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Drachenei

Drachenei

Titel: Drachenei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert L. Forward
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kurze Herrschaft von Besänftigerins Erstem.
    Weite Kreise der Bevölkerung stellten sich auf die Seite des Truppenkommandanten. Bald hatte die viel größere Gruppe der » Clanisten« die zahlenmäßig kleinere Gruppe der » Mütter« überwunden. Der Truppenkommandant wurde durch Akklamation zum neuen Anführer aller Clans bestimmt.
    Zeit: 14:28:53 Mittlere Greenwich-Zeit, Montag, 20. Juni 2050
    Seiko betrachtete das Abbild des kunstvoll bemalten Cheela auf dem Schirm. Besänftigerins Sorge war mitten in einem seiner konfusen Sätze, als ihn plötzlich eine große Schar Cheela umringte. Seiko erhaschte einen Blick auf glitzernde Messer aus Drachenkristall, und dann verschwand das ihr vom Computer gelieferte Bild. Beinahe sofort leuchtete der Schirm wieder auf. Es war keine Spur von Besänftigerins Sorge mehr zu sehen. Der Schirm zeigte eine völlig schmucklose Cheela-Oberseite. Intelligente Augen auf winkenden Stielen blickten in die Optik.
    » Ich bin Leonardo, Chefwissenschaftler des Himmelsgespräch-Komplexes«, sagte das Bild. » Ich bin vom Anführer aller Clans zum neuen Hüter der Kommunikation ernannt worden.«
    Seikos unbewegliches Gesicht verriet nicht das leiseste Zeichen von Erstaunen. Noch vor einer Sekunde war die Herrscherin dieser Welt die sogenannte Besänftigerin aller Clans gewesen. Jetzt waren die Cheela zu dem alten Titel Anführer zurückgekehrt. Wahrscheinlich machten sie etwas Ähnliches wie die Vereinigung Chinas durch Ch’in oder Europas durch Napoleon durch. Für eine Weile war wohl mit raschen Wechseln zu rechnen, bis sie ihren halbbarbarischen Status überwunden hatten und für eine Regierung mit friedlichen Mitteln reif waren.
    » Ich heiße dich willkommen, Leonardo.« Seiko amüsierte sich ein wenig. Den Namen hatte er wahrscheinlich zusammen mit der Stellung eines Chefwissenschaftlers bekommen. Zurzeit empfanden die Cheela nichts als Ehrfurcht vor den Errungenschaften der Menschheit und übernahmen oft Namen aus der Enzyklopädie, die die Menschen ihnen sandten. Im Lauf des nächsten halben Tages würden sie die Menschen jedoch in Wissenschaft und Technik überflügelt haben. Seiko bezweifelte, dass sie bei ihrer nächsten Schicht noch einen Leonardo oder einen Einstein kennenlernen würde.
    » Mit dem Speicherkristall GAM bis GRE sind wir beinahe durch, und es wird eine kurze Unterbrechung geben, während wir den nächsten einlegen«, sagte Seiko.
    » Gut«, antwortete das vom Computer verlangsamte Abbild Leonardos. » Das wird uns Gelegenheit geben, die neuen Geschmacksumwandler zu installieren.«
    Zeit: 20:29:59 Mittlere Greenwich-Zeit, Montag, 20. Juni 2050
    Suprafluidität war deprimiert. Diese Umdrehung hätte einer der größten Augenblicke seiner Karriere sein sollen, und jetzt war er ihm verdorben. Er war beim Rat für die programmierte Ausbildung der Langsamen gewesen, und der Rat hatte entschieden, den Menschen Suprafluiditäts neue Gravitationstheorie nicht unverhüllt mitzuteilen. Sollten die Menschen diese Theorie doch selbst für sich entdecken.
    Suprafluiditäts Wunsch war es gewesen, dass die Menschen seine neue Theorie anerkannten und anwandten. Schließlich hatten sie den Cheela so viel gegeben.
    Doch er sah es ein: Der einzige Grund, warum die Cheela sich immer noch auf eine ihnen gemäße Art entwickelten, war, dass das ungeheure Wissen der Menschen ihnen so langsam zugegangen war. So hatten die schneller denkenden Cheela sich für gewöhnlich alles längst selbst zusammengereimt, bis die ausführlichen Erklärungen der Menschen angetröpfelt kamen.
    Der Rat hatte verfügt, seine neuen Entdeckungen auf dem Gebiet der Antischwerkraft sollten den Menschen in kodierter Form zugesandt werden. Dann besaßen sie die Information zwar, konnten sie jedoch nicht entziffern, solange sie das geheime Kodewort nicht kannten, das aus dem Durcheinander eine sinnvolle Abhandlung machte. Dieses geheime Kodewort war die komplette nichtlineare Formel, die Suprafluidität nach vielen Umdrehungen tiefen Nachdenkens mühsam entwickelt hatte.
    » Es ist ungerecht«, dachte Suprafluidität. » Um herauszufinden, was ich entdeckt habe, muss einer der Menschen dieselbe Gedankenkette verfolgen wie ich, und diese Person wird dann den ganzen Ruhm einheimsen!«
    Allerdings, so dachte er weiter, viel Freude würde die Person, die das geheime Kodewort knackte, nicht an ihrem Ruhm haben, denn sie musste sich ja sagen, dass sie nur als Zweite durchs Ziel gegangen war.
    » Sie sind so tapfer –

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