und lauschte in die Stille des Waldes. Einige Sekunden starrte sie verwirrt in das Zwielicht der Morgendämmerung.
«Valentin?»
Alles blieb still. Sie zog die Decke fester um den Oberkörper. Eine Welle der Einsamkeit überflutete sie. Gerade als sie sich aufrappeln wollte, um nach ihm zu suchen, spürte sie seinen Herzschlag dicht bei sich.
Plötzlich stand er auf einem der schwarzen Steine am Rand der Lichtung, nackt, wie Gott ihn geschaffen hatte, und mit einer Wildheit im Blick, die Josefine nach Luft schnappen ließ. Mit einer seltsamen, unmenschlichen Geschicklichkeit überwand er die drei Meter Höhenunterschied, bis er direkt vor ihr stand.
Fast zwei Meter pure Männlichkeit, eingehüllt in eine Aura der Andersartigkeit. Von Zivilisation keine Spur mehr. Wie er unbewegt mit bis aufs Äußerste angespannten Muskeln vor ihr stand, war er nur noch brutale Schönheit. Die Farbe seiner Augen wechselte beständig. Das tiefe Grün wurde immer wieder von flammendem Gelb durchbrochen.
Langsam und geschmeidig ließ er sich vor ihr auf die Knie sinken. Sein Duft war verführerisch. Er roch nach Luft und der Höhe. Sein Körper zog sie wie magnetisch an. Sie stellte das Denken ein, richtete sich stattdessen auf und legte die Hände auf seine Brust.
Erstaunen breitete sich auf seinem Gesicht aus. Offensichtlich war er es nicht mehr gewöhnt, dass man ihn berührte. Im nächsten Moment beugte er sich nach vorn, kam immer näher, bis sie schließlich seinen heißen Atem über ihren Hals streifen spürte. Er glühte und diese Hitze schien auf sie überzuspringen. Ein Schauer durchlief sie, der sich knapp unterhalb des Bauchnabels in ein völlig unbekanntes Feuer verwandelte, und doch zögerte sie. Sein Kopf senkte sich weiter. Sie spürte seine Lippen vorsichtig über die empfindliche Haut ihres Halses auf Wanderschaft gehen. Aber seine Berührung hatte erstaunlicherweise nichts Forderndes, sie war eine sanfte Bitte, mehr nicht.
Im ersten Moment war sie verwirrt von den beinahe überwältigenden Empfindungen, die sein Mund auf ihrem Hals entflammte. Sie brauchte ein paar Sekunden der Besinnung und bog das Rückgrat durch, um sich seinem Mund und der berauschenden Nähe zu entziehen.
Er ließ ihr diesen Raum, als spürte er ihre plötzliche Unsicherheit. Wenige Atemzüge lang verharrten sie bewegungslos. Sein Atem glitt heiß über ihren Hals und endlich formte sich das, was sie schon die ganze Zeit gespürte hatte, zu einem greifbaren Gedanken. Er war kein Fremder, vor dem sie sich in Acht nehmen musste. Sie kannte ihn. Ihr Blut war mit seinem verbunden, lange bevor sie das Ritual vollzogen hatten.
Sie vertraute ihm, tief und unerschütterlich. Ihr Körper wusste das schon lange, nur ihre Seele verharrte noch in den altbekannten Mustern. Ihr Leben war geprägt von Rastlosigkeit, von der verzweifelten Suche nach etwas, von dem sie nie wirklich geglaubt hatte, dass es existierte. Aber hier war er. Und ihr Leben war so verlaufen, weil er nicht bei ihr war. Das zu begreifen trieb ihr die Tränen in die Augen.
Er zog sich ebenfalls einige Millimeter zurück. Ein Hauch von Unsicherheit lag in seinen Gesichtszügen, während er ganz vorsichtig mit der Fingerspitze eine Träne auf ihrem Weg über ihre Wange verfolgte. Was für ein Kontrast zu seiner sonst so offensichtlichen Stärke. Vielleicht war es aber genau diese unerwartete Mimik, die so viel menschliche Regung widerspiegelte, die sie veranlasste, eine Entscheidung zu treffen.
Augenblicklich lösten sich die Fesseln um ihre Seele und sie war endlich frei. Frei für ihn und für die Gefühle, die sie überfluteten. Sie konnte und wollte ihn – und sich selbst – nicht länger warten lassen.
Sie ließ die Hände über seinen Bauch gleiten, erkundete mit den Fingerspitzen die deutlichen Linien seiner Bauchmuskeln. Er hielt ganz still, beobachtete sie genau. Es fiel ihm offensichtlich schwer, seine Hände bei sich zu behalten. Dennoch zog er sich noch ein paar Zentimeter mehr zurück, gab ihr den Raum und die Zeit, die sie brauchte.
Sie strich über die glatte, heiße Haut, die ihr so
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